Carayon, Orsise

Orsise Carayon

Orsise Carayon

2. Abt von Aiguebelle 1837–1852

* 21. Juli 1804 Cabanès, Dép. Tarn
† 30. März 1876 St-Georges-des-Gardes, Dép. Maine-et-Loire

Orsise Carayon, Taufname Jean-Baptiste, geboren am 21. Juli 1804 in Cabanès im Département Tarn, war Priester der Diözese Albi ehe er in die 1815 wiederbegründete Zisterzienserabtei strengerer Observanz Aiguebelle eintrat. Als Prior wurde er am 31. Oktober 1837, nach dem Rücktritt Etienne Malmys, fast einstimmig zum zweiten Abt gewählt und mit Datum 31. Dezember 1837 vom Generalpräses der Zisterzienser, Abt Nivardo Maria Tassini von San Bernardo alle Terme in Rom, bestätigt. Da Bischof La Tourette von Valence die Wahl nicht anerkannte, erhielt Dom Orsise die feierliche Benediktion erst am 22. Juli 1838 von Erzbischof Célestin du Pont von Avignon.[1]

Dom Orsise begann sein Abbatiat mit tiefgreifenden Reformen des klösterlichen Lebens in Aiguebelle. Nach dem Vorbild der Gründer von Cîteaux und des Reformabtes Armand-Jean de Rancé führte er nach seiner Rückkehr vom Generalkapitel 1838, ohne Rücksprache und von einem Tag auf den anderen, eine strikte Regelobservanz mit Nachtoffizien und strenger Askese ein. Aus seiner Abtwohnung ließ er alle überflüssigen Gegenstände entfernen, seine Bücher in die allgemeine Bibliothek eingliedern und im Kloster jeden Schmuck entfernen, auch die Pflanzen aus dem Klostergarten und die verzierten Paramente und liturgischen Geräte aus der Sakristei. Da der Abt selber die neuen Vorschriften peinlich genau befolgte, gewann er damit auch die Kritiker für die Reform. 1840 führte er die geistlichen Konferenzen in Aiguebelle ein, wie sie vor der Revolution in La Trappe üblich gewesen waren.

Neben der inneren Reform der Abtei konnte Dom Orsise durch Zukäufe den Klosterbesitz vermehren. Wenige Jahre nach seinem Amtsantritt umfasste der Konvent 200 Religiosen, sodass zwei Tochtergründungen unternommen werden konnten: 1843 (unter enormen Schwierigkeiten) Staoueli in Algerien unter der Führung von François-Régis Martrin-Donos (1846 Abtei) und 1852 Notre-Dame-des-Neiges im Département Ardèche. Die 1842 begonnene Niederlassung im Kastell Roquereyne in der Diözese Albi wurde im Februar 1843 zugunsten Staouelis aufgegeben. Auch die 1848 begründete Zuflucht in der Türkei (Notre-Dame-de-l’Immaculé-Conception) wurde 1850 geschlossen.

Nachdem Abt Joseph-Marie Hercelin von La Trappe als Generalvikar der gleichnamigen Kongregation im Februar 1847 Aiguebelle visitiert und schwerwiegende Kritik geübt hatte, erklärte Dom Orsise am 24. Februar 1847 dem Visitator seinen Rücktritt. Am folgenden Tag wurde Bonaventure Charayron, Beichtiger der Zisterzienserinnen in Maubec, zum Nachfolger gewählt. Beide Maßnahmen wurden am 4. Juni vom Generalkapitel bestätigt. Inzwischen hatte jedoch der Bischof von Valence, in dessen Jurisdiktionsgewalt die Abtei durch Dekret der Religiosenkongregation von 1834 fiel, die Wahl annuliert. Die Angelegenheit wurde bis nach Rom getragen und endete nach längerer Auseinandersetzung schließlich in einem Kompromiss und der Wiederwahl (18. Dez. 1847) und Wiedereinsetzung (6. Juni 1848) des Abtes Orsise, der jedoch am 16. Mai 1852 endgültig zurücktrat und sich nach Bellefontaine zurückzog. 1858 ging er als Beichtvater zu den Trappistinnen in Blagnac und 1866 als Prior wieder nach Bellefontaine. Er starb am 30. März 1876 als Hausgeistlicher (seit 1873) im Frauenkloster Gardes. Seine sterblichen Überreste wurden später nach Aiguebelle geholt.

Dom Carayons heiligmäßige Lebensführung wurde nach seinem Tod vom Generalkapitel anerkannt und mit einer ausdrücklichen Erwähnung im Kapitelprotokoll gewürdigt.[2]

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  1. Vgl. État religieux de la France et de l'Europe, Teil 1, Paris 1844, S. 50.
  2. vgl. Actes des Chapitre Général de la congregation de La Trappe 1876, session IV, in: Analecta Cisterciensia 30 (1974), S. 132.

Daten:

Abbas: el. 31. Okt. 1837; ben. 22. Juli 1838 (Ebf. Dupont v. Avignon), res. 16. Mai 1852.

Literatur:

Gouvernement de Dom Orsise, quarante-cinquième abbé d’Aiguebelle, in: Annales de l'abbaye d'Aiguebelle, Vol 2, Valence : Jules Céas & fils, 1863, S. 293–430, 522 · Saint-Saud, comte de [Aymard]: Armorial des prélats français du XIXe siècle. Paris : H. Daragon, 1906, S. 320–321 · L’abbatiat de Dom Orsise Carayon, in: Huit siècles de vie monastique : L'Abbaye de Notre-Dame d'Aiguebelle, 1978, S. 53–58.

Zitierempfehlung: Carayon, Orsise, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.05.2016, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Carayon,_Orsise

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