Denis, Henri

Henri Denis

Henri Benoît Denis

Benoit Thuận

Begründer des zisterziensischen Mönchtums in Vietnam

* 17. Aug. 1880 Boulogne-sur-Mer, Dép. Pas-de-Calais, Frankreich
† 25. Juli 1933 Phuóc-Son, Provinz Quảng Trị, Vietnam

Henri François Joseph Denis wurde am 17. August 1880 in Boulogne-sur-Mer als einziger Sohn des Cyrille Denis und seiner Frau Anne-Marie Geffroy geboren. Mit acht Jahren verlor er seine Mutter. Der Vater heiratete ein zweites Mal (Marie-Therese Adele, eine Witwe) und die Familie zog in das nahegelegene Wimille. Im Oktober 1892 trat er in das kleine Seminar in Boulogne ein, ging anschließend an das Katholische Institut Lille und von dort aus im Oktober 1900 zum Priesterseminar Arras. Zum 25. April 1901 wechselte er in das Seminar der Pariser Missionsgesellschaft (Missions Etrangères de Paris, MEP) und wurde am 7. März 1903 zum Priester geweiht. Schon im nächsten Monat, am 29. April 1903, reiste er nach Cochinchina ab, dem heutigen Vietnam. An Pfingsten (31. Mai 1903) erhielt er von seinem Bischof Caspar, Apostolischer Vikar von Huế, den vietnamesischen Namen Thuận.

Die nächsten Jahre war er vor allem in der Pfarrseelsorge eingesetzt und wurde 1913 Lehrer am kleinen Seminar in An-Ninh. Da es in Vietnam mehrere Frauenklöster (Karmelitinnen), aber kein einziges kontemplatives Männerkloster gab, reifte in ihm der Gedanke, ein Kloster für vietnamesische Kandidaten zu gründen. Er wandte sich mit seinem Plan an die Äbte der Zisterzienser der strengeren Observanz („Trappisten“) in Frankreich und Italien, später auch an die Benediktiner und Kartäuser, erhielt aber keine zufriedenstellende Antwort. Nachdem aber Bischof Allys am 11. Oktober 1918 beim hl. Stuhl die Vollmacht zur Gründung einer neuen kontemplativen Kongregation erhalten hatte, brach P. Denis am 14. August 1918 auf, nur begleitet von einem vietnamesischen Laien, um auf einem von einem einheimischen Christen, einem Angestellten des chinesischen Kaiserhofes, zur Verfügung gestellten Grundstück namens Phuóc-Son („Gebirge des Glücks“) in der Provinz Quảng Trị, nördlich des Flusses Ben Hai, mit dem Bau des Klosters Notre-Dame d’Annam (später umbenannt in Notre-Dame de Phuoc Son) zu beginnen. Am Fest Maria Himmelfahrt (15. Aug. 1918), feierte P. Denis dort die erste Heilige Messe und begann mit dem monastischen Leben nach der Regel des hl. Benedikt und den an die Erfordernisse des Landes angepassten Gebräuchen von Cîteaux, war Novize, Magister und Oberer in einer Person. Am 2. Februar 1920 wurde er mit dem Habit eingekleidet und nahm den Ordensnamen Benedictus (französisch: Benoît) an, wenige Tage später (20. Aug.) auch sein Mitbruder Martin Mendiboure MEP (1874–1954) als P. Bernard. Die zeitliche Profess legte er am 21. März 1923 und die ewige Profess am 21. März 1926 vor Generalvikar Chabanon ab.

Das primitive Kloster, anfangs nicht mehr als eine Strohhütte, blühte bald auf und Bischof Allys vollzog mit Datum 21. März 1920 die Gründung der Congrégation de Notre Dame und bestätigte die Konstitutionen. P. Benoît Thuận beantragte den Anschluss seines Kloster an den Zisterzienserorden der strengeren Observanz OCSO, die aber abgelehnt wurde. Daraufhin wandte er sich an die Zisterzienser der allgemeinen Observanz OCist, erlebte die Affiliation am 21. März 1935 aber nicht mehr. Er starb am 25. Juli 1933. Der Konvent bestand 1935 aus 93 Mitgliedern (Novizen eingeschlossen).

Das Kloster Phuóc-Son musste im Zuge des politischen Umschwungs nach 1945 nach Thu Dúc in der Diözese Saigon umsiedeln und wurde zum Ausgangspunkt der heute elf Klöster mit 800 Mitgliedern umfassenden Zisterzienserkongregation von der Heiligen Familie (neun Männer- und zwei Frauenklöster). Im Jahr 2011 gehörten zur Abtei Phuóc-Son 150 Mönche, davon 19 Priester und 131 Brüder mit Profess.

Am 14. Dezember 2018 wurde am Sitz des Vikariates in Rom der diözesane Heiligsprechungsprozess für den Diener Gottes Benedikt Thuận eröffnet.

gge, Jan. 2016


Daten:

Sac.: 7. März 1903; Vest.: 2. Feb. 1920; Prof.: 21. März 1923, 21. März 1926.

Literatur:

Tran Hong Nho, Bernard: Zisterzienser und Zisterzienserinnen in Vietnam. Erbe und Auftrag 87 (2011) 106–107 · Lê Văn Đoàn, Jean de la Croix: Le Père Benoît Thuận, Fondateur de Phước Sơn, premier monastère cisterciens au Việt Nam: Essai dune biographie, à la croisée de l’histoire et de la théologie. Paris: Centre Sèvres - Facultés jésuites de Paris, 2009 (Diss.) · Đào-Trọng-Thành, Gregor: Die Regel St. Benedikts in Vietnam. Erbe und Auftrag 37 (1961) 244–247 · Archiv MEP · Un monastère Cistercien en Indochine.

Zitierempfehlung: Denis, Henri, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Denis,_Henri

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