Benoist, Henri-Tiburce: Unterschied zwischen den Versionen

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Edouard Benoist wurde 1828 in Ouroux als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geboren, sein Zwillingsbruder Urbain starb bald nach der Geburt. Er besuchte, wie auch seine Brüder, das kleine Seminar in Corbigny, an dem sein Onkel mütterlicherseits Philosophie unterrichtete. Unentschlossen, ob er eine militärische oder geistliche Laufbahn einschlagen sollte, meldete er sich 1860 als Freiwilliger zum päpstlichen Zuavenkorps. Nach der unglücklichen Schlacht von Castelfidardo in sein Heimatland zurückgekehrt, war er dann einige Jahre Angestellter in einem Telegrafenbüro. 1866 trat er wieder als Zouave in die Dienste Pius IX., wurde zum Leutnant befördert und mit dem Silvesterorden ausgezeichnet. Nach der Annexion des Kirchenstaats 1870 und der Entlassung des Zuavenkorps kämpfte Benoist als Offizier der ''Légion des Volontaires de l'Ouest'' auf französischer Seite gegen Preußen (Deutsch-Französischer Krieg), wurde bei Yvré-l'Evêque schwer verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er aber entkommen konnte. Nach Kriegsende entlassen, kehrte er zunächst zu seiner Familie zurück.
 
Edouard Benoist wurde 1828 in Ouroux als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geboren, sein Zwillingsbruder Urbain starb bald nach der Geburt. Er besuchte, wie auch seine Brüder, das kleine Seminar in Corbigny, an dem sein Onkel mütterlicherseits Philosophie unterrichtete. Unentschlossen, ob er eine militärische oder geistliche Laufbahn einschlagen sollte, meldete er sich 1860 als Freiwilliger zum päpstlichen Zuavenkorps. Nach der unglücklichen Schlacht von Castelfidardo in sein Heimatland zurückgekehrt, war er dann einige Jahre Angestellter in einem Telegrafenbüro. 1866 trat er wieder als Zouave in die Dienste Pius IX., wurde zum Leutnant befördert und mit dem Silvesterorden ausgezeichnet. Nach der Annexion des Kirchenstaats 1870 und der Entlassung des Zuavenkorps kämpfte Benoist als Offizier der ''Légion des Volontaires de l'Ouest'' auf französischer Seite gegen Preußen (Deutsch-Französischer Krieg), wurde bei Yvré-l'Evêque schwer verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er aber entkommen konnte. Nach Kriegsende entlassen, kehrte er zunächst zu seiner Familie zurück.
  
Im November 1872 bat Benoist in Sept-Fons um Aufnahme als Brüderkandidat, wurde aber als ''frère Henri'' in das Chornoviziat aufgenommen. Nach der Aufhebung des Klosters durch die französische Regierung 1880<ref>Benoist war der mit der Auflösung des Klosters und der Vertreibung der Mönche beauftragten Regierungsdelegation entschlossen und mit allen Kriegsauszeichnungen auf der Brust (u.a. dem Kreuz der Ehrenlegion) entgegengetreten, hatte aber nichts ausrichten können.</ref> konnte er mit sechs weiteren Mönchen im Klostergebäude wohnen bleiben und wurde 1883 in der Kapelle des Großen Seminars in Moulins von Bischof Dreux-Brézé zum Priester geweiht. Im selben Jahr ging er als Nachfolger des zum Abt von Sept-Fons gewählten Prokurators [[Guénat, Jérôme|Jérôme Guénat]] nach Rom.
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Im November 1872 bat Benoist in [[Sept-Fons]] um Aufnahme als Brüderkandidat, wurde aber als ''frère Henri'' in das Chornoviziat aufgenommen. Nach der Aufhebung des Klosters durch die französische Regierung 1880<ref>Benoist war der mit der Auflösung des Klosters und der Vertreibung der Mönche beauftragten Regierungsdelegation entschlossen und mit allen Kriegsauszeichnungen auf der Brust (u.a. dem Kreuz der Ehrenlegion) entgegengetreten, hatte aber nichts ausrichten können.</ref> konnte er mit sechs weiteren Mönchen im Klostergebäude wohnen bleiben und wurde 1883 in der Kapelle des Priesterseminars in Moulins von Bischof Dreux-Brézé zum Priester geweiht. Im selben Jahr ging er als Nachfolger des zum Abt von Sept-Fons gewählten Prokurators [[Guénat, Jérôme|Jérôme Guénat]] nach Rom.
  
