Pfiffer, Candidus

Candidus Pfiffer

Candidus Pfiffer

51. Abt des Zisterzienserstifts Baumgartenberg 1684–1718

* 04. Sep. 1631 Luzern, Schweiz
† 27. April 1718 Baumgartenberg

Candidus Pfiffer (Pfyffer, auch Pfeyffer) wurde am 4. September 1631 als Sohn adeliger Eltern in Luzern in der Schweiz geboren. Er trat in das Zisterzienserstift Baumgartenberg in Oberösterreich ein[1] und legte am 11. November 1652 die feierliche Profess ab. Er studierte dann Philosophie in Wien und feierte am 16. Mai 1656 seine Primiz. Nach einem vertiefenden theologischen Studium an der Universität Wien wurde er dort am 9. Juni 1661 zum Doktor der Theologie promoviert. 1657, spätestens 1658, machte ihn Abt Bernhard Breil zum Prior.

Nach Schücker besaß Pfiffer „einen scharfen Verstand, geistreichen Witz und eine glänzende Beredsamkeit“, war aber auch ehrgeizig. Bald geriet er in Konflikt mit dem wegen seiner Strenge bekannten (und teilweise gefürchteten) Vaterabt Klemens Scheffer von Heiligenkreuz, der Baumgartenberg 1667 zum erstenmal visitierte. Scheffer warf ihm vor, er mache zu viele Ausnahmen von der strengen Ordnung, die die Heiligenkreuzer Äbte in Baumgartenberg durchsetzen wollten. Besonders schwerwiegend war die Verletzung der nächtlichen Klosterruhe durch Trinkrunden und lärmende Unterhaltungen. Außerdem soll er einige Baumgartenberger Konventualen gegen das Mutterkloster Heiligenkreuz aufgebracht haben (1707 verfasste Pfiffer sogar eine Denkschrift, die Heiligenkreuz das Paternitätsrecht ganz abstritt[2]). Scheffer schlug daher die Absetzung Pfiffers vor, aber Abt Bernhard Breil stellte sich schützend vor seinen Prior. Die Lage besserte sich etwas, nachdem Pfiffer von seinem Posten als Vizeadministrator des Stiftes Säusenstein (1666–1667) zurückgekehrt war.

1672 wurde Pfiffer von den österreichischen und steirischen Zisterzienseräbten als Beauftragter des gesamten Vikariates zum Generalkapitel nach Cîteaux delegiert und reiste mit Abt Bernhard Rosa von Grüssau in Schlesien dorthin. Abt Matthäus Kolweiß von Lilienfeld vertraute ihm die Abberufung vom Generalvikariat und Abt Klemens Scheffer die Entscheidung über die Paternität über Goldenkron an. Da das Generalkapitel wieder Matthäus Kolweiß zum Generalvikar bestellte, in der Paternitätsfrage gegen Heiligenkreuz entschied[3] und Pfiffer außerdem zum Provinzsyndikus[4] bestimmte, argwöhnte Scheffer, dass Pfiffer in Cîteaux seine Ernennung zum Generalvikar hintertrieben und auch in der Paternitätsfrage gegen Heiligenkreuz gearbeitet habe.

1673 schließlich doch zum Generalvikar ernannt, konnte Scheffer nun gegen Pfiffer vorgehen und erwirkte dessen Absetzung als Prior. Pfiffer wurde in das Kloster Aldersbach in Niederbayern geschickt, wo Abt Malachias Niederhofer (reg. 1669–83) eben eine philosophisch-theologische Hauslehranstalt gegründet hatte. Dort war Pfiffer als Theologiedozent eingesetzt, dann bis 1679 in dem von Aldersbach betreuten Wallfahrtsort Sammarei (St. Marien) in der Seelsorge tätig. Danach ging er auf die Säusensteiner Pfarre Stronsdorf und versah später die Pfarre Zurndorf in Niederösterreich, bis ihn die Türken (2. Wiener Türkenbelagerung) 1683 von dort vertrieben. Pfiffers Entfernung aus dem Kloster Baumgartenberg hatte die Lage dort nicht verbessert, wie sich bei einer erneuten Visitation 1678 herausstellte. Die Gründe für die lasche Disziplin waren wohl auch in der allzugroßen Milde und Nachgiebigkeit des siebzigjährigen Abtes Bernhard Breil zu suchen, die einige Religiosen ausnutzten.

