Eugen III.
Bernhard von Pisa, Bernardus Pisensis, Bernardo di Pisa; Eugenius III Catholicae Ecclesiae episcopus, servus servorum Dei
Zisterzienser von Clairvaux, Abt von Tre Fontane bei Rom, 167. Papst (1145–1153)
† 8. Juli 1153 Tivoli
Leben und Wirken
Herkunft und erste Jahre als Zisterzienser
Papst Eugen III. hieß ursprünglich Bernhard und stammte aus Pisa, wo er zunächst in das Kamaldulenserkloster S. Zeno eintrat und 1128 Prior wurde. Dass Bernhard von Pisa der adeligen Familie Paganelli angehörte, wie manche seiner Biographen meinen, ist nicht belegt. Urkundlich ist bezeugt, dass er 1135 und 1137 Vize-Dominus des Erzbistums Pisa war.
Bernhard von Pisa lernte den gefeierten Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux möglicherweise schon bei dessen erster Italienreise 1133, spätestens jedoch bei dessen zweiter Italienreise und Teilnahme am Konzil von Pisa 1135 kennen. Bald danach, 1138, trat er selbst in die Zisterzienserabtei Clairvaux ein. Schon kurz darauf wurde er zur Gründung einer neuen Zisterzienserabtei ausgesandt.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass er mit jenem Zisterzienserabt Bernhard identisch ist, der um 1140 die von Papst Innozenz II. gestiftete Zisterzienserabtei S. Salvator bei Farfa leitete und je einen Brief an Papst Innozenz II. und an Bernhard von Clairvaux sandte (PL 182, 547-549). Papst Innozenz II. stiftete 1140/41 auch in Tre Fontane bei Rom eine Zisterzienserabtei, für die er sich von Abt Bernhard von Clairvaux einen Abt und Mönche erbat (Vita prima S. Bernardi II, 48). Gründerabt von Tre Fontane wurde schließlich 1141 Bernhard von Pisa. Als Abt Bernhard von Clairvaux vom neuen Abt von Tre Fontane erfuhr, dass seine Mönche unter der ungesunden Gegend von Tre Fontane sehr litten, schrieb Bernhard von Clairvaux an die Zisterzienser von Tre Fontane eine Ermutigung zur Askese (Epistola 345). Die Annahme, dass Bernhard von Pisa von Papst Innozenz II. zum Kardinal ernannt worden wäre, entbehrt sicherer Belege (Horn: Studien 42–45).
Papstwahl (1145)
Seit 1143 gab es in Rom zunehmend Tumulte und Angriffe auf die weltliche Herrschaft des Papstes. Nachdem sich Papst Lucius II. geweigert hatte, den Forderungen des römischen Stadtsenats nach umfangreichen Zugeständnissen nachzukommen, war es zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Senat und Papstanhängern gekommen, bei denen Papst Lucius II. schwer verletzt worden sein dürfte. Als er am 15. Februar 1145 nach einem insgesamt sehr kurzen Pontifikat starb, versammelten sich die Kardinäle noch am Todes- und Begräbnistag von Papst Lucius II. in der Kirche S. Caesarius am Palatin. Sie wählten schnell und überraschend den frommen Abt von Tre Fontane, Bernhard von Pisa, zum neuen Papst, während in Rom anarchistische Zustände herrschten. Dieser nahm den Namen Eugen III. an. Als auch Papst Eugen III. es ablehnte, dem Senat allzu weitreichende Rechte zu bestätigen, wurde dem neuen Papst der Zugang zum Petersdom und zu den päpstlichen Gebäuden in Rom verwehrt. Papst Eugen III. zog sich mit den Kardinälen nach Farfa zurück, wo er am 18. Februar 1145 feierlich zum Bischof konsekriert und zum Papst gekrönt wurde.
Lebenswandel als Papst
Eugen III. konnte aufgrund der politischen Unruhen in der Stadt Rom nur wenige Monate seines Pontifikates in Rom verbringen. Als Sitz der päpstlichen Kurie diente ihm häufig Viterbo, aufgrund seiner vielen Reisen aber auch andere Städte.