Als Prokurator der Observanzen von Sept-Fons und Westmalle war Benoist die zentrale Informations- und Anlaufstelle für die verstreuten französischen Trappisten, deren Angelegenheiten in Rom, u.a. die wegen der Klosteraufhebungen erfolgenden Neugründungen, er zu bearbeiten hatte. Daneben arbeitete Dom Tiburce, wie er sich nun nannte<ref>Wann und warum er den Ordensnamen wechselte, ist nicht mehr feststellbar.</ref>, eigenhändig am Bau des von Papst Leo XIII. beauftragten Klosters N.D.-des-Catacombes südöstlich von Rom mit<ref>1888 Priorat, 1891 Abtei, 1931 nach Frattocchie transferiert</ref>. 1892 erfolgte die Zusammenlegung der drei Trappistenkongregationen zu einem gemeinsamen Orden reformierter Zisterzienser, deren erstes Generalkapitel 1893 Benoist zum Generalprokurator bestimmte. 1894 schließlich von seinem Posten abgelöst, wurde er noch für fünf Jahre zum Generaldefinitor gewählt, starb aber schon 1897 im Generalatshaus in Rom.<!-- lat. CistC 103 v. Sept. 1897 (zit. nach StMBO XVIII 1897 538) erteilte ihm Kard. Mazzella am 25. Juli 1897 in der Abteikirche Tre Fontane noch die Abtweihe. In der Biographie ist das nicht erwähnt.-->
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Als Prokurator der Observanzen von [[Kongregation von Sept-Fons|Sept-Fons]] und [[Kongregation von Westmalle|Westmalle]] war Benoist die zentrale Informations- und Anlaufstelle für die verstreuten französischen Trappisten, deren Angelegenheiten in Rom, u.a. die wegen der Klosteraufhebungen erfolgenden Neugründungen, er zu bearbeiten hatte. Daneben arbeitete Dom Tiburce, wie er sich nun nannte<ref>Wann und warum er den Ordensnamen wechselte, ist nicht mehr feststellbar.</ref>, eigenhändig am Bau des von Papst Leo XIII. beauftragten Klosters N.D.-des-Catacombes südöstlich von Rom mit<ref>1888 Priorat, 1891 Abtei, 1931 nach Frattocchie transferiert</ref>. 1892 erfolgte die Zusammenlegung der drei Trappistenkongregationen zu einem gemeinsamen Orden reformierter Zisterzienser, deren erstes Generalkapitel 1893 Benoist zum Generalprokurator bestimmte. 1894 schließlich von seinem Posten abgelöst, wurde er noch für fünf Jahre zum Generaldefinitor gewählt, starb aber schon 1897 im Generalatshaus in Rom.
  
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Nach der Cistercienser Chronik 103 v. Sept. 1897 (zit. nach StMBO XVIII 1897 538) erteilte ihm Kardinal Mazzella am 25. Juli 1897 in der Abteikirche Tre Fontane noch die Abtweihe. In der Biographie ist das nicht erwähnt.
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Version vom 25. Mai 2020, 14:50 Uhr

Henri-Tiburce Benoist OCR

Henri-Tiburce Benoist

Prokurator der Kongregation von Sept-Fons 1883–1893, Generalprokurator der reformierten Zisterzienser (Trappisten) 1893–1894

