Müller, Petrus

Petrus Müller

Petrus Müller

Abt der Zisterzienserabtei Salem 1593–1614

† 29. Dez. 1614

Petrus Müller oder Miller aus dem Dorf Schellenberg bei Waldsee gehörte bereits bei der Wahl des Abtes Vitus Necker 1583 dem Konvent der Zisterzienserabtei Salem an. Er wurde am 10. Dezember 1593, dem Tag nach der Resignation seines Vorgängers Christian Fürst, zum Abt gewählt.[1] Den Vorsitz bei der Wahl führte Abt Beatus Papa von Lützel. Die Wahlakten sind nur teilweise erhalten.

Die päpstliche Bestätigung verzögerte sich, weil das Bestätigungsgesuch und die Bittgesuche um Befürwortung an die Kardinäle Madruzzo, Paravicini und Rusticucci und den Ordensprokurator auf dem Weg nach Rom verloren gingen und erst nach langer Verzögerung beschädigt dort eintrafen. Daher wurde die Bestätigung erst am 8. August 1594 erteilt; die päpstliche Bulle trat schließlich im Februar 1595 in Salem ein. Generalabt Edmond de La Croix in Cîteaux erteilte Abt Petrus bereits am 3. Februar 1594 die Vollmacht zur Rehabilitierung von Ordensangehörigen und benedizierte ihn am vierten Sonntag nach Ostern (30. April) 1595.[2]

Am 28. Juni 1595 berief er ein deutsches Nationalkapitel ein, das unter Vorsitz von Abt Petrus und in Anwesenheit des Abtes von Cîteaux im September 1595 in der bayerischen Abtei Fürstenfeld stattfand. Beschlossen wurden dort die sog. Fürstenfelder Reformstatuten und ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat konstituiert, zu dessen Präses (Generalvikar) Abt Petrus bestellt wurde.

Im Oktober visitierte Generalabt Edmond die Abtei Salem und gab seine Zustimmung, dass bei künftigen Abtwahlen die Anwesenheit des Abtes von Kaisheim genüge. Nach einer Visitation des Klosters Neuburg durch Petrus trat der dortige Abt Johannes Faber im Dezember 1599 zurück und wurde durch den Salemer Konventualen Alexander Metzger ersetzt. Der Generalabt wiederholte mehrmals Müllers Einsetzung zum Generalvikar der oberdeutschen Ordensprovinz und gewährte ihm 1596 die Vollmacht, selbst Äbte zu ’weihen’ (benedizieren). Bei der Wahl eines neuen Konstanzer Bischofs am 27. Januar 1604 amtierte Abt Petrus als Stimmenzähler. Trotz eines Breves Papst Pauls V. vom 11. Februar 1606, in dem dieser auf die Gründung einer oberdeutschen Zisterzienserkongregation drang, wollte Abt Petrus nichts ohne die Zustimmung des Generalabtes und der Primaräbte unternehmen, so dass die Gründung bis zu seinem Tod nicht zustandekam. Vom kunstverständigen Abt, in dessen Amtszeit die Erneuerung des Chorgestühls fortgesetzt wurde, gibt es eine Silbermedaille.

Wegen hohen Alters betrieb der überall hochangesehene Abt die Wahl eines Koadjutors, starb jedoch zuvor, am 29. Dezember 1614. Seine Grabinschrift ist überliefert.[3]

gge, Okt. 2023

  1. Jedoch trägt die Vollmacht zur Resignation seines Vorgängers das Datum 13. Dezember 1593.
  2. Die Liste der zahlreichen Gäste und der Text der Rede des Ordensgenerals sind erhalten und befinden sich im Generallandesarchiv in Karlsruhe, 98/17–18.
  3. Obser, Karl: Epitaphien, Gedenk- und Wappentafeln im Kloster Salem, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 70 / NF 31 (1916), S. 185

Daten:

Abbas: el. 10. Dez. 1593, ben. 30. April 1595.

Literatur:

Siwek, Alberich (Hrsg.): Die Zisterzienserabtei Salem. Der Orden, das Kloster, seine Äbte. Thorbecke, Sigmaringen 1984 · Helvetia Sacra, S. 366–367.

Zitierempfehlung: Müller, Petrus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 8.10.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/M%C3%BCller,_Petrus

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