Link, Johann Bernhard

Johann Bernhard Link

Johann Bernhard Link

konkurrierende Schreibung: Linck, Ordensname: Malachias

51. Abt des Zisterzienserstiftes Zwettl 1646–1671; Annalist

* 13. Aug. 1606 Breslau
† 19. Nov. 1671 Zwettl

Johann Bernhard Link stammte wie Abt Johann Seyfried (reg. 1612–1625), dessen Neffe er war, aus Breslau. Sein Vater Georg Link war Bürger zu Neiße und Verwalter der Güter der Herrn von Rohna, seine Mutter Anna die Schwester des verstorbenen Abtes Johann Seyfried.

Vom Schüler zum Abt

Als Siebenjähriger von seinem Onkel in das Zisterzienserstift Zwettl aufgenommen, erhielt Link dort seine Gymnasialbildung. Philosophie und Theologie studierte er in Krems und Wien und trat 1630 als fr. Malachias in das Stift ein. Da er sich für Geschichte interessierte, beauftragte ihn Abt Martin Günter mit der Abfassung der Stiftsannalen, die 1639 fertiggestellt waren.

Danach zum Stiftskämmerer bestellt, machte er sich trotz der Widrigkeiten des Dreißigjährigen Krieges so verdient, dass er nach dem Tod des Abtes Georg Nivard Koweindl Ende 1645 mit dem Hofrichter Tobias Zeller zum Temporaladministrator bestellt und am 23. September 1646, nachdem eine Abtwahl nach der Pestepidemie wieder möglich war, unter dem Vorsitz des Heiligenkreuzer Abtes Michael Schnabel mit acht von zehn Stimmen zum Abt gewählt wurde.

Nach Eingang der kaiserlichen Bestätigung wurde er am 28. Oktober 1646 von Abt Michael Schnabel installiert und – in Gegenwart der Hofkommissare Martin Hafner und Heinrich Straßer, der Prälaten Zacharias Frey OSB von Altenburg und Bernhard Breil von Neustadt (Neukloster) und des Propstes Matthias Schwab von Zwettl – noch am selben Tag infuliert. Von da an führte Link statt seines Klosternamens Malachias wieder seinen Taufnamen Johann Bernhard.

Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg

Abt Johann Bernhard, zum Abt gewählt kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, unter dem die Abtei Zwettl sehr gelitten hatte, verwendete seine ganze Energie auf die innere und äußere Wiederaufrichtung der mehrfach geplünderten, wirtschaftlich ausgebluteten und hoch verschuldeten Abtei. Auch die entfernten Stiftsbesitzungen in Kammern und Weinzierl waren verwüstet, Zistersdorf beinahe verödet. Bevor er sich aber an diese Aufgabe machen konnte, musste er mit seinem Konvent noch einmal vor den Schweden nach Wien flüchten (22. August bis 23. November 1648). Die Novizen wurden nach Heiligenkreuz geschickt.

Nach Zwettl zurückgekehrt, begann er mit dem Wiederaufbau, bei dem ihm seine Kenntnisse als Kämmerer sehr von nutzen waren. Er ließ die verwüsteten Klostergüter wieder instand setzen und zahlte, trotz der Beiträge, die das Stift 1661 zur Befestigung der Stadt Wien und 1683 zur Abwehr der Türken zu zahlen hatte, 10.000 Gulden Schulden ab. Als Marienverehrer ließ er die Wallfahrtskirche Maria Rafing (heute Kirchenruine Rafingsberg in Rafingsberg bei Windigsteig) neu erbauen, außerdem die Kirche in Windigsteig restaurieren und in Siebenlinden die Sebastiankirche bauen. Für den Klosterhof in Kammern kaufte er Wald und Äcker, in Klosterneuburg den Weingarten Siebenstock vom Stift Baumgartenberg und das Gut Moidrams bei Zwettl.

Verteidiger der Rechte

Mit Energie verteidigte er die Rechte des Stiftes und setzte sich für die Rückgewinnung verlorengegangener Güter und Rechte ein. Das dem Stift von dem Grafen Julius von Hardegg vorenthaltene Dorf Treuberg holte er wieder zurück und befreite den Stiftshof in Wien von der widerrechtlich erhobenen Abgabe eines Hofquartiers. Dem Grafen von Windhag weigerte er sich das Patronatsrecht über die Pfarre Edelsbach abzutreten. Ebenso versuchte er, die alten Privilegien, die durch die neue Landgerichtsordnung außer Kraft gesetzt waren, aufrechtzuerhalten und ließ sein Landgericht in Kühbach im Beisein der angrenzenden Besitzer genau umgrenzen. Wie schon seine Vorgänger versuchte auch er (vergeblich), die alte Salzstiftung von Salzburg wiederzuerlangen. Erfolglos war auch sein Versuch, Ossarn und Neunzen wieder an das Stift zu bringen. Den Geographen der österreichischen Stände, Georg Matthäus Vischer, ließ er den Umfang der Stiftsbesitzungen aufnehmen und in Kupfer stechen.