* 22. Juli 1828 Ouroux-en-Morvan
† Dez. 1897 Rom

Edouard Benoist wurde 1828 in Ouroux als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geboren, sein Zwillingsbruder Urbain starb bald nach der Geburt. Er besuchte, wie auch seine Brüder, das kleine Seminar in Corbigny, an dem sein Onkel mütterlicherseits Philosophie unterrichtete. Unentschlossen, ob er eine militärische oder geistliche Laufbahn einschlagen sollte, meldete er sich 1860 als Freiwilliger zum päpstlichen Zuavenkorps. Nach der unglücklichen Schlacht von Castelfidardo in sein Heimatland zurückgekehrt, war er dann einige Jahre Angestellter in einem Telegrafenbüro. 1866 trat er wieder als Zouave in die Dienste Pius IX., wurde zum Leutnant befördert und mit dem Silvesterorden ausgezeichnet. Nach der Annexion des Kirchenstaats 1870 und der Entlassung des Zuavenkorps kämpfte Benoist als Offizier der Légion des Volontaires de l'Ouest auf französischer Seite gegen Preußen (Deutsch-Französischer Krieg), wurde bei Yvré-l'Evêque schwer verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er aber entkommen konnte. Nach Kriegsende entlassen, kehrte er zunächst zu seiner Familie zurück.

Im November 1872 bat Benoist in Sept-Fons um Aufnahme als Brüderkandidat, wurde aber als frère Henri in das Chornoviziat aufgenommen. Nach der Aufhebung des Klosters durch die französische Regierung 1880[1] konnte er mit sechs weiteren Mönchen im Klostergebäude wohnen bleiben und wurde 1883 in der Kapelle des Priesterseminars in Moulins von Bischof Dreux-Brézé zum Priester geweiht. Im selben Jahr ging er als Nachfolger des zum Abt von Sept-Fons gewählten Prokurators Jérôme Guénat nach Rom.

Als Prokurator der Observanzen von Sept-Fons und Westmalle war Benoist die zentrale Informations- und Anlaufstelle für die verstreuten französischen Trappisten, deren Angelegenheiten in Rom, u.a. die wegen der Klosteraufhebungen erfolgenden Neugründungen, er zu bearbeiten hatte. Daneben arbeitete Dom Tiburce, wie er sich nun nannte[2], eigenhändig am Bau des von Papst Leo XIII. beauftragten Klosters N.D.-des-Catacombes südöstlich von Rom mit[3]. 1892 erfolgte die Zusammenlegung der drei Trappistenkongregationen zu einem gemeinsamen Orden reformierter Zisterzienser, deren erstes Generalkapitel 1893 Benoist zum Generalprokurator bestimmte. 1894 schließlich von seinem Posten abgelöst, wurde er noch für fünf Jahre zum Generaldefinitor gewählt, starb aber schon 1897 im Generalatshaus in Rom.

Nach der Cistercienser Chronik 103 v. Sept. 1897 (zit. nach StMBO XVIII 1897 538) erteilte ihm Kardinal Mazzella am 25. Juli 1897 in der Abteikirche Tre Fontane noch die Abtweihe. In der Biographie ist das nicht erwähnt.

gge, März 2010

  1. Benoist war der mit der Auflösung des Klosters und der Vertreibung der Mönche beauftragten Regierungsdelegation entschlossen und mit allen Kriegsauszeichnungen auf der Brust (u.a. dem Kreuz der Ehrenlegion) entgegengetreten, hatte aber nichts ausrichten können.
  2. Wann und warum er den Ordensnamen wechselte, ist nicht mehr feststellbar.
  3. 1888 Priorat, 1891 Abtei, 1931 nach Frattocchie transferiert

Daten:

Vest.: 21. Nov. 1872; Prof.: 21. Nov. 1874, 8. Dez. 1877; Sac.: 10. März 1883; Proc: 1883–92 u. 1893–94, Def. gen.: 1894–1897.

Literatur:

Préville, X[avier de]: Zouave du Pape et soldat de Dieu. Vie d'Edouard Benoist. Zouave pontifical et Procureur général de la Trappe (1828–1897). Paris: Saint-Paul Librairie et Œuvre de Saint-Charles, [um 1920]

Zitierempfehlung: Benoist, Henri-Tiburce, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Benoist,_Henri-Tiburce

Vorlage:Page.name: BENOIST, Henri-Tiburce (Edouard) OCSO (1828–1897) – Biographia Cisterciensis