Crevant d’Humières, Anne-Louise

Anne Louise de Crevant d’Humières

Anne-Louise de Crevant d’Humières

Äbtissin des Klosters Monchy 1684–1710

* 18. Okt. 1658 Monchy-Humières, Dép. Oise
† 20. Jan. 1710 Monchy-Humières, Dép. Oise

Anne Louise[1] de Crevant d’Humières[2] war das vierte der fünf Kinder des französischen Marschalls Louis de Crevant d’Humières und seiner Frau Louise-Antoinette-Thérèse de La Châtre. Sie wurde am 18. Oktober 1658 auf dem elterlichen Schloss Monchy-Humières bei Compiègne geboren und im Visitandinnenkonvent von Compiègne erzogen. Im Alter von fünfzehn Jahren entschied sie sich, Klosterfrau zu werden, zum Entsetzen ihrer Familie, die eine vorteilhafte dynastische Heirat bevorzugte. 1673 wurde sie in die Abtei Faremoutiers versetzt und kam Ende 1675 in das kleine, familieneigene Kloster Monchy.

Monchy – gegründet 1237 als Zisterzienserinnenkloster, seit 1460 aber ein Priorat der Männerabtei Ourscamp – hatte ihr Vater 1671 wieder mit Frauen unter der Leitung seiner Schwester Élisabeth de Crevant d’Humières besetzt. Dort lebten mehrere weibliche Familienmitglieder mit und ohne Profess. Am 7. Juni 1676 wurde Anne-Louise als Novizin eingekleidet und legte am 22. Juli 1677 als Sœur Saint-Bernard die Profess ab.[3] Nachdem ihre beiden Tanten Élisabeth und Anne Monchy verlassen und die Leitung anderer Klöster übernommen hatten[4], wurde Anne-Louise am 1. April 1684 vom König zur Äbtissin ernannt und am 17. Juli 1684 vom Papst bestätigt. Am 18. Juni 1685 nahm sie die Abtei förmlich in Besitz und wurde zwei Monate später, am 5. August 1685, feierlich benediziert.

Schon bald nach ihrer Amtsübernahme machte sich Anne-Louise de Crevant mit Zustimmung ihrer Konventualinnen (acht Professen und drei Novizinnen) an eine Reform der Klosterdisziplin und führte eine strenge Regelobservanz ein. Unterstützung fand sie bei dem Prior der nahegelegenen Maurinerabtei St-Corneille, der ihr Kopien der Kongregationsstatuten und -gebräuche überließ und mit Rat und Tat zur Seite stand. Kernpunkte der Reform waren die Wiedereinführung der nächtlichen Vigilien, die gemeinsame Arbeit, Abstinenz (Fleischverzicht), Fasten während der Wintermonate, Schweigen und persönliche Armut. Offizielles Startdatum der Reform war das Hochfest der unbefleckten Empfängnis 1685 (8. Dezember).

Die Familie Crevant-d’Humières, die das Kloster vor allem als standesgemäße Versorgungsanstalt und Aufenthaltsort für ihre weiblichen Mitglieder ansah, war entsetzt. Man befürchtete wahrscheinlich, dass das Kloster nach dem Vorbild des Abtes Rancé in La Trappe umgestaltet würde, und unternahm Schritte zur Verhinderung der Reform, konnte sie aber nicht aufhalten. Immerhin erreichte man, dass der Prior von La-Corneille seine Hilfeleistung einstellen und sich ein Jahr lang der Abtei Monchy fernhalten musste. Ganz so streng und entbehrungsreich wie von der Familie befürchtet kann das Leben in Monchy alledings nicht gewesen sein, denn die Äbtissin verließ mehrmals zu längeren Kuraufenthalten das Kloster und erlaubte auch ihren Schwestern die Teilnahme an Wallfahrten.

Äbtissin Anne-Louise war nicht nur eine willensstarke, sondern auch eine zutiefst religöse und spitituelle Frau. Sie feierte die Gottesdienste und das Offizium mit Inbrunst und unternahm auch einige Schritte zur Verbesserung, indem sie z.B. auswärtige Experten für Choralgesang und Liturgie zur Erarbeitung eines Zeremoniale herbeizog. Sie ließ einen neuen Altar errichten und ließ, was damals nicht üblich war, bei vielen Gelegenheiten das Altarsakrament zur Anbetung ausstellen. Obwohl sie selbst, wie es damals für Töchter üblich war, keine systematische Schulbildung erhalten hatte, hielt sie ihren Schwestern Konferenzen und Exhortationen.

Sie starb am 20. Januar 1710. Ihre Lebensgeschichte (der sie überlebenden Mutter gewidmet) veröffentlichte 1711 der gelehrte Mauriner Michel Félibien. Dieses Buch enthält auch ihre Sentiments de piété, kommentierende Meditationen über verschiedene Psalmen. Ihre privaten Papiere hatte sie vor ihrem Tod größtenteils verbrennen lassen.

gge, Sep. 2017

  1. Nach anderen Angaben auch Marie Louise
  2. Bis zu ihrem Klostereintritt „Mademoiselle de Brigueil“ genannt,
  3. Den Klosternamen legte sie später als Äbtissin wieder ab.
  4. Élisabeth übernahm die Abtei Marquette bei Lille und Anne (oder Jeanne) die Abtei Les Prés in Douai.

Daten:

Vest.: 7. Juni 1676; Prof.: 22. Juli 1677; Abbatissa: nom. 1. April 1684, ben. 5. Aug. 1685.

Werke:

Sentiments de piété sur l’Eucharistie, abgedruckt in Félibien, Michel: La Vie de Madame d'Humières, Paris 1711.

Literatur:

Félibien, Michel: La Vie de Madame d'Humières, Abbesse et réformatrice de l'Abbaye de Monchy de l'ordre de Cisteaux, décédée le 20 de janvier 1710. Paris, Jacques Estienne, 1711. In-8, portrait, (12) ff. (229 S.) · Hemery, Marcel: Note sur Marie Louise de Crevant d'Humières, in: Bulletin de la Société historique de Compiègne, XXV, 1960, S. 17–18 · Waddell, Chrysogonus: Eucharistic Meditations on the Psalms by the Lady Abbess of Monchy, Madame Anne-Louise de Crevant-d'Humieres, in: Liturgy 10/3 (1976), S. 27–80 · Dictionnaire des Auteurs Cisterciens. Rochefort, 1975–1977.

Zitierempfehlung: Crevant d’Humières, Anne-Louise, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.09.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Crevant_d%E2%80%99Humi%C3%A8res,_Anne-Louise

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