Wackarž, Leopold

Leopold Wackarž (Watzkarsch) OCist, Taufname Anton, (1810–1901), Zisterzienser und 41. Abt des Stiftes Hohenfurth in Südböhmen (heute Vyšší Brod, Tschechien); 43. Generalabt des Zisterzienserordens 1891–1900.

Leben

Wackarž wurde am 3. Mai 1819 in Oberplan/Horní Planá in Böhmen geboren. Er trat 1833 in die Abtei Hohenfurth ein und wurde 1836 zum Priester geweiht. Nachdem er im folgenden Jahr seine theologischen Studien beendet hatte, war er bis 1844 Kantor und Chordirektor und unterrichtete zwei Jahre lang am theologischen Hausstudium Altes Testament. Als 1848 das Erbrecht abgeschafft wurde, zeichnete er sich als Sekretär beim Einlösen der Bauernhöfe durch seinen Überblick und seine geschäftlichen Kenntnisse aus.

Am 11. November 1857 wurde Wackarž zum Abt gewählt, am folgenden Tag benediziert und sogleich vom Budweiser Bischof zum Konsistorialrat ernannt. Er ließ er die Kirche restaurieren und mit neugotischem Mobiliar und einer neuen Orgel ausstatte. Auch das Äußere wurde durch den Bau eines Turmes verändert. Die Brauerei wurde erweitert, es wurden die Werkstätten und die Wohnungen für die Handwerker gebaut und das Laboratorium in der Klosterapotheke neu ausgestattet. Einen großen Fortschritt bedeutete 1887 die Errichtung der Wasserleitung im Kloster.

Aber nicht nur nach außen, auch nach innen erlebte das Kloster während seiner Amtszeit ein Aufblühen. Abt Wackarž legte großen Wert auf die Kultivierung des geistlichen Lebens im Kloster und überwachte streng die Einhaltung des gemeinsamen Chorgebets. In der langen Zeit seiner Herrschaft traten ca. 20 Mönche literarisch und vor allem wissenschaftlich im Bereich der Geschichte (z. B. Valentin Schmidt, Raphael Pavel und Willibald Ladenbauer) und Religion hervor, drei Mönche befassten sich mit der Mathematik, von denen einer, Emil Putschögl, ein sehr anerkanntes Werk publizierte. Viele Mönche unterrichteten am Gymnasium von České Budějovice, auf dessen hohes Niveau der damalige Bischof Jan Valerian Jirsík achtete.

Auch im Orden bekleidete Wackarž wichtige Ämter. 1859 befand er sich unter den Assistenten des Generalvikars der gerade gegründeten österreichisch-ungarischen Ordensprovinz (5. April 1859) und wurde seit 1875 wiederholt zum Generalvikar (Präses) gewählt (7. Okt. 1875; 29. April 1880; 6. Mai 1885; 11. Juni 1890). Beim Generalkapitel 1891 in Wien wurde Wackarž – nachdem seit Pius VII. nur Italiener Generaläbte gewesen waren – mit 82 Jahren zum Generalabt gewählt (17. Juni 1891 bis 18. Juni 1897, vom Hl. Stuhl für weitere zwei Jahre bestätigt), war aber wegen seines hohen Alters von der Residenzpflicht in Rom befreit und residierte in Hohenfurth. Auch das Generalkapitel 1897 wurde – im Anschluss an das Kongregationskapitel – in Hohenfurth abgehalten. Während Wackaržs Amtszeit als Generalabt kam es 1892 zur Ablösung der Trappisten vom Gesamtorden, wozu die Wahl Wackaržs im Jahr zuvor den Anstoß gegeben hatte, zu der die Trappisten – obwohl zahlenmäßig stärkster Teils des Ordens – nicht eingeladen worden waren.

Am 2. Oktober 1900 resignierte er als Generalabt und überließ die Leitung der Abtei Hohenfurth weitgehend seinem Prior Bruno Pammer. Er starb am 13. Dezember 1901 als mit 44 Jahren längstregierender Abt und mit 91 Jahren längstlebender Mönch von Hohenfurth.

Literatur

  • Jarmila Hansová: Leopold Wackarž. In: Onlinelexikon von Český Krumlov <http://www.encyklopedie.ckrumlov.cz/docs/de/osobno_leowac.xml>
  • Immo Eberl: Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens – Stuttgart: Thorbecke, 2002
  • Tomann, Meinrad: Österreichische Zisterzienserkonstitutionen. Zeitdokumente einer Kongregation, ihre Geschichte und Entwicklung 1859–1984 – Heiligenkreuz 1987, 148–153