Frey, Verena

Verena Frey

Verena Frey

28. Äbtissin des Klosters Rathausen 1609–1636

* 1573/74
† 15. Jan. 1636 Rathausen

Verena Frey, von Luzern, kam 1585 unter Äbtissin Verena Feer als noch nicht ganz zwölfjährige Kosttochter in das Kloster Rathausen, wo damals noch fünf Schwestern lebten. Die anderen Töchter traten nach ihr in Rathausen ein. Am 9. Oktober 1588 wurde sie von dem päpstlichen Legaten Ottavio Paravacini nach einer letzten Visitation und Examination zusammen mit der späteren Äbtissin Salome Suter und den Schwestern Maria Herbort und Magdalena Schumacher eingekleidet. Danach zog der Konvent nach Friedenweiler, um dort in das klösterliche Leben eingewiesen zu werden. Dort legte Verena Frey 1590 zusammen mit Salome Suter die Profess vor Abt Martin Schleher vom Kloster Tennenbach ab. Das Gelübde der Stabilität (Ortsbeständigkeit) legten sie für Rathausen ab. Am 14. Mai 1592 mit den anderen Schwestern nach Rathausen zurückgekehrt, war sie dort von 1593 bis 1609 Priorin, außerdem Küsterin und Novizenmeisterin.

Nach der Absetzung ihrer Vorgängerin Anna Hartmann am 15. Juni 1609 wurde sie am folgenden Tag zur Äbtissin gewählt. Die Wahl initiiert und geleitet hatte der Propst Peter Emberger, ein Weltgeistlicher, der weder den Vaterabt Ulrich Amstein von St. Urban noch die Herren von Luzern oder die päpstliche Nuntiatur benachrichtigt hatte. Dieses eigenmächtige Vorgehen führte schließlich 1611 dazu, dass er als Visitator der Klöster Rathausen und Eschenbach abberufen wurde. Abt Ulrich Amstein untersuchte im Auftrag des Rates von Luzern die Wahlangelegenheit, bestätigte aber die Gewählte und benedizierte sie am 8. April 1611. Äbtissin Verena musste den Generalabt um Verzeihung für die bei der Wahl verletzten Rechte des Ordens bitten, besonders dafür, dass sie die Bestätigung durch Emberger hatte annehmen wollen.

Äbtissin Verena führte im Kloster die Weberei ein, für den Eigengebrauch und den Verkauf. Sie vermehrte auch die Einkünfte des Klosters um 1.000 gl. pro Jahr, die für die kommenden Unglücksfälle wie den Brand der Bäckerei, Sturmschäden, die Aufnahme von Klosterfrauen aus Friedenweiler während des Dreißigjährigen Krieges, die Missernte von 1625 usw. sehr gebraucht wurden. Während ihrer Regierung lief die von Papst Klemens VIII. 1598 angeordnete zehnjährige Amtszeit der Jesuiten als Beichtväter und Seelsorger aus, wurde aber von Rom um weitere 15 Jahre verlängert. Da ein Teil der Klosterfrauen lieber Zisterzienser als Beichtväter gehabt hätte, bildeten sich zwei Parteien im Konvent. Die Äbtissin stellte sich in diesem sog. Beichtigerstreit oder Beichtigerhandel, den es auch im Kloster Eschenbach gab, auf die Seite der Jesuiten, soll das aber auf dem Sterbebett bereut haben.

Sie starb am 15. Januar 1636 und und wurde am 20. Januar von Abt Beat Göldlin von St. Urban im Kapitelhaus begraben. Sie hinterließ 37 Chorfrauen und elf Laienschwestern. Übernommen hatte sie bei ihrem Amtsantritt 17 Chorfrauen und sechs Laienschwestern. Zu ihrer Nachfolgerin wurde wenige Tage nach ihrem Tod Eustachia Ratzenhofer gewählt.

gge, Juli 2018


Daten:

Prof.: 1590; Domina: el. 16. Juni 1609, ben. 8. April 1611.

Literatur:

750 Jahre Zisterzienserinnenabtei Rathausen-Thyrnau 1245–1995, [Thyrnau]: Abtei Thyrnau, 1995 · Verzeichnis aller Schwestern der Zisterzienserinnenabtei Rathausen-Thyrnau 1245–1995. [Thyrnau]: Abtei Thyrnau, 1995 · Zisterzienserinnenkloster Rathausen, in: Helvetia Sacra III/3 · Haid, Kassian: Die Reihe der Äbtissinnen von Rathausen 1245–1945: zum Siebenjahrhundert-Jubiläum des Klosters Rathausen 1245–1945, in: Der Geschichtsfreund: Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz, Bd. 99 (1946), S. 193–229.

Zitierempfehlung: Frey, Verena, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.07.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Frey,_Verena

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