Wolfradt, Anton

Anton Wolfradt
Diözesanarchiv Linz

Anton Wolfradt

Abt des Zisterzienserstifts Wilhering 1612–1613 und der Benediktinerabtei Kremsmünster 1613–1639; Hofkammerpräsident 1623–1630; erster Fürstbischof von Wien 1631–1639

* 09. Juli 1581 Köln
01. April 1639 Wien

Franz Anton Wolfradt wurde als Sohn eines Schneiders in Köln geboren und wie sein älterer Bruder Gerhard für den geistlichen Stand bestimmt. Von 1599 bis 1601 studierte er am Collegium Germanicum in Rom (unter anderem als Schüler von Kardinal Bellarmin). Gemeinsam mit sieben gleichgesinnten Germanikern absolvierte er in Clairvaux sein Noviziat und legte 1604 die feierliche Profess im Zisterzienserstift Heiligenkreuz bei Wien ab.

Von Abt Paul Schönebner zur weiteren Ausbildung wieder nach Rom geschickt (21. Dez. 1604 bis 28. April 1608), wurde er dort summa cum laude zum Doktor der Theologie promoviert und 1606 zum Priester geweiht. Seit 1608 lehrte er am Zisterzienserstift Rein, dessen Abt Matthias Gülger gleichfalls Professe von Heiligenkreuz war, und war von 1609 an zugleich Pfarrer der vom Salzburger Erzbischof eingetauschten Pfarre Gratwein. Auf Empfehlung des Kardinals Melchior Khlesl wurde er am 14. April 1612 (konfirmiert am 21. November 1612) Abt des heruntergekommenen Stiftes Wilhering in Oberösterreich. Schon 1613 von Kaiser Matthias zum Administrator der Benediktinerabtei Kremsmünster im Traungau und zu seinem Rat ernannt und am 18. Dezember mit päpstlicher Dispens dort feierlich installiert, stieg Wolfradt 1623 unter Ferdinand II. zum Präsidenten der Hofkammer auf. Dieses nicht zuletzt wegen der enormen Verschuldung des Kaisers sehr schwierige Amt als Leiter der obersten Finanzbehörde behielt er bis 1630.

Gemeinsam mit dem kaiserlichen Münzwardein Vinzenz Muschinger wurde er von Kaiser Ferdinand beauftragt, der in der Kipper- und Wipperzeit entstandenen Münzentwertung entgegenzuwirken. Außerdem wurde er als Verhandler mit den aufständischen Bauern in Österreich ob der Enns und mit Wallenstein eingesetzt. 1628 wickelte er mit Heinrich von Salburg-Falkenstein und Johann Spindler von Hofegg kommissarisch die obderennsische Landeshauptmannschaft ab, als diese nach achtjähriger Verpfändung an Bayern ausgelöst wurde. Er diente zudem er als kaiserlicher Gesandter für die katholische Liga und setzte sich für die Rekatholisierung in Oberösterreich ein.

Am 15. Februar 1631 (unter Beibehaltung der Abtei Kremsmünster) als Nachfolger des 1630 verstorbenen Kardinals Khlesl vom Kaiser zum Bischof von Wien ernannt, wurde Wolfradt mit Datum 26. Mai 1631 päpstlich bestätigt und am 2. August in den Reichsfürstenstand erhoben. Am folgenden Tag, dem 2. August 1631, empfing er durch den Olmützer Erzbischof Kardinal Dietrichstein die Bischofsweihe. Das Kardinalat, das die Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. für ihn anstrebten, erhielt er jedoch nie. Als Bischof berief er die Schwarzspanier und die Serviten in die Roßau, weihte 1632 Kirche und Kaisergruft der Kapuziner am Neuen Markt und setzte den Umbau des bischöflichen Palais fort (1638 Vergrößerung und Barockisierung der gotischen Bischofskapelle).

Wolfradt setzte sich für einen Ausgleich mit den Protestanten ein, u.a. beim Prager Frieden 1635, und wurde unter Ferdinand III. Direktor des Geheimen Rats. Er starb am 1. April 1639 in Wien und wurde in der Katharinenkapelle im Stephansdom bestattet (sein Herz in Kremsmünster). Die Aufschrift auf dem Epitaph hatte er zu Lebzeiten selbst verfasst: Fui Abbas, Episcopus, Princeps, Sum Pulvis, Umbra, Nihil (Im Leben war ich Abt, Bischof, Fürst – Nun bin ich Staub, Schatten, Nichts). Sein Wahlspruch „Wenn der Herrgott nicht will, nützt es gar nichts“ wurde später zum geflügelten Wort.

gge, Jan. 2022


Daten:

Abbas hilariensis: nom. c. 14. April 1612; conf. 21. Nov. 1612; Ep.: cons. 3. Aug. 1631.

Literatur:

Árpád Győry von Nádudvar: Wolfradt, Anton, in: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig: Duncker & Humblot 1875–1912. Band 55, 1910, S. 389–396 · Alexander Hopf und Joseph Maurer: Anton Wolfrath. Fürstbischof von Wien und Abt des Bendictinerstiftes Kremsmünster, Geheimer Rath und Minister Kaiser Ferdinands II. Wien: Alfred Hölder 1891 · Friedrich Müller, Franz Loidl, Martin Krexner: Geschichte des Erzbistums Wien, Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Wien: Wiener Katholische Akademie 1983, S. 75 ff., 79 ff, S. 200 · Franz Loidl, Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. 40 Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 48 f. · Gsell, Benedikt: Beitrag zur Lebensgeschichte des Anton Wolfradt, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige (SMBO) 3, (1882), S. 334–345; 4 (1883), S. 41–48 und 255–267 · Watzl, Florian: Die Cistercienser von Heiligenkreuz in chronologischer Reihenfolge nach den Quellen dargestellt, Graz 1898, Nr. 414.

Normdaten:

GND: 118033581 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Wolfradt, Anton, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.01.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Wolfradt,_Anton

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