Boll, Bernhard

Bernhard Boll

Bernhard Boll

Zisterzienser der Abtei Salem; Erzbischof von Freiburg 1827–1836

* 07. Juni 1756 Stuttgart
06. März 1836 Freiburg im Breisgau

Der in Stuttgart geborene Heinrich Boll wurde seit dem sechsten Lebensjahr im Haus eines väterlichen Freundes, des späteren Stiftspropstes Franz Anton Bolz, in Rottenburg erzogen und war von seinem Vater, einem Offizier ebenfalls für eine militärische Laufbahn bestimmt. Seine eigene Neigung führte ihn jedoch zum Studium. Er besuchte das Gymnasium der Jesuiten in Rottenburg, trat 1772 in das Noviziat der Jesuiten in Rottweil ein und besuchte das Theologenkonvikt in Dillingen an der Donau.

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) verlegte er sich auf auf Mathematik und Physik und trat 1774 in die Zisterzienserabtei Salem am Bodensee ein (Profess 1776). 1780 zum Priester geweiht, wurde er mit der Ordnung und Katalogisierung der Bibliothek betraut und war in den folgenden Jahren Professor für Philosophie, Dogmatik, Pastoral, Moral und Kirchenrecht am Hausstudium in Salem und von 1797 bis 1801 in gleicher Funktion im Salemer Tochterkloster Tennenbach. Bei der letzten Abtwahl in Salem hatte er anfänglich gleich viele Stimmen wie der schließlich gewählte Kaspar Öchsle[1].

Die Säkularisation der Reichsabtei Salem 1804 setzte Bolls Leben als Zisterzienser ein Ende. Nach der am 9. Mai 1805 absolvierten Konkursprüfung wurde er als ordetnlicher Philosophieprofessor an die Universität Freiburg berufen. Am 23. März 1809 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und am 20. Mai 1809 vom Konsistorium der Universität einstimmig für das Amt des Pfarrers am Freiburger Münster präsentiert, für das die Universität das Besetzungsrecht hatte. 1810 wurde er zum bischöflichen Kommissär und Dekan bestellt, später auch zum Apostolischen Protonotar. 1824 von Großherzog Ludwig als Kompromisskandidat für den nach jahrelangen Verhandlungen neugeschaffenen Freiburger Erzbischofstuhl vorgeschlagen, erhielt er 1827 durch den Kölner Kardinal Spiegel die Bischofsweihe.

Erzbischof Bolls Episkopat stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Funktionierende Verwaltungsstrukturen mussten erst aufgebaut und die unterschiedlichen Traditionen der Vorgängerbistümer unter einen Hut gebracht werden. So waren die ehemals zum Bistum Konstanz gehörenden Teile des Erzbistums wesentlich stärker von der Aufklärung geprägt als die traditionalistischeren Gebiete im nördlichen Bistum. Dazu kam, dass die Karlsruher Kirchenbehörde mit Ausnahme der Weihegewalt alle bischöflichen Rechte für sich beanspruchte und dem neuen Metropoliten kaum Gestaltungsspielräume ließ (Staatskirchentum).

Geschwächt von Alter und Krankheit bot Boll schließlich dem Papst seinen Rücktritt an, starb aber noch vor der Entscheidung. Sein Grab fand er in seiner Domkirche. Sein Vermögen vermachte er dem Bistum, darunter vor allem Immobilien in Freiburg und Bruchsal.

  1. Willi, Dominikus: Päpste, Kardinäle und Bischöfe aus dem Cistercienser-Orden, Bregenz 1912, S. 36.

gge, Dez. 2010, rev. Dez. 2012, Nov. 2020


Daten:

Prof.: 13. Nov. 1776; Sac.: 28. Sep. 1780; Ep.: nom. 21. Mai 1827, cons. 21. Okt. 1827.

Literatur:

Dietrich, Adolf: Bernhard Boll, Mönch von Salem und erster Erzbischof von Freiburg i. Br., in Cistercienser Chronik 39 (1927), S. 285–293, 332–337, 367–374 · Schmider, Christoph: Die Freiburger Bischöfe: 175 Jahre Erzbistum Freiburg. Eine Geschichte in Lebensbildern. Freiburg i. Br.: Herder, 2002.

Normdaten:

GND: 118659286 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Boll, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Boll,_Bernhard

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