Abric, Marie

Marie Abric

Marie Abric OCSO

Abt von Aiguebelle 1882–1923

* 26. Dez. 1844 Sommières (Gard)
† 24. April 1931

Marie Abric, Taufname Raymond, geboren 1844 in der Gemeinde Sommières in Südfrankreich, zwischen Nîmes und Montpellier, erhielt seine Schulbildung bei den Maristen-Schulbrüdern in Saint-Paul-Trois-Châteaux bei Aiguebelle und im Institut Stanislas in Nîmes, wo Raymond Granet, der spätere Abt von Sénanque und Lérins, sein Mitschüler war. 1867 trat er als Postulant in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz Aiguebelle ein, legte 1872 die Profess ab und wurde im selben Jahr zum Priester geweiht. Danach war er nacheinander Kantor, Oblatenmagister, Novizenmeister, Hilfsgeistlicher in der Nachbargemeinde Roussas, Professor für Rethorik, Philosophie und Theologie, und ein Jahr Hausgeistlicher der Trappistinnen in Espira-de-l'Agly. Nach dem Tod des Abtes Gabriel Monbet wurde er am 8. August 1882 zum Nachfolger gewählt[1], am 25. August von Generabt Gregorio Bartolini bestätigt und am 30. August installiert. Die feierliche Benediktion erhielt er am 10. September 1882.

Dom Marie übernahm eine schwere Aufgabe, der er sich zunächst nicht gewachsen fühlte (einem Mitbruder schrieb er nach seiner Wahl „sie haben ein Lamm vor den Pflug gespannt“). Die Abtei Aiguebelle war durch die vielen Erweiterungensbauten und den Kirchenneubau seines Vorgängers hoch verschuldet. Dem neugewählten Abt blieb nichts anderes übrig, als 1882 eine Reise in die prosperierende Tochterabtei Staoueli in Algerien anzutreten und dort um einen Kredit (es ging um eine Million Francs in Gold) zu bitten. Das Ansuchen wurde zunächst abgelehnt, nach Intervention des mitgereisten Generalvikars Étienne Salasc von La Trappe dann doch, wenn auch mit Einschränkungen, gewährt und 1883 von Abt Augustin Charignon (ehemaliger Prior von Aiguebelle) in eine Schenkung umgewandelt.

Die durch den finanziellen Zufluss aus Staoueli und die Einsetzung eines fähigen Cellerars (Jean-Baptiste Chautard, der vor allem die Schokoladenmanufaktur ausbaute), verbesserte wirtschaftliche Lage ermöglichte es Abt Marie in den nächsten Jahren einige Neubauten und Modernisierungen vorzunehmen. 1884 wurde ein Gästehaus für besuchende Verwandte errichtet, 1885 eine Apotheke und im selben Jahr eine Lourdes-Grotte. Die Abteikirche erhielt 1887 einen neuen Hauptaltar und 1889 eine neue Orgel. 1890 wurde, in Erfüllung eines von Abt Gabriel Monbet gegebenen Versprechens, eine monumentale Marienstatue aufgestellt. Die Schokolaterie wurde so groß, dass sie 1895 nach Donzère verlegt wurde. Aus demselben Grund war schon 1892 eine Trennmauer zum Schutz der klösterlichen Abgeschiedenheit gebaut worden. 1897/98 wurde die Straße nach Montjoyer vom Kloster wegverlegt und eine Brücke über das Flüsschen Flammanches gebaut.

Der Klosteraufhebung nach dem antikongregationalistischen Vereinsgesetz von 1901 entging zwar die Abtei Aiguebelle (nachdem der Magistrat von Montjoyer einstimmig für ihren Erhalt votiert hatte), nicht aber die Tochterabtei Staoueli, die 1904 unter Wert verkauft wurde (die Mönche gingen nach Magguzzano in Italien). Als Zufluchtsort für seinen eigenen Konvent erwarb Abt Marie 1902 das ehemalige Kamaldulenserkloster Eremo di Lanzo bei Turin, das zeitweise mit 25 Mönchen besetzt war und bis 1908 Bestand hatte. 1912 wurde es an die Jesuiten verkauft. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde das Gästehaus der Abtei als Lazarett eingerichtet. 31 Religiosen wurden zu den Waffen gerufen; viele wurden ausgezeichnet, vier verloren ihr Leben.

Neben allen politischen Ereignissen ging das religiöse Leben in Aiguebelle weiter. Am 7. Juni 1894 feierte Dom Marie sein silbernes Priesterjubiläum, 1896 fand das Generalkapitel in Aiguebelle statt, 1904 wurde der 50. Jahrestag der Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis gefeiert.

Nachdem er 1922 eine schwere Brustfellentzündung überstanden hatte, bat Dom Marie 1923 das Generalkapitel um seine Demission, die auch gewährt wurde. Er starb am 24. April 1931, nachdem er 41 Jahre dem Kloster Aiguebelle vorgestanden hatte.

gge, März 2010, rev. April 2016

  1. Der am 15. Juli 1882 gewählte Joachim Raynaud konnte die Wahl auf Wunsch Papst Leos XIII. nicht annehmen.

Daten:

Sac.: 1872; Abbas: el. 8. Aug. 1882, ben. 10. Sep. 1882, res. 1923; Dev.: Monstra te esse matrem (Hymn vesp. B. M. V.).

Literatur:

Alloix, Léon: Le révérend dom Marie Abric, abbé de Notre-Dame d'Aiguebelle (1844–1931), Essai de biographie spirituelle, Aiguebelle., sd [1934] · Reynaud, Hector: Dom Marie, abbé de la Trappe d'Aiguebelle. 1844–1931. Paris : Aubanel, 1931 · L’abbatiat de Dom Marie Abric (1882–1923), in: Huit siècles de vie monastique : L'Abbaye de Notre-Dame d'Aiguebelle, 1978, S. 67–72.

Zitierempfehlung: Abric, Marie, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.03.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Abric,_Marie

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