Göbhardt, Heinrich

Heinrich Göbhardt,
Ölgemälde von 1784, Ausschnitt

Heinrich Göbhardt

52. und letzter Abt von Bronnbach 1783–1803

* 05. Dez. 1742 Bamberg
† 25. Juli 1816 Bamberg

Ludwig Göbhardt wurde am 5. Dezember 1742 in Bamberg als jüngstes Kind des dortigen Buchhändlers und Universitätsdruckers Johann Martin Göbhardt (1709–1757) geboren. Nach dem Besuch der Schulen und dem Studium der Philosophie in seiner Heimatstadt kam er als Student der Rechtswissenschaft im November 1763 nach Würzburg. Im Frühjahr 1764 wurde er in das Kloster Bronnbach aufgenommen. Er empfing die Tonsur am 17. November 1764, nahm den Klosternamen Henricus an und legte am 9. Juni 1765 seine Profess in Bronnbach ab. Die niederen Weihen erhielt er durch den Bronnbacher Abt Ambrosius Balbus am 18. August 1765. Am 21. September 1765 wurde er zum Subdiakon, am 20. Dezember 1766 zum Diakon und 1768 in Würzburg zum Priester geweiht. Das Studium der Theologie beendete er an der Universität Würzburg 1771 als Lizentiat. Eine juristische Ausbildung schloss sich an.

1773 kehrte Göbhardt von der Universität in sein Professkloster zurück, übte dort allerdings wider Erwarten keine Funktion aus. Nach dem Amtsverzicht von Abt Ambrosius Balbus am 5. August 1783 wurde er dennoch von seinen Mitbrüdern mit 35 von 44 Stimmen zum Abt gewählt.[1] Ihm gelang es, der unmittelbar bei Amtsantritt bemerkbaren wirtschaftlichen Schwierigkeiten Herr zu werden, sein Kloster im baulichen und rechtlichen Stand zu sichern und die Verwaltung und die Verhältnisse im Bronnbacher Klostergebiet sachgerecht zu organisieren. Dazu gehört auch eine Erfassung des Klosterbesitzes und der Einkünfte, nicht zuletzt durch eine sorgfältige Vermessung. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit für das Kloster war die Erforschung der Geschichte seiner Abtei. Höhepunkt dieser historischen Arbeiten ist die von ihm 1795 abgeschlossene Historia domestica liberae abbatiae Bronnbacensis, die, auf den Klosterchroniken und eigenen Arbeiten aufbauend, die Geschichte der Abtei bis 1783 darstellt.

Auch im Orden übernahm Abt Heinrich wichtige Aufgaben. Sein insