Edelbauer, Wolfgang

Wolfgang Edelbauer

Wolfgang Edelbauer

Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1511–1539

† 22. Feb. 1539

Abt Wolfgang ist höchstwahrscheinlich identisch mit dem 1499 genannten Subprior Wolfgang, der unter Abt Thomas die Profess abgelegt hatte, und wurde um 1500 Pfarrer in Wilhelmsburg. Als solcher wurde er am 13. Juni 1511 unter dem Vorsitz der Äbte Michael Aigner von Heiligenkreuz und Johannes Lindenlaub von Neukloster im Vestiarium des Stiftes als Nachfolger des resignierten Abtes Oswald zum Abt gewählt. Die Bestätigung erhielt er am 31. Mai 1515 durch Abt Jacques Theuley de Pontailler von Cîteaux.

Abt Wolfgang führte sein Amt in unruhigen Zeiten. Der sich ausbreitende Protestantismus spaltete Konvent und Bevölkerung. Während des Bauernaufstands plünderten und zerstörten die Bauern zahlreiche zum Stift gehörende Ortschaften; Abt sucht Zuflucht in Annaberg. Zwischen 1526 und 1529 fielen die Türken ins Land ein, die zwar 1529 vor Wien abgewehrt werden konnten, aber großen Schaden auf den Stiftsbesitzungen im Marchfeld und um Baden anrichteten. Zur Verteidigung gegen die Türken wurde durch kaiserlichen Erlass vom 28. August 1529 ein Viertel aller Kirchengüter gefordert, dazu Darlehen sowie Gold- und Silbergeräte. Abt und Konvent waren dadurch gezwungen, mehrere Holden und Güter bei Ratserzdorf zu verkaufen, um die Summe aufbringen zu können. Der Vermögensstand des Stiftes verschlechterte sich dadurch so sehr, dass die Äbte von Heiligenkreuz (Johann Hartmann) und Kleinmariazell 1536 mit einer Untersuchung der Gründe beauftragt wurden. Auf Bitten des Abtes Wolfgang wurde 1514 gestattet, zu Ehren der hl. Anna Gedenkmünzen prägen zu lassen und diese in Annaberg zu verteilen.

Unter Abt Wolfgang wurde die Kreuzreliquie mit einer kunstvollen Fassung in Form eines silbernen und teilweise vergoldeten Kreuzes versehen, an dem das Stiftswappen und der Name des Abtes eingraviert waren. Ein neuer Abtstab, aus vergoldetem Silber mit drei Lilien und dem Namen des Abtes, musste um 1527 zur Finanzierung der Türkenverteidigung abgeliefert werden, wurde aber wegen seines hohen Kunstwertes auf Bitten des Abtes zurückgegeben. Mit mehreren Nachbarn wurden in dieser Zeit Gründe getauscht und Gültenkäufe durchgeführt.

Abt Wolfgang starb am 22. Februar 1539 und wurde im Kapitelsaal beigesetzt. Sein Grabstein in Form eines Hochgrabes befindet sich heute unter den Arkaden des Sandhofes.

gge, Nov. 2020


Daten:

Abbas: el. 13. Juni 1511, conf. 31. Mai 1515.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902, Wien 1902, S. 202ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 156–157.

Zitierempfehlung: Edelbauer, Wolfgang, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Edelbauer,_Wolfgang

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