Grasböck, Theobald: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
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Theobald Grasböck, Taufname Anton Matthias, wurde 1846 als Sohn einer Kleinhäuslerfamilie in Weinzierl, Bad Leonfelden, geboren. 1854 kam er als Sängerknabe in das Zisterzienserstift [[Wilhering]]. 1859 wechselte er mit Unterstützung des Stiftes in das bischöfliche Knabenseminar auf dem Freinberg in Linz. Nachdem er dort die Reifeprüfung mit sehr gutem Erfolg abgelegt hatte, trat er 1867 in das Stift Wilhering ein und erhielt den Ordensnamen Theobald. Nach dem Theologiestudium an der theologischen Hauslehranstalt des Prämonstratenser-Stiftes St. Florian wurde er 1872 zum Priester geweiht. Im Stift betreute er die Sängerknaben und unterrichtete Religion an der Wilheringer Volksschule. 1875 wurde er Kooperator in Ottensheim. Hauptverdienst seines Wirkens in Ottensheim ist die Gründung der »Kleinkinderbewahranstalt« und der damit verbundenen Industrieschule.
Anton Grasböck wurde 1846 als Sohn einer Kleinhäuslerfamilie in Weinzierl, Bad Leonfelden, geboren. 1854 kam er als Sängerknabe in das Stift Wilhering. 1859 wechselte er mit Unterstützung des Stiftes in das bischöfliche Knabenseminar auf dem Freinberg in Linz. Nachdem er dort die Reifeprüfung mit sehr gutem Erfolg abgelegt hatte, trat er 1867 in das Stift Wilhering ein und erhielt den Ordensnamen Theobald. Nach dem Theologiestudium an der theologischen Hauslehranstalt des Prämonstratenser-Stiftes St. Florian wurde er 1872 zum Priester geweiht. Im Stift betreute er die Sängerknaben und unterrichtete Religion an der Wilheringer Volksschule. 1875 wurde er Kooperator in Ottensheim. Hauptverdienst seines Wirkens in Ottensheim ist die Gründung der »Kleinkinderbewahranstalt« und der damit verbundenen Industrieschule.
 
  
1884 wurde er in das Stift zurückberufen und zum Prior bestellt, um den greisen Abt [[Dorfer, Alois|Alois Dorfer]] (1807—1892) zu unterstützen. Auch hier setzte er sich unter anderem wieder für Schulbelange ein. Er trat in den Ortsschulrat von Wilhering ein und wurde kurz darauf vom Oberösterreichischen Landesausschuss in den kaiserl.-königl. Bezirksschulrat in Linz berufen. 1888 wurde er zum Obmann des Schulrates für alle drei im Gemeindegebiet von Wilhering liegenden Schulen ernannt.
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1884 wurde er in das Stift zurückberufen und zum Prior bestellt, um den greisen Abt [[Dorfer, Alois|Alois Dorfer]] (1807—1892) zu unterstützen. Auch hier setzte er sich unter anderem wieder für Schulbelange ein. Er trat in den Ortsschulrat von Wilhering ein und wurde kurz darauf vom Oberösterreichischen Landesausschuss in den kaiserlich-königlichen Bezirksschulrat in Linz berufen. 1888 wurde er zum Obmann des Schulrates für alle drei im Gemeindegebiet von Wilhering liegenden Schulen ernannt.
  
Nach Abt Dorfers Tod wurde Grasböck 1892 zum Abt gewählt. Er bemühte sich um eine Erneuerung des Ordensgeistes im eigenen Haus und weiter um die Schulbildung. 1895 gründete Grasböck gegen erheblichen Widerstand des Bischofs und der Ordensleitung das Stiftsgymnasium in Wilhering, das – wie er in seinem Tagebuch schrieb – den Zweck hatte, einen größeren Personalstand im Konvent zu beschäftigen und damit das klösterliche Leben zu heben, die Wissenschaft zu pflegen und den Kindern des Volkes behilflich zu sein, sich auf billige Weise den gelehrten Berufen zuwenden zu können.
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Nach Abt Dorfers Tod wurde Grasböck 1892 zum Abt gewählt. Er bemühte sich um eine Erneuerung des Ordensgeistes im eigenen Haus und weiter um die Schulbildung. Als Vertreter des Großgrundbesitzes wurde Grasböck 1892 in den oberösterreichischen Landtag gewählt. 1893 wurde er zum Generalvikar der Österreichisch-Ungarischen Zisterzienserkongregation gewählt und unternahm als solcher ausgedehnte Visitationsreisen. Seit 1899 war er Mitglied des Herrenhauses und des Landesschulrates.
  
