Farinart, Jean

Jean Farinart

Jean Farinart

35. Abt des Klosters Cambron 1614–1635, Generalvikar in Belgien und Lüttich

* 1560 Chièvres, Hennegau
03. Juni 1635 Brüssel

Jean Farinart, geboren 1560 in Chièvres[1] im Hennegau, besuchte das Kolleg in Ath und wurde am 2. Juli 1577 als Novize der Zisterzienserabtei Cambron eingekleidet. Abt Robert d’Ostelart schickte ihn nach dem Noviziat zum Studium nach Douai. 1590 wurde er zum Direktor des Frauenklosters Les Prés ebenda ernannt, dessen Äbtissin Élisabeth de La Tramerie (reg. 1580–1591) seine Studien finanziell unterstützte. In dieser Stellung blieb er bis er – von der neuen Äbtissin, deren Kandidatur er nicht unterstützt hatte, nicht mehr geduldet – 1592 als Prior und Theologiedozent nach Cambron zurückkehrte. 1596 erhielt er die Leitung des Priorats Mariënkroon bei Heusden in den heutigen Niederlanden (Diözese s’Hertogenbosch). Am 14. Oktober 1598 wurde er in Douai zum Doktor der Theologie promoviert.

Nach dem Tod des Abtes Robert, der ihn schon 1610 vergeblich zum Koadjutor erbeten hatte, am 1. Dezember 1613 wurde Farinart am 16. Januar 1614 einstimmig zum Nachfolger gewählt und von Erzherzog Albert, Statthalter der spanischen Niederlande, bestätigt. Am 9. Februar 1614 wurde er, da der Erzbischofstuhl von Cambrai vakant war, von Bischof Michel d’Esne von Tournai benediziert. Assistenten waren die Äbte Vincent Longue-Espée von Loos und Guillaume de Castillo von Baudeloo (Tochterkloster von Cambron). Die Bestätigung durch den Vaterabt Denis Largentier von Clairvaux folgte am 19. März 1614. Im Juni 1616 (und wieder 1620) wurde er zum Generalvikar des Ordens für Belgien und das Fürstbistum Lüttich ernannt. In dieser Funktion nahm er als Mitglied des Definitoriums am Generalkapitel 1623 in Cîteaux teil.

Abt Farinart genoss die besondere Wertschätzung des Statthalters Erzherzog Albrecht, der ihm auch, als er schwer erkrankt war, seinen Leibarzt schickte. Mit Hilfe des Erzherzogs gelang es Farinart, seinen Professen und Mitnovizen Balduin Moreau als Regularabt des burgundischen Klosters Là Rosière in der Franche-Comté einsetzen zu lassen, um dort mithilfe einiger Professen von Cambron das von den Kommendataräbten vernachlässigte Kloster wiederherzustellen.[2] Ebenso verhalf er im Oktober 1618 seinem Subprior Jean d’Assignies († 22. Mai 1642) zur Prälatur des Klosters Nizelles in Brabant und benedizierte ihn in Cambron. Assignies stellte die Abtei baulich wieder her, sodass Abt Farinart am 4. September 1622 die Kirche benedizieren konnte.

Von den Gebrechen des Alters gebeugt, erhielt Abt Farinart 1633 von Erzherzogin Isabella die Erlaubnis, einen Koadjutor wählen zu lassen. Aus der Wahl, die unter dem Vorsitz des Dünenabtes Bernardus Campmans stattfand, ging der Prior Jean Coene als Sieger hervor. Jean Farinart starb am 3. Juni 1635[3] in Brüssel, wohin er sich vor den heranrückenden französischen Truppen geflüchtet hatte, und wurde neben seinem Vorgänger im Chor der Klosterkirche beigesetzt.

gge, Sep. 2017

  1. Nach anderen in Ath.
  2. Moreau wurde 1621 vom Generalabt als Generalprokurator nach Rom umgelenkt, wo er 1622 starb.
  3. Die Angaben differieren. Die bei Le Waitte 1673 (S. 587) und Monnier 1882 (S. 18) wiedergegebene Grabinschrift sagt 1633, nennt aber eine Regierungszeit von 22 Jahren. Auf Seite 35 nennt Monnier in der Äbteliste 1635 als Todesjahr. Farinarts Nachfolger Coene starb am 14. Oktober 1649 nach (lt. Epitaph) einer Regierungszeit von 14 Jahren und drei Monaten, wurde also etwa Mitte Juli 1635 Abt.

Daten:

Vest.: 2. Juli 1577; Abbas.: nom. 16. Jan. 1614, ben. 9. Feb. 1614.

Werke:

De statu tribusque religionis votis · De Instituione Noviciorum.

Literatur:

Le Waitte, Antoine: Historiae camberonensis pars altera. Paris 1673, S. 537–587 · Monnier, Clément: Histoire de l'abbaye de Cambron, in: Annales du Cercle archéologique de Mons XIV (1876), S. 126–135 und XVII (1884), S. 1–575 · Paquot, Jean Noël: Mémoires pour servir à l'histoire littéraire des dix-sept provinces des Pays-Bas, de la Principauté de Liège et de quelques contrées voisines, Band 2. Louvain: Imprimerie académique, 1768, S. 9–10 · Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique: Biographie nationale. Bruxelles: Thiry, 1866–1938 · Mathieu, Ernest Antoine Joseph Ghislain: Biographie du Hainaut. Enghien: Spinet, 1902–1905 · Dictionnaire des Auteurs Cisterciens. Rochefort, 1975–1977.

Zitierempfehlung: Farinart, Jean, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 11.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Farinart,_Jean

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