Eugen III. richtete sich auch als Papst in seiner persönlichen Lebensführung nach monastischen Idealen aus. Er billigte manchen Kardinälen großen Einfluss zu und hörte gerne auf seine Ratgeber. Er kreierte 20 Kardinäle, darunter auch die späteren Päpste Hadrian IV., Alexander III. und Viktor IV. Seine Urkunden beschloss er mehrmals mit der Devise: Fac mecum, Domine, signum in bonum (Setze mit mir, Herr, ein Zeichen für das Gute).
Eugen III. und die Zisterzienser
Als Abt Bernhard von Clairvaux von der Papstwahl Eugens III. erfuhr, schrieb er zunächst den Kardinälen einen Brief, um ihnen voll Ärger vorzuwerfen, dass sie Bernhard von Pisa dem kontemplativen Leben entrissen und als Papst in die Sorgen der Welt hineingestoßen hätten (Epistola 237). Kurz danach richtete er aber an Eugen III. ein emotional gehaltenes Glückwunsch-Schreiben, in dem er seine Freude und seine Sorge über dessen Erhöhung zum Papst ausdrückte („Ich frohlockte, ich gestehe es, aber mit Zittern“, Epistola 238). Bernhard widmete seinem einstigen Schüler Papst Eugen III. den Traktat De Consideratione, in dem er Missstände an der Kurie anprangert, ihn vor einem Aufgehen in Geschäftigkeit warnt und ihn zur Bescheidenheit und geistlichen Besinnung ermahnt. Die Briefe Bernhards an Eugen III. enthalten vor allem Empfehlungen von Personen oder Interventionen in Angelegenheiten einzelner Diözesen oder Klöster. Bernhard fand in seinen Anliegen nicht immer Gehör bei Papst Eugen III., konnte aber dennoch manches durch seine enge Verbindung zum Papst erreichen.
Papst Eugen III. nahm im September 1147 in Cîteaux am Generalkapitel der Zisterzienser teil. Im selben Jahr weihte er die Zisterzienserabteikirche von Fontenay und besuchte 1148 für einige Tage auch sein einstiges Kloster Clairvaux.
Mit der Bulle Sacrosancta Romana (1. August 1152) bestätigte Papst Eugen III. eine korrigierte Fassung der Carta Caritatis und die Instituta Generalis Capituli als wesentliche Verfassungstexte für den Zisterzienserorden. In einem Brief (5. August 1152) an das Generalkapitel ermahnte er die Zisterzienseräbte dazu, sich auf den Geist der Gründungsväter des Zisterzienserordens zu besinnen. (PL 182, 477).
Eugen III. berief drei Zisterzienser zu Kardinälen: Hugo von Ostia, Heinrich von Pisa und Bernhard von Rennes.
Der zweite Kreuzzug (1147–1149)
Nach dem Fall Edessas rief Eugen III. am 1. Dezember 1145 in Viterbo mit der Bulle Quantum praedecessores den französischen König, das französische und das italienische Volk zum 2. Kreuzzug auf. Er wiederholte den Kreuzzugsaufruf am 1. März 1146 und beauftragte Bernhard von Clairvaux mit der Kreuzzugspredigt. Der französische König Ludwig VII. erklärte sich auf die Kreuzzugspredigt Bernhards von Clairvaux in Vézelay am 31. März 1146 zur Teilnahme am Kreuzzug bereit. Bernhard von Clairvaux konnte um Weihnachten 1146 auch den deutschen König Konrad III. für den Kreuzzug gewinnen. Der päpstliche Legat Dietwin überbrachte daraufhin eine Beschwerde Eugens III., weil sich König Konrad III. ohne Zustimmung der päpstlichen Kurie zur Teilnahme am Kreuzzug entschlossen hatte. Als in Deutschland Anfang 1147 beim Reichstag in Frankfurt ein Kreuzzug gegen die ungetauften Nordostslawen (sog. Wendenkreuzzug) beschlossen wurde, unterstütze Papst Eugen III. dieses Vorhaben mit der Bulle Divini dispensatione (13. April 1147).