Als Vertreter des Großgrundbesitzes wurde Grasböck in den oberösterreichischen Landtag gewählt. 1893 wurde er zum Generalvikar der [[Österreichisch-Ungarische Zisterzienserkongregation|Österreichisch-Ungarischen Zisterzienserkongregation]] gewählt. Seit 1899 war er Mitglied des Herrenhauses und des Landesschulrates.
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1895 gründete Grasböck gegen erheblichen Widerstand des Bischofs<ref>Bischof Doppelbauer sah in der Gründung des Stiftsgymnasiums Wilhering eine Konkurrenz zum Linzer Petrinum.</ref> und der Ordensleitung<ref>Generalabt [[De Bie, Amadeus|Amadeus De Bie]] beklagte in einem Visitationsprotokoll von 1906, dass „die  jungen  Patres zum Lehramtsstudium geschickt würden und nicht mehr wie bisher zur Seelsorgsaushilfe zur Verfügung stünden, wo doch der vorrangige Zweck des Klosters die Seelsorge und nicht das Gymnasium sei.“</ref>, aber mit Wohlwollen des Kaisers<ref>Kaiser Franz Joseph hatte Grasböck bei der Antrittsaudienz am 19. September 1892, von der Grasböck ein Gedächtnisprotokoll anfertigte, in seinem Vorhaben bestärkt ({{titel|Dessl}}).</ref>, das Stiftsgymnasium in Wilhering, das – wie er in seinem Tagebuch schrieb – den Zweck hatte, „einen größeren Personalstand im Konvent zu beschäftigen und damit das klösterliche Leben zu heben, die Wissenschaft zu pflegen und den Kindern des Volkes behilflich zu sein, sich auf billige Weise den gelehrten Berufen zuwenden zu können“.  
  
Theobald Grasböck starb 1915 im Stift Wilhering und wurde in der Äbtegruft unter der Kirche beigesetzt.
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Die Erweiterung des Untergymnasiums zu einem Vollgymnasium mit dem  Schuljahr 1917/18 und die erste Matura 1922 erlebte Theobald Grasböck nicht mehr. Er starb 1915 im Stift Wilhering und wurde in der Äbtegruft unter der Kirche beigesetzt.
  
==Lebensdaten==
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==Literatur==
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* P. Reinhold Dessl: ''Theobald Grasböck (1846-1915). Das Wirken des Wilheringer Abtes im Dienste der Österreichisch-Ungarischen Zisterzienserkongregation.'' – Linz, 1989
 
  
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Aktuelle Version vom 9. Januar 2020, 22:38 Uhr

Theobald Grasböck OCist

Theobald Grasböck OCist

66. Abt des Stiftes Wilhering 1892–1915; Gründer des Stiftsgymnasiums Wilhering

* 16. Sep. 1846 Weinzierl
† 27. Sep. 1915 Wilhering

Theobald Grasböck, Taufname Anton Matthias, wurde 1846 als Sohn einer Kleinhäuslerfamilie in Weinzierl, Bad Leonfelden, geboren. 1854 kam er als Sängerknabe in das Zisterzienserstift Wilhering. 1859 wechselte er mit Unterstützung des Stiftes in das bischöfliche Knabenseminar auf dem Freinberg in Linz. Nachdem er dort die Reifeprüfung mit sehr gutem Erfolg abgelegt hatte, trat er 1867 in das Stift Wilhering ein und erhielt den Ordensnamen Theobald. Nach dem Theologiestudium an der theologischen Hauslehranstalt des Prämonstratenser-Stiftes St. Florian wurde er 1872 zum Priester geweiht. Im Stift betreute er die Sängerknaben und unterrichtete Religion an der Wilheringer Volksschule. 1875 wurde er Kooperator in Ottensheim. Hauptverdienst seines Wirkens in Ottensheim ist die Gründung der »Kleinkinderbewahranstalt« und der damit verbundenen Industrieschule.

1884 wurde er in das Stift zurückberufen und zum Prior bestellt, um den greisen Abt Alois Dorfer (1807—1892) zu unterstützen. Auch hier setzte er sich unter anderem wieder für Schulbelange ein. Er trat in den Ortsschulrat von Wilhering ein und wurde kurz darauf vom Oberösterreichischen Landesausschuss in den kaiserlich-königlichen Bezirksschulrat in Linz berufen. 1888 wurde er zum Obmann des Schulrates für alle drei im Gemeindegebiet von Wilhering liegenden Schulen ernannt.

Nach Abt Dorfers Tod wurde Grasböck 1892 zum Abt gewählt. Er bemühte sich um eine Erneuerung des Ordensgeistes im eigenen Haus und weiter um die Schulbildung. Als Vertreter des Großgrundbesitzes wurde Grasböck 1892 in den oberösterreichischen Landtag gewählt. 1893 wurde er zum Generalvikar der Österreichisch-Ungarischen Zisterzienserkongregation gewählt und unternahm als solcher ausgedehnte Visitationsreisen. Seit 1899 war er Mitglied des Herrenhauses und des Landesschulrates.

1895 gründete Grasböck gegen erheblichen Widerstand des Bischofs[1] und der Ordensleitung[2], aber mit Wohlwollen des Kaisers[3], das Stiftsgymnasium in Wilhering, das – wie er in seinem Tagebuch schrieb – den Zweck hatte, „einen größeren Personalstand im Konvent zu beschäftigen und damit das klösterliche Leben zu heben, die Wissenschaft zu pflegen und den Kindern des Volkes behilflich zu sein, sich auf billige Weise den gelehrten Berufen zuwenden zu können“.

Die Erweiterung des Untergymnasiums zu einem Vollgymnasium mit dem Schuljahr 1917/18 und die erste Matura 1922 erlebte Theobald Grasböck nicht mehr. Er starb 1915 im Stift Wilhering und wurde in der Äbtegruft unter der Kirche beigesetzt.

gge, Jan. 2008

  1. Bischof Doppelbauer sah in der Gründung des Stiftsgymnasiums Wilhering eine Konkurrenz zum Linzer Petrinum.
  2. Generalabt Amadeus De Bie beklagte in einem Visitationsprotokoll von 1906, dass „die jungen Patres zum Lehramtsstudium geschickt würden und nicht mehr wie bisher zur Seelsorgsaushilfe zur Verfügung stünden, wo doch der vorrangige Zweck des Klosters die Seelsorge und nicht das Gymnasium sei.“
  3. Kaiser Franz Joseph hatte Grasböck bei der Antrittsaudienz am 19. September 1892, von der Grasböck ein Gedächtnisprotokoll anfertigte, in seinem Vorhaben bestärkt (Dessl).

Daten:

Vest.: 20. Aug. 1867; Prof.: 21. Aug. 1868, 1. Nov. 1871; Sac.: 28. Juli 1872; Abbas: el. 20. Juli 1892, ben. 21. Juli 1892 (Bf. Franz M. Doppelbauer).

Literatur:

Dessl, Reinhold Johann: Theobald Grasböck (1846–1915). Das Wirken des Wilheringer Abtes im Dienste der Österreichisch-Ungarischen Zisterzienserkongregation, in: Analecta Cisterciensia 45 (Rom 1989) S. 121–175 (zugleich in gekürzter Form: Diss. Theol. Hochschule Linz 1990) · Schiller, Leopold: Theobald Grasböck 1846–1915. Oberösterreichische Männergestalten Nr 561. S. 43–47 · »Eine getreue Schilderung unserer bewegten Zeit«. Aus dem Tagebuch des Gründers unseres Gymnasiums. Hrsg.: Dominik J. Nimmervoll. Jahresbericht Stiftsgymnasium Wilhering 70. 1979/80 (1980) S. 5–52 (Berichte 1884–1899) · »Eine getreue Schilderung unserer bewegten Zeit«. Aus dem Tagebuch des Gründers unseres Gymnasiums. Hrsg.: Dominik J. Nimmervoll. Teil 2. Jahresbericht Stiftsgymnasium Wilhering 1981/82 (1981) S. 5–29 (Berichte 1900–1913) · Cistercienser Chronik 27 (1915), S. 276–280 · Bibliographie

Normdaten:

GND: 101138518X · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Grasböck, Theobald, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.01.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Grasb%C3%B6ck,_Theobald

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