Nachdem Pfiffer an Abt Scheffer mehrere Entschuldigungsbriefe geschrieben hatte, entspannte sich das Verhältnis und Pfiffer konnte am 6. Februar 1683 nach Baumgartenberg zurückkehren. Die Differenzen scheinen vollkommen ausgeglichen gewesen zu sein, denn nach Abt Bernhard Breils Tod am 30. Dezember 1683 wurde Pfiffer am 27. April 1684 mit 11 von 20 Stimmen[5] unter dem Vorsitz von Vaterabt Scheffer zum Nachfolger gewählt. Da die Erlaubnis des Kaisers vorlag, installierte ihn Scheffer sofort und benedizierte ihn (in seiner Eigenschaft als Generalvikar) am 29. April 1684 in Baumgartenberg. Auch als Abt blieb Pfiffer weiterhin Provinzsyndikus. Die obderennsischen Stände wählten ihn 1697 nicht nur zum Verordneten und beriefen ihn in den Ausschuss, sondern sandten ihn auch in schwierigen Angelegenheiten an den kaiserlichen Hof. Drei Kaiser, Leopold I., Joseph I. und Karl VI., ließen sich von ihm beraten. Leopold I. erhob ihn 1692 zum ständigen Landrat (consiliarius provinciae).

Ungeachtet seiner öffentlichen Ämter und politischen Aufgaben setzte Abt Candidus in der politischen Erholungspause nach der Befreiung Wiens von den Türken die von seinem Vorgänger Bernhard Breil begonnene Barockisierung der Abteikirche fort (sein Wappen am Ostabschluss des Langhauses). Seine Nachfolger fügten anscheinend nur noch einzelne Altäre hinzu. Er ließ neue Glocken für die Türme gießen und bereicherte die Bibliothek mit vielen und wertvollen Büchern. 1693 brannte der Bernhardshof (Auhof) ab und musste mit hohen Kosten wieder aufgebaut werden. Die Baukosten und die vom Kaiser abverlangten Kriegssteuern führten zu einer Erhöhung der Schuldenlast, sodass der Umbau von Kloster und Kirche zum Erliegen kam.

Abt Candidus feierte am 16. Mai 1706 sein goldenes Priesterjubiläum, bei dem er voller Kraft selbst die Predigt hielt. Er starb am 27. April 1718, im 88. Lebensjahr. Sein Nachfolger wurde der Subprior Pontius Widersperger, nach dessen Tod 1736 die Abtei wegen der enormen Schulden unter Administration gestellt wurde.

gge, Nov. 2017

  1. Das Necrologium des Schweizer Klosters St. Urban verzeichnet den Tod eines anderen „Candidus Pfyffer Lucernensis monachus et sacerdos“ am 14. Juli 1670.
  2. Diese Schrift, in der er eine direkte Besiedlung durch Morimond nachzuweisen versuchte, veröffentlichte er aber nicht, da sie problemlos hätte widerlegt werden können.
  3. Goldenkron ging endgültig als Tochterkloster verloren
  4. Dem Provinzsyndikus stand die Vertretung von Ordensangelegenheiten und Rechtsfragen besonders bei den weltlichen Behörden zu.
  5. Neun Stimmen fielen auf P. Alanus Karl.

Daten:

Prof.: 11. Nov. 1652; Prim.: 16. Mai 1656; Abbas: el. 27. April 1684, ben. 29. April 1684.

Werke:

Assertiones ex universa theologia, Wien 1657.

Literatur:

Pritz, Franz Xaver: Geschichte des aufgelassenen Cistercienser-Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns. Aus Urkunden und anderen Quellen (Archiv für österreichische Geschichte 12), Wien 1854, S. 47 · Schücker, Walter: Abt Klemens Scheffer von Heiligenkreuz als Vater Abt und Generalvikar der österreichischen Zisterzienserklöster. Theol. Diss. Wien 1941 · Fügenschuh, Liza: Dei Barockisierung der ehemaligen Stiftskirche Baumgartenberg. Diplomarbeit, Universität Wien, 2013.

Zitierempfehlung: Pfiffer, Candidus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 15.04.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Pfiffer,_Candidus

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