Der französische König Ludwig VII. und der deutsche König Konrad III. leiteten schließlich gemeinsam die Durchführung des 2. Kreuzzugs, zu dem sie im Frühjahr 1147 aufbrachen. Papst Eugen III. bestimmte zwei päpstliche Legaten für den 2. Kreuzzug: den Kardinalbischof Dietwin von Porto für das deutsche Kreuzzugsheer und den Kardinalpriester Guido von Florenz für das französische Kreuzzugsheer.
Der 2. Kreuzzug entwickelte sich wegen der Uneinigkeit der Anführer und wegen unkluger Entscheidungen bis 1149 zu einem Desaster. Militärisch erfolgreicher waren dagegen Kreuzfahrer, die in den Jahren 1147–1149 auf der iberischen Halbinsel mit Gutheißung Eugens III. gegen die Mauren kämpften: es gelang ihnen, die Städte Lissabon (Portugal), Almería (Andalusien), Tortosa (Katalonien) und andere iberische Städte zurückzuerobern.
Reise nach Frankreich und Deutschland (1147/48)
Anfang 1147 reiste Eugen III. nach Frankreich, wo er um den Beginn des Kreuzzugs herum die Kreuzzugseuphorie und den päpstlichen Einfluss stärken wollte. Er hielt 1147 in Paris, 1148 in Trier, Reims und Cremona Synoden ab und besuchte viele Klöster (z. B. Cluny, Cîteaux, Saint-Denis, Montmartre, Saint-Maurice). Den Winter 1147/48 verbrachte Eugen III. in Trier. Von April 1147 bis April 1148 hielt sich Bernhard von Clairvaux in seinem Gefolge auf. Bei der Synode von Reims versuchte Bernhard von Papst Eugen III. eine Verurteilung Gilberts von Poitiers wegen dessen Trinitätslehre zu erreichen, wozu es aber durch das Einlenken Gilberts und durch die Diplomatie mancher Kardinäle nicht kam.
Einflussnahme in England
Schon vor dem Pontifikat Eugens III. hatten die englischen Zisterzienseräbte in Rom Beschwerde (wegen Simonievorwürfen) gegen die Ernennung Wilhelm FitzHerberts, eines Verwandten des englischen Königs Stephan, zum Erzbischof von York eingereicht. Eugen III. setzte Anfang 1147 Wilhelm als Erzbischof von York ab und ernannte den Zisterzienser Henry Murdac zu dessen Nachfolger. Noch im Dezember 1147 spendete Papst Eugen III. selbst Henry Murdac in Trier die Bischofsweihe. Die Synode von Reims bestätigte am 21. März 1148 die Absetzung Wilhelm FitzHerberts als Erzbischof von York, während der englische König Stephan über die Absetzung seines Verwandten Wilhelm verärgert war. Eugen III. verweigerte – auch auf Anraten der englischen Zisterzienser – dem Sohn von König Stephan, Eustachius, die Anerkennung als englischer Thronfolger. Das brachte Erzbischof Theobald von Canterbury, der zu Papst Eugen III. hielt, auf Anordnung König Stephans mehrere Monate Haft bzw. Exil ein. Bald nach dem frühen Tod des Prinzen Eustachius 1153 fand der Konflikt ein Ende.
Legaten in entfernten Gegenden
Eugen III. sandte Kardinallegaten nach Irland und Skandinavien, um die dortigen jungen Kirchenstrukturen entscheidend zu fördern. In Skandinavien wirkte Nicholas Breakspear, der spätere Papst Hadrian IV., von 1152 bis 1154 als päpstlicher Legat und errichtete das Erzbistum Nidaros (heute: Trondheim) in Norwegen. Der päpstliche Legat Giovanni Paparoni leitete 1152 die Synode von Kells in Irland, bei der die Einteilung Irlands in vier Erzbistümer die päpstliche Anerkennung erhielt.
Bulle zum Schutz der Juden
1145/46 veröffentlichte Papst Eugen III. die Bulle Sicut Judaeis (Champagne 144), in der er die Christen zum Schutz der Juden aufforderte. Eugen III. verbot unter Androhung von Exkommunikation Zwangstaufen von Juden. Er untersagte, ihre Feiern zu stören oder ihre Friedhöfe zu schänden. Ähnliche Bullen veröffentlichten auch andere Päpste des Mittelalters.
