De Bie, Amadeus

Amadeus de Bie OCist

Amadeus de Bie OCist

2. Abt der St.-Bernhardsabtei Bornem 1895–1900; Generalabt des Zisterzienserordens 1900–1920

* 16. März 1844 Wouw, Gem. Rosendaal, Niederlande
† 25. Juni 1920 Rom

Amedeus de Bie, Taufname Gerardus Franciscus, wurde am 16. März 1844 im niederländischen Dorf Wouw als ältestes der vier überlebenden Kinder des Ladenbesitzers Cornelis de Bie (1811–1895) und seiner Frau Antonetta Regina geb. Aerden († 1886) geboren. Alle vier Geschwister wurden Ordensleute: die beiden jüngeren Brüder starben sehr früh als Jesuiten (1891 bzw. 1892), die einzige Schwester (1848–1925) trat in den Orden der Heimsuchung (Salesianerinnen) in Belgien ein.

Gerardus de Bie besuchte das Kolleg in Herentals in Belgien und trat 1862 in die Zisterzienserabtei Bornem ein, wo er den Ordensnamen Amedeus erhielt (nach Amadeus von Lausanne). Als erster Bornemer Novize legte er dort vor der feierlichen Profess (8. Sep. 1866) zeitliche Gelübde ab (30. Aug. 1863). Am 11. Juni 1870 wurde er zum Priester geweiht.

Danach lehrte er in Bornem Philosophie, bis er am 1. Januar 1875 als Kaplan die große, vom Kloster Bornem betreute Pfarrei Oud-Gastel in Holland übernahm. Dort blieb er zwanzig Jahre, bis zu seiner Wahl zum Abt. Im Oktober 1883 begleitete er als Sekretär den Apostolischen Delegaten Henricus Smeulders, ebenfalls Professe von Bornem, auf dessen einjähriger Visitationsreise nach Kanada und kehrte im Dezember 1884, vom Hl. Stuhl mit dem Titel eines „missionarius apostolicus“ ausgezeichnet, wieder auf seine Pfarrstelle zurück. Beim Generalkapitel 1891 in Wien vertrat er als Delegierter seinen Abt Robertus Van Ommeren. Nach dessen Tod 1895 zum Nachfolger gewählt (12. Feb. 1895), erhielt er am 3. Mai 1895 von Kardinal Gooskens von Brüssel die Benediktion. Fünf Jahre stand er der Abtei vor, bis er auf dem Generalkapitel 1900 in Rom, Santa Croce, zum Generalabt des Zisterzienserordens gewählt wurde (2. Okt. 1900).

Mit De Bies Wahl begann für den Zisterzienserorden der gewöhnlichen Observanz ein neues Kapitel. Hatte bisher, seit der Französischen Revolution, der Generalabt sein Amt nur befristet ausgeübt und in seinem Heimatkloster residiert, so hatte der Hl. Stuhl nun gewünscht, dass der neue Generalabt in Rom residiere. Amedeus de Bie war daher gezwungen, sein Abbatiat aufzugeben und sein Professkloster zu verlassen (was er schweren Herzens tat) und wurde, um nicht nach Ablauf einer begrenzten Amtszeit als Abt ohne Abtei dazustehen, auf Lebenszeit gewählt. Da der Orden damals in Rom noch kein eigenes Generalatshaus hatte, wohnte er zunächst als Gast im Kloster Santa Croce und mietete dann eine Wohnung, die er sich mit dem Generalprokurator und einem Laienbruder aus Bornem (Fr. Hilarius) teilte.

Zweimal visitierte Generalabt de Bie die belgischen und italienischen Klöster, 1906 die Stifte Niederösterreichs und die der Schweizerisch-Deutschen Kongregation, 1910 und 1911 einige Klöster der französischen Kongregation (Sénanque). Zu weiteren Visitationen delegierte er, aus gesundheitlichen Gründen zu weiten Reisen nicht mehr in der Lage, den Generalprokurator, so z.B. 1912 nach Sittich (Stična) und 1914 nach Mehrerau. Besondere Sorgen bereiteten ihm die Klöster der Kongregation von Sénanque, die teilweise während des französischen 'Klostersturms' schon zu Beginn seiner Amtszeit geschlossen oder ins Ausland vertrieben wurden und deren Ausscheiden aus der Jurisdiktion des Ordens er später bei den französischen Bischöfen und der Kurie verhindern musste (was auch gelang).

