Zawrel, Dominicus: Unterschied zwischen den Versionen

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Dominicus Maria Zawřel, Taufname Johann Chrysostomus, wurde 1725 in Chodov in Westböhmen geboren und war zunächst Dominikaner in Prag. Im Mai 1776 trat er in die Zisterzienserabtei [[Casamari]] ein und legte am 6. Juni 1777 die Profess ab. Er war Novizenmeister und verteidigte die sog. Strenge Observanz. Er wurde für sein Gebetsleben und für seine Weisheit geschätzt.
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Dominicus Maria Zawřel, Taufname Johannes Chrysostomus, wurde 1725 in Chodov in Westböhmen geboren und war zunächst Dominikaner in Prag. Im Alter von einundfünfzig Jahren kam er nach Rom und trat, nachdem er seine religiösen Pflichten erfüllt hatte und in ihm der Wunsch nach einer radikaleren Observanz gereift war, im Mai 1776 in die Zisterzienserabtei [[Casamari]] ein. Am 5. Juni 1776 wurde er als Novize eingekleidet und legte am 6. Juni 1777 die Profess in die Hände des Abtes [[Ballandani, Isidoro|Isidoro Ballandani]] ab. Er wurde Prior, dann Novizenmeister. Von Besuchern und Gästen wurde er für sein Gebetsleben und seine Weisheit geschätzt.
  
Als in der Nacht vom 13. Mai 1799, Pfingstmontag, nach der Komplet eine Gruppe von Soldaten der durchmarschierenden französischen Revolutionsarmee auf der Suche nach Beute in die Abtei eindrang, wurde er in der Kapelle der Krankenstation von den Soldaten mit Säbelhieben getötet. Seine Gebeine ruhen in der Abteikirche von Casamari.
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Als in der kritischen Situation<ref>Die Klostergemeinschaft von Casamari bestand nur noch aus einer kleinen Anzahl von Mönchen: drei Chormönche, von denen zwei Priester waren, vier Laienbrüder, zwei Oblaten und ein Postulant. Die Situation war so prekär, dass nicht einmal das Kapitel für die Abtwahl einberufen wurde.</ref> des Klosters nach dem Tod des Abtes Ballandani 1788 der Kellermeister und ein Konverse den Versuch unternahmen, die Strikte Observanz zu verlassen und die kommune Observanz einzuführen und dazu ohne Wissen Domenico Zavřels einen Zisterziensermönch aus dem Kloster [[Fossanova]] nach Casamari riefen, gelang es Zavřel, der sich dem Vorhaben widersetzte, die meisten Konventmitglieder auf seine Seite zu ziehen und die sog. Strenge Observanz zu verteidigen.
  
Papst Franziskus erkannte mit Dekret vom 26. Mai 2020 den sog. heroischen Tugendgrad der sechs [[Märtyrer von Casamari]] an und ebnete so den Weg für die Seligsprechung.  
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Nachdem der Heilige Stuhl von den Vorfällen erfahren hatte, schickte er als apostolischen Delegaten Bischof Antonio Rossi von Veroli nach Casamari, der Pater Domenico Zavřel als Oberen und die Absetzung des Cellerars bestätigte. Im September 1788 ernannte Pius VI. Bischof Nicola Buschi, den Sekretär der Kongregation für die Regularkleriker, zum apostolischen Visitator von Casamari. Während der Visitation schlugen die Mönche unter anderem vor, Zavřel wegen seiner strengen Führung und weil er „wegen seines fortgeschrittenen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit nicht an allen gemeinsamen Handlungen teilnehmen konnte“ als Oberen abzusetzen. Zavřel selbst bat ebenfalls um seine Entpflichtung, jedoch hielt auch Bischof Buschi an ihm fest und bestätigte ihn als Oberen ''in spiritualibus''.<ref>Zum Temporaladministrator („Präsident“) des Klosters ernannte der Bischof den Kamaldulenser Luigi Natali.</ref>
  
