Bösen, Nivard

Nivard Bösen

Nivard Bösen

Abt des Zisterzienserklosters Marienrode 1695–1721

* um 1664
† 26. Juni 1721

Nivard Bösen wurde um 1664 als Sohn des Marienburger Amtsschreibers Melchior Bösen († Feb. 1680) und dessen zweiter Ehefrau Anna Maria Wendt, einer Stieftochter des Gografen Joachim Dannhauser, geboren. Im Marienburger Kirchenbuch, das 1661 mit dem Taufeintrag seiner Schwester Anna Maria beginnt, ist seine Taufe nicht vermerkt.

Dem Beispiel seines älteren Halbbruders Caspar († 23. Aug. 1699) folgend in die Zisterzienserabtei Marienrode eingetreten, legte er am 2. Februar 1681 als Siebzehnjähriger die Profess ab. Er war Granarius, Küchenmeister und Pfarrer in Barienrode (Gem. Diekholzen) und wurde am 11. Juli 1695 (nicht ganz reibungslos) als Nachfolger des verstorbenen Johannes Ningelgen zum Abt gewählt. Den Vorsitz bei der Wahl hatten entgegen dem Ordensrecht drei landesherrliche, d.h. kurfürstlich hannoversche, Kommissare gehabt, unter ihnen der (protestantische) Abt von Loccum Gerhard von der Mülen (latinisiert Molanus). Als besondere Gnade hatte Kurfürst Ernst August gestattet, dass der Abt von Derneburg, Anton Bungartz, als Vertreter des Ordens das dem Wahlakt vorangehende Heiliggeistamt halten und bei der Wahl anwesend sein durfte.

Noch am Wahltag von den Kommissaren in spiritualibus und temporalibus installiert, trat Abt Bösen ein schweres Erbe an. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) war das Kloster fast völlig ruiniert worden und außer dem Mauerwerk nur wenig erhalten geblieben. An Mitteln zum Wiederaufbau fehlte es, da das Kloster infolge der Misswirtschaft der Äbte der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hoch verschuldet und viele Güter verpfändet waren. Erst nachdem Kurfürst Ernst August als Landesherr Bauholz zur Verfügung gestellt hatte, konnte 1685 mit dem Wiederaufbau begonnen werden, sodass die Kommissare das Kloster bei der Abtwahl 1695 in ziemlich gutem Zustand und sehr verbessert vorfanden. Unter anderem war die Kirche völlig wiederhergestellt und am Turm wurde gebaut.

Dringend erforderlich war die Wiederherstellung des Konventsgebäudes und des baufälligen Dormitoriums, die Abt Bösen im Februar 1697 schrittweise in Angriff nahm, nachdem er erneut 100 Waldfuder Tannholz von Kurfürst Clemens August bekommen hatte. Mit der Fertigstellung des Ost- und Nordflügels dürften die Arbeiten am Konventsgebäude kurz nach 1700 zu einem vorläufigen Abschluss gekommen sein. Der unter Abt Bösen begonnene Westflügel wurde von seinen Nachfolgers Bernward Koven (1721–1726) und Edmund Joachim (1726–1748) fertiggestellt.

Danach lassen die Bauregister aber weiterhin Bautätigkeit erkennen: 1703 eine neue Mühle am Kirchenteich, 1704 eine Sakristei an der Kapelle St. Cosmas und Damian, 1705 ein neues Haus auf dem Teichhof in Neuhof, 1709 ein neuer Schafstall, 1712 der Heidekrug, 1713 eine Ölmühle, 1716/17 die Poggenmühle usw. Abt Nivard begnügte sich aber nicht mit den äußerlichen, baulichen Veränderungen; er gründete in Neuhof (Nova Curia) eine katholische Volksschule. Am 12. Oktober 1716 unterzeichneten Bösen, Prior Edmund Joachim und Subprior Benedikt Vogel sowie der Hildesheimer Domherr Hermann Kircherten die Gründungsurkunde, in der sich Kircherten zur Finanzierung und Unterhaltung des Baus verpflichtete. Für den Schulunterricht sorgten die Mönche.

Neben seiner Bautätigkeit führte Abt Nivard lange Prozesse um die Rückgabe verpfändeter Güter mit der Stadt Hildesheim vor dem Hofgericht in Hannover, die 1704 im Vergleich weitgehend beigelegt wurden. Ursache waren Zinsforderungen, die noch auf eine Schuldverschreibung des Abtes Johannes Hahne (1561–1586) zurückgingen und von Abt Ludolf Bauermeister bestätigt worden waren, nun aber bestritten wurden. Weitere Rechtsstreitigkeiten mit Hildesheim folgten ab 1706.

Nivard Bösen starb am 26. Juni 1726 im Alter von 56 Jahren nach längerer Krankheit. Ein Porträt ist von ihm im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Nachfolgern nicht vorhanden. Unklar ist, ob keines angefertigt wurde oder ob es verlorengegangen ist. In Marienrode erinnert an Bösen sein über dem Nordportal des Westflügels (heute Klosterpforte) angebrachtes Wappen mit einer Inschrift, einem Chronostichon, das mit dem Verweis auf die „grausame Wassersucht“ (barbarus Hydrops) möglicherweise einen Hinweis auf seine Todesursache gibt.

gge, März 2020


Daten:

Prof.: 2. Feb. 1681; Abbas: 11. Juli 1695.

Literatur:

Finke, Jutta: Nivardus Bösen : Abt des Klosters Marienrode (1695–1721), in: Hildesheimer Kalender : Jahrbuch für Geschichte und Kultur, 2016, S. 145–153.

Zitierempfehlung: Bösen, Nivard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 11.03.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/B%C3%B6sen,_Nivard

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