Zusätzlich zu seinen Aufgaben als Generalabt erhielt er 1905 vom Hl. Stuhl noch die Funktion des Präses der noch unter den Nachwehen der Säkularisation 1870 leidenden italienischen Zisterzienserkongregation, die er durch die Erarbeitung neuer Statuten reorganisieren sollte. Hier scheiterte er am Widerstand der italienischen Äbte und gab dieses Amt 1910 wieder auf. 1907 zum Apostolischen Administrator der bisher zu keinem Ordensverband gehörenden Abtei Casamari ernannt, war er auch hier wenig erfolgreich und konnte die Unterstellung der Abtei unter die Benediktinerkongregation von Subiaco nicht verhindern. Als 1912 ernsthaft darüber verhandelt wurde, die ehemals trappistische Kongregation der Mariannhiller Missionare in den Zisterzienserorden der gewöhnlichen Observanz aufzunehmen, schickte er den Generalprokurator Ernő Szeghy nach Südafrika, um die Verhandlungen zu führen. Das Scheitern dieses Projekts, hauptsächlich am finanziellen Standpunkt des Ordens, bedauerte er sehr. Erfolgeicher war er bei der Ernennung seines Landsmannes Wilhelmus van Rossum zum Kardinalprotektor des Ordens nach dem Tod des bisherigen Protektors Kardinal Agliardi 1914.

Mit dem Generalkapitel des Jahres 1900 war auch eine Reorganisation des Ordens im Sinne eines engeren Zusammenschlusses der Kongregationen eingeleitet worden. Deren Ergebnis war der von de Bie erarbeitete Entwurf der Constitutiones de supremo Ordinis Cisterciensis Regimine, die den Hauptverhandlungsgegenstand der Generalkapitel 1905 und 1910 bildeten. Dass diese gemeinsamen Konstitutionen noch bis zu de Bies Tod 1920 nicht vom hl. Stuhl approbiert waren, lag außerhalb seiner Verantwortung.

Amadeus de Bies Generalat war nur wenig glänzend und tatvoll, u.a. wegen seiner Kränklichkeit (ein Magenleiden), seines 'nordischen' (aus der Sicht der Italiener) Charakters und der schwachen Position, in der er sich wegen der noch kaum definierten Position als Generalabt befand. „Zum Repräsentieren, was seine Hauptaufgabe gewesen wäre, fehlten ihm das Naturell und die Mittel, zum Regieren und Verwalten, wozu er Talent hatte, die Macht und zum Arbeiten für den Orden, was er gerne getan hätte, die Gelegenheit“, wie der Schweizer Zisterzienser Adalgott Benz im Nachruf resümiert. Er tat sein Bestes und harrte auf seinem schwierigen und undankbaren Posten aus. Der Papst zeichnete ihn mit dem violetten Pileolus und der Cappa Magna aus. Ersteres war eine persönliche Ehrung, letztere ging auf seine Nachfolger über.

Amadeus De Bie starb am 25. Juni 1920 in Rom, wenige Tage vor seinem goldenen Priesterjubiläum, das er in Bornem feiern wollte, und wurde in der Gruft der italienischen Zisterzienser auf dem Campo Verano beigesetzt. Die Exequien in der Basilika Santa Croce hielt der greise Abt Angelo Testa. De Bies letzter Wunsch, in seinem Heimatkloster Bornem zu sterben und begraben zu werden, erfüllte sich nicht. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Kassian Haid gewählt, der nicht auf seine Abtei verzichtete und in Mehrerau blieb.

gge, März 2017


Daten:

Vest.: 23. Juni 1862, Prof.: 30. Aug. 1863, 8. Sep. 1866; Sac.: 11. Juni 1870; Primiz: 17. Juni 1870; Abbas: el. 12. Feb. 1895, ben. 3. Mai 1895; Dev.: Sobrie, pie, juste; Abbas gen.: 2. Okt. 1900 – 25. Juni 1920.

Literatur:

Adalgott Benz: Generalabt Amadeus De Bie †, in: Cistercienser Chronik 32 (1920) S. 129–132, 145–150

Zitierempfehlung: De Bie, Amadeus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 31.03.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/De_Bie,_Amadeus

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