Bogaczynski, Bernhard

Bernhard Bogaczynski

Bernhard Bogaczynski

Abt des Zisterzienserklosters Himmelwitz 1655–1666

* 1617/18 Himmelwitz
† 15. Sep. 1666 Himmelwitz

Bernhard Bogaczynski wurde wahrscheinlich 1617/18 als Sohn des Schankwirts Andreas (Bogatka) und seiner Frau Anna (Bogaczynska alias Gogolka) geboren. Sein Geburtsdatum und sein Taufname sind wegen lückenhafter Eintragungen im Himmelwitzer Taufregister nicht bekannt.

In seinen Jugend- und ersten Klosterjahren (Eintritt 6. Nov. 1645) erlebte Bogaczynski die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges mit. Seine Primiz am 8. Mai 1647[1] hatte er im Kloster Andreow (Jędrzejów) feiern müssen, weil Himmelwitz drei Tage von schwedischen Truppen besetzt war. Der Ort seiner Ausbildung und seines Studiums sind nicht bekannt. 1648, als Andreas Pospelius, vielleicht sein Förderer, Abt in Rauden wurde, wurde Bogaczynski zurückberufen. Mit Abt Andreas ging Bogaczynski nach Rauden und wurde dort Novizenmeister, Subprior, Pfarrer und Prediger. Nach zwei Jahren, am 13. Juli 1650, wurde er nach Leubus geschickt und von dort aus – vermutlich wegen seiner polnischen Sprachkenntnisse – als Beichtvater in das Frauenkloster Trebnitz. Dort blieb er, mit einer kurzen Unterbrechung, bis zu seiner Wahl zum Abt von Himmelwitz am 14. Juni 1655.[2]

Abt Bogyczynski gilt als Wiederhersteller des durch den Dreißigjährigen Krieg verfallenen Klosters. Mithilfe der von seinen Vorgängern hinterlassenen Barmittel entfaltete er eine rege Bautätigkeit und ordnete die gesamten wirtschaftlichen Angelegenheiten des Klosters neu. Auf den Gütern ließ er Wirtschaftsgebäude errichten und in Himmelwitz die Allerheiligenkirche erneuern. Er ließ eine Wasserversorgung und Kanalisation anlegen (Brunnen im inneren Klosterhof 1659). Weitere Bauwerke waren der Kreuzgang, die Wiedererrichtung der abgebrannten Klostermühle 1662, ein Brauhaus und ein Sägewerk. In seinem Bemühen, dem Kloster ein monastisches Gepräge zu verleihen, ließ er Türen versetzen, um die Klausur besser einhalten zu können, und, um die Verschwendung zu vermeiden, ein Inventarbuch anlegen, bei dessen erster Bestandsaufnahme er persönlich dabei war.

Größere Auseinandersetzungen gab es mit dem Konvent und den Mitäbten, über deren Ursachen mangels schriftlicher Überlieferung nur spekuliert werden kann. Möglich ist, dass die durch die Bautätigkeit erzwungene Sparsamkeit und die Einführung einer strengeren Ordensdisziplin zu Unzufriedenheit bei den (möglicherweise schon vorher streit- und prozesssüchtigen) Kapitularen führte. Sicher ist nur, dass – nach den Eintragungen des Priors Robert Sambucius im Gedenkbuch – am 15. September 1660 „unerhörte Übel“ (inaudita mala) ihren Lauf im Kloster Himmelwitz nahmen.

Abt Bernhard wurde „schwerer sexueller Vergehen, sogar ehebrecherischer Natur“ (Rose) angeklagt. Der junge Abt Bernhard Rosa von Grüssau führte gemeinsam mit den Äbten von Heinrichau (Melchior Welzel) und Rauden (Andreas Pospel) eine Untersuchung durch. Der angeklagte Abt beteuerte weinend seine Unschuld, gestand aber schließlich unter dem Druck eines nach heutigen juristischen Maßstäben mehr als zweifelhaften Prozesses („Der Mystiker Rosa hat als Jurist total versagt“, Gawelczyk, S. 81) seine angeblichen Verfehlungen und leistete vor den Äbten Buße. Mehrere Wochen muste er im Kloster des Visitators in strenger Klausur leben und den Prior und andere Offizialen, die er als seine Ankläger abgesetzt hatte, wieder in ihre Ämter einsetzen. Von seiner Absetzung sahen die Äbte ab, zumal schon sein Vorgänger Matthäus Schlegel zur Resignation gezwungen worden war. Abt Andreas Pospel von Rauden trug den Fall im Mai 1661 in Cîteaux dem Generalabt Claude Vaussin vor, der Abt Melchior Welzel als Generalvikar für diesen Fall die Entscheidungsvollmacht übertrug (Rose S. 336).