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1790 wurde [[Pirelli, Romualdo |Romualdo Pirelli]] zum Abtvikar ernannt, und Pater Domenico wurde Oberer, Cellerar und Novizenmeister. Da ihm letzteres Amt besonders lag, übte er es bis 1797 aus und wurde so zum Ausbilder der vier Märtyrer: [[Maisonade, Albertin|Albertino Maisonade]], [[Brambat, Zosimo|Zozimo Brambat]], [[Cardon, Siméon|Simeone Cardon]] und [[Burgen, Modeste|Modesto Burgen]]. Im August 1797 legte er die Ämter des Priors und des Novizenmeisters in die Hände von Abt Pirelli zurück, da er sich wegen seiner schlechten Gesundheit nicht mehr in der Lage fühlte, diese Aufgaben zu erfüllen.
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Als in der Nacht vom 13. Mai 1799, Pfingstmontag, nach der Komplet eine Gruppe von Soldaten der durchmarschierenden französischen Revolutionsarmee auf der Suche nach Beute in die Abtei eindrang, wurde er in der Kapelle der Krankenstation beim Versuch der Verteidigung der geweihten Hostien von den Soldaten mit Säbelhieben getötet, ebenso der mit ihm betende [[Maisonade, Albertin|Albertin Maisonade]]. Fr. [[Cioci, Dositeo|Dositeo Cioci]] wurde schwer verletzt, überlebte aber. Die Gebeine ruhen heute in der Abteikirche von Casamari. Am 17. April 2021 wurde er mit seinen fünf Gefährten, die dasselbe Schicksal erlitten hatten, in der Basilika der Zisterzienserabtei von Casamari seliggesprochen (→ [[Märtyrer von Casamari]]).
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P. Domenico verfasste zu Lebzeiten eine Schrift, in der er sich gegen die von Abt Ballandini eingeführte Praxis aussprach, nach dem Noviziatsjahr nur eine einfache Profess abzulegen, die feierliche Profess aber erst nach zehn Jahren. Diese Schrift wird heute im Abteiarchiv Casamari aufbewahrt.
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Aktuelle Version vom 28. Oktober 2022, 09:17 Uhr

Dominicus Zawřel

Dominicus Zawřel

Prior und Novizenmeister der Abtei Casamari; Märtyrer und Ehrwürdiger Diener Gottes

* 1725 Chodov, Böhmen
† 13. Mai 1799 Casamari, Veroli, Frosinone

Dominicus Maria Zawřel, Taufname Johannes Chrysostomus, wurde 1725 in Chodov in Westböhmen geboren und war zunächst Dominikaner in Prag. Im Alter von einundfünfzig Jahren kam er nach Rom und trat, nachdem er seine religiösen Pflichten erfüllt hatte und in ihm der Wunsch nach einer radikaleren Observanz gereift war, im Mai 1776 in die Zisterzienserabtei Casamari ein. Am 5. Juni 1776 wurde er als Novize eingekleidet und legte am 6. Juni 1777 die Profess in die Hände des Abtes Isidoro Ballandani ab. Er wurde Prior, dann Novizenmeister. Von Besuchern und Gästen wurde er für sein Gebetsleben und seine Weisheit geschätzt.

Als in der kritischen Situation[1] des Klosters nach dem Tod des Abtes Ballandani 1788 der Kellermeister und ein Konverse den Versuch unternahmen, die Strikte Observanz zu verlassen und die kommune Observanz einzuführen und dazu ohne Wissen Domenico Zavřels einen Zisterziensermönch aus dem Kloster Fossanova nach Casamari riefen, gelang es Zavřel, der sich dem Vorhaben widersetzte, die meisten Konventmitglieder auf seine Seite zu ziehen und die sog. Strenge Observanz zu verteidigen.