Wirken im Inneren

Im Kloster gründete Link eine philosophische Schule, eine Apotheke und ließ die vor den Schweden in das Schloss Lichtenfels bei Peygarten-Ottenstein in Sicherheit gebrachte Bibliothek zurückholen. Zwei Geistliche schickte er zum Studium zu den Schotten nach Wien, mehrere andere zu den Jesuiten nach Graz. Die in den Kriegsjahren herabgesunkene Disziplin stellte er allmählich wieder her und vermehrte die Zahl der Konventualen bis zu seinem Todesjahr 1671 auf 31. 1652 wurde Zwettl durch den Vaterabt Michael Schnabel und 1654 durch den Generalabt Claude Vaussin von Cîteaux visitiert[1], die an der Klosterdisziplin nichts auszusetzen hatten. Mönche, die mit Links Regiment nicht einverstanden waren, wurden 1659 mit Einverständnis des Generalvikars Matthäus Kolweiß von Lilienfeld in andere Klöster oder auf externe Seelsorgeposten versetzt (was wegen des Mangels an Weltpriestern leicht möglich war) und trieben so u.a. die Rekatholisierung voran.

Sorge für die Armen

Neben all diesen Aktivitäten vergaß Abt Link aus die Bedürftigen nicht. 1649 übertrug ihm die Regierung beim Ausbruch einer Seuche die Leitung der Heilanstalten. Um Kranke besser medizinisch versorgen zu können, richtete er 1651 im Kloster eine öffentliche Apotheke ein. Verarmte Bürger von Schweiggers befreite er von der Fronarbeit (Robot) und anderen Diensten. Mehrere talentierte Söhne armer Eltern, die er statt alter Leute in das Stiftsspital aufgenommen hatte, schickte er zur Gymnasialausbildung nach Heiligenkreuz.

Tod

Er starb am 19. November 1671 an einer beschwerlichen Brustkrankheit. Beim Begräbnis am 27. November 1671 gaben ihm der Abt von Altenburg, Maurus Boxler OSB, und der Propst von Eisgarn das letzte Geleit.

Nach Links Tod blieb das Stift eine Zeit lang vakant, bis am 12. Jänner 1672 Kaspar Bernhard zum Nachfolger gewählt wurde.

Auf seinem Grabstein in der Stiftskirche stehen die Worte: Castitate, Amore, Ore, Re: Joannes. Religione: Bernardus (In Keuschheit, Liebe, Gebet und in der Sache ein Johannes. In der Religion ein Bernhard).

Die Annalen

Johann Bernhard Links handschriftlich hinterlassene Annalen wurden 1723 bis 1725 von seinem Nachfolger Melchior Zaunagg (1706—1747) in Wien unter dem Titel Annales Austro-Claravallenses s. fundationis monasterii Claravallis Austriae vulgo Zwetl, ordin. Cisterz. initium et progressus ab anno 1083—1646 nebst den Stichen Vischers in zwei Foliobänden in Druck gegeben und dem Passauer Fürstbischof Dominikus von Lamberg gewidmet.

Der erste Band umfasst die Zeit von 1083 bis 1400 (830 S.) und enthält als Einleitung den reichhaltigen „Catalogus authorum, qui in his annalibus Mon. Cl. V. Austriae citantur“, einen topographisch-ethnographischen Apparat und den mit chronologischen Schemen, Urkunden und Stammbäumen ausgestatteten Text der Annalen. Der zweite Band (640 S.), von einer „Nomenclatura vocabulorum peregrinorum in his annalibus contentorum“ eingeleitet, reicht von 1400 bis 1645.

Das Werk ist von großer historischer Bedeutung für das Stift Zwettl, das Mutterkloster Heiligenkreuz und im weiteren für das Reich insgesamt.

gge, April 2020

  1. Generalabt Vaussin infulierte bei dieser Gelegenheit in der Stiftskirche Abt Andreas Michaelis aus der schlesischen Abtei Grüssau und reiste dann, von Link begleitet, nach Baumgartenberg weiter.

Daten:

Abbas: el. 23. Sep. 1646, ben. 28. Okt. 1646.

Werke:

Annales Austrio-Clara-Vallenses seu Fundationis monasterii Claræ-Vallis Austriæ vulgò Zwetl, ordinis cisterciensis initium et progressus. Ubi compendioso schemate per modum historiæ universalis fideliter refertur, quidquid ab anno MLXXXIII. usque ad annum MDCXLV. ex archivio, & chronicis Mss. Zwetlensibus, aliorúmque scriptorum authoritate erui poterat, non solùm quod præfatum fundationem, sed & fundatorum progeniem, multorúmque nobilium genealogium, nec non de anno in annum notabiliores, præsertim in Austria, res gestas concernit, 2 Bde., Wien, Universität, 1723–1725.

Literatur:

Frast, Johann: Topographie des Erzherzogthums Oesterreich 16: Das Decanat Groß-Gerungs und das Stift Zwettl. Wien: Franz Wimmer, 1838, S. 99–104 · Krones, Franz von: „Link, Bernhard“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 713–714 · Rössler, Stephan: Stift Zwettl in Nieder-Oesterreich, in: Ein Cisterzienserbuch, hrsg. von Sebastian Brunner, Würzburg 1881, S. 542–603, hier: 588–589.

Zitierempfehlung: Link, Johann Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Link,_Johann_Bernhard

Vorlage:Page.name: LINK, Johann Bernhard OCist (1606–1671) – Biographia Cisterciensis