Probleme mit der Kommunalherrschaft von Rom
Der Aufstand gegen die weltliche Herrschaft der Kirche in Rom hatte nach der Abreise des neugewählten Papstes Eugen III. aus Rom (Februar 1145) angehalten und zur Gründung einer eigenen oligarchischen Stadtrepublik geführt. Schlüsselpersonen waren in dieser römischen Stadtrepublik Giovanni Pierleoni, ein Verwandter des einstigen Gegenpapstes Anaklet II., und Arnold von Brescia. Papst Eugen III. exkommunizierte beide und erhielt von den Städten in der Umgebung Roms Unterstützung und Schutz. Noch 1145 nahm die römische Stadtregierung erste Verhandlungen mit Eugen III. auf und konnte sich mit ihm auch auf einen Kompromiss einigen. Eugen III. konnte kurz vor Weihnachten 1145 in Rom einziehen und dort einige Wochen verbringen. Als aber Arnold von Brescia die Bevölkerung wieder gegen die weltliche Herrschaft des Papstes aufwiegelte, musste Eugen III. im März 1146 wieder Rom verlassen. Er zog nach Viterbo und später nach Siena.
Nach seiner Frankreich- und Deutschland-Reise 1147/48 kam Eugen III. nach Viterbo zurück, von wo aus er König Roger II. von Sizilien um Hilfe gegen die republikanische Stadtregierung Roms bat. Unter sizilianischem Schutz konnte Eugen III. 1149 tatsächlich einige Monate in Rom verbringen. Danach fand er wieder in Viterbo Schutz. Probleme in der republikanischen Stadtregierung Roms und ein Stimmungsumschwung zugunsten des Papstes führten dazu, dass Papst Eugen III. im Dezember 1152 wieder in Rom einziehen und einige Wochen dort residieren konnte.
Das Bündnis mit dem deutschen König
Seit 1151 hatte sich Eugen III. durch Vermittlung Wibalds von Stablo dem deutschen König Konrad III. politisch angenähert, der für 1152 eine Romfahrt in Aussicht stellte, dann aber erkrankte und 1153 verstarb. Eugen III. versuchte, die Politik der Annäherung an Deutschland mit dem neuen deutschen König, Friedrich I. Barbarossa, fortzusetzen. Den größten politischen Erfolg erlebte Eugen III. wohl mit dem am 23. März 1153 abgeschlossenen Konstanzer Vertrag. Friedrich I. versprach, die Römer dem Papst zu unterwerfen. Eugen III. sicherte Friedrich I. die Kaiserkrönung zu. Papst Eugen III. und Friedrich I. Barbarossa erklärten zudem gemeinsam, kein Bündnis mit den Normannen in Süditalien einzugehen und byzantinischen Expandierungsplänen in Süditalien entgegen zu treten. Die letzten Wochen seines Lebens verbrachte Eugen III. in Erwartung einer baldigen Ankunft König Friedrichs I. in Italien, die er aber nicht mehr erleben sollte.
Tod und Verehrung
Eugen III. hielt sich in Tivoli auf, als ihn am 8. Juli 1153 der Tod ereilte. Sein Leichnam wurde im Petersdom in Rom bestattet und dabei – als Zeichen der Wertschätzung – neben die Gebeine des hl. Papstes Gregor III. und des seligen Petrus Diaconus gebettet. Wunderberichte über Papst Eugen III. und sein Grab verstärkten den Ruf der Heiligkeit, der ihm bereits zu seinen Lebzeiten von manchen zugeschrieben worden war. Das Menologium Cisterciense (1630) von Chrysostomus Henriquez bezeichnet ihn als einen Seligen, der am 8. Juli seinen Gedenktag hat. Auf Betreiben des Generalabts Teobaldo Cesari wurde Eugen III. am 28. September 1872 unter Papst Pius IX. offiziell als Seliger der katholischen Kirche anerkannt. Die Zisterzienser (der allgemeinen und der strengeren Observanz) feiern seinen Gedenktag am 8. Juli.
Pius Maurer, August 2012
Quellen:
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