Nachdem der Heilige Stuhl von den Vorfällen erfahren hatte, schickte er als apostolischen Delegaten Bischof Antonio Rossi von Veroli nach Casamari, der Pater Domenico Zavřel als Oberen und die Absetzung des Cellerars bestätigte. Im September 1788 ernannte Pius VI. Bischof Nicola Buschi, den Sekretär der Kongregation für die Regularkleriker, zum apostolischen Visitator von Casamari. Während der Visitation schlugen die Mönche unter anderem vor, Zavřel wegen seiner strengen Führung und weil er „wegen seines fortgeschrittenen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit nicht an allen gemeinsamen Handlungen teilnehmen konnte“ als Oberen abzusetzen. Zavřel selbst bat ebenfalls um seine Entpflichtung, jedoch hielt auch Bischof Buschi an ihm fest und bestätigte ihn als Oberen in spiritualibus.[2]

1790 wurde Romualdo Pirelli zum Abtvikar ernannt, und Pater Domenico wurde Oberer, Cellerar und Novizenmeister. Da ihm letzteres Amt besonders lag, übte er es bis 1797 aus und wurde so zum Ausbilder der vier Märtyrer: Albertino Maisonade, Zozimo Brambat, Simeone Cardon und Modesto Burgen. Im August 1797 legte er die Ämter des Priors und des Novizenmeisters in die Hände von Abt Pirelli zurück, da er sich wegen seiner schlechten Gesundheit nicht mehr in der Lage fühlte, diese Aufgaben zu erfüllen.

Als in der Nacht vom 13. Mai 1799, Pfingstmontag, nach der Komplet eine Gruppe von Soldaten der durchmarschierenden französischen Revolutionsarmee auf der Suche nach Beute in die Abtei eindrang, wurde er in der Kapelle der Krankenstation beim Versuch der Verteidigung der geweihten Hostien von den Soldaten mit Säbelhieben getötet, ebenso der mit ihm betende Albertin Maisonade. Fr. Dositeo Cioci wurde schwer verletzt, überlebte aber. Die Gebeine ruhen heute in der Abteikirche von Casamari. Am 17. April 2021 wurde er mit seinen fünf Gefährten, die dasselbe Schicksal erlitten hatten, in der Basilika der Zisterzienserabtei von Casamari seliggesprochen (→ Märtyrer von Casamari).

P. Domenico verfasste zu Lebzeiten eine Schrift, in der er sich gegen die von Abt Ballandini eingeführte Praxis aussprach, nach dem Noviziatsjahr nur eine einfache Profess abzulegen, die feierliche Profess aber erst nach zehn Jahren. Diese Schrift wird heute im Abteiarchiv Casamari aufbewahrt.

gge, Mai 2020, rev. Okt. 2022

  1. Die Klostergemeinschaft von Casamari bestand nur noch aus einer kleinen Anzahl von Mönchen: drei Chormönche, von denen zwei Priester waren, vier Laienbrüder, zwei Oblaten und ein Postulant. Die Situation war so prekär, dass nicht einmal das Kapitel für die Abtwahl einberufen wurde.
  2. Zum Temporaladministrator („Präsident“) des Klosters ernannte der Bischof den Kamaldulenser Luigi Natali.

Daten:

Vest.: 5. Juni 1776; Prof.: 6. Juni 1777.

Literatur:

Pesenti, Graziano: I martiri cistercensi dell'abbazia di Casamari. 2013. ISBN 978-88-01-05542-9 · Molignini, Luca: Gli abati claustrali dell'Abbazia di Casamari: dall'introduzione della riforma trappista (1717) all'erezione canonica della Congregazione di canonica della Congregazione di Casamari (1929). Casamari: Edizioni Casamari, 2007. ISBN 978-88-86445-12-2, S. 93 · Volpi, Pierdomenico M.: Les Martyrs de Casamari 13–16 mai 1799, in: Collectanea Cisterciensia 82 (2020), S. 393–409.

Zitierempfehlung: Zawrel, Dominicus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.10.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Zawrel,_Dominicus

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