Ende 1661 unternahm Abt Bernhard selbst eine Reise nach Cîteaux, über deren Anlass keine sicheren Nachrichten vorliegen. Pientak sieht den Grund der Reise in einem für 1662 einberufenen Generalkapitel, zu dem Abt Bogaczynski als Vertreter der schlesischen Klöster delegiert worden wäre (ein Zeichen seiner Rehabilitation?). Da in den Reiseberichten davon keine Rede ist, ist auch denkbar, dass er auf eigene Faust dorthin reiste, um sich vor dem Generalabt zu rechtfertigen und seinen guten Ruf wiederherzustellen. Nachdem er auf der Rückreise noch einen Schiffbruch auf der Donau erlitten hatte[3], wurde Bogaczynski am 3. Mai 1662 im Kloster Saar vom Generalvikar der böhmischen Ordensprovinz, Abt Hilger Burghoff, im Einverständnis mit dem Generalabt feierlich infuliert[4] und kam am 12. Mai wieder in sein Heimatkloster Himmelwitz zurück.

Er starb, 48 Jahre alt, am 15. September 1666 und wurde in der Mitte des Chorraums der Klosterkirche vor dem Hochaltar beigesetzt.

Unbestritten sind Bogaczynskis Verdienste um die materielle Situation des Klosters und die Integrierung des Konvents, sodass er mit Recht als Wiederhersteller des verfallenen Klosters gelten kann. Für seinen lauteren Charakter sprechen die Zeugnisse seiner Zeitgenossen (Prior, Schüler, Konventualen) und die Wertschätzung des Ordens (Infulierung). Das gegen ihn geführte Verfahren war, obwohl dem Geist jener Zeit vollkommen entsprechend, „ein Hohn auf eine gerechte Rechtsprechung“ (Gawelczyk, S. 83) und bietet keine Grundlage für seine Verurteilung.

gge, Januar 2017

  1. Gawelczyk vermutet, dass es sich bei diesem Datum eher um sein Professdatum handelt.
  2. Weltzel gibt als Wahltag den 26. Mai an.
  3. Drei Stunden mussten der Abt und sein Begleiter P. Benedikt im kalten Donauwasser ausharren, bevor sie gerettet werden konnten. Der den Abt ebenfalls begleitende Rechtsgelehrte kam um.
  4. Das Recht zum Tragen der Pontifikalien während des Gottesdienstes hatte er laut Weltzel schon am 10. April 1656 von Papst Alexander VII. erhalten.

Daten:

Abbas: el. 26. Mai/14. Juni 1655, inst. 20. Juni 1655.

Literatur:

Weltzel, Augustin: Das Fürstliche Cistercienserstift Himmelwitz. Breslau 1895, S. 68–75 (Separatdruck aus dem Schlesischen Pastoralblatt XIII 1892, No. 6–21 und XIV 1893, No. 5–20.) · Grüger, Heinrich: Himmelwitz, Zisterzienserabtei, in: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität zu Breslau 22 (1981), S. 50–61 · Rose, Ambrosius: Entwicklung oder Entartung der schlesischen Zisterzienser im 17. und 18. Jahrhundert?, in: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität zu Breslau 24 (1983), S. 333–339 · Gawelczyk, Heinrich: Abt Bernhard Bogaczynski von Himmelwitz (1655–1666), in: Cistercienser Chronik 92 (1985), S. 74–83.

Zitierempfehlung: Bogaczynski, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.08.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bogaczynski,_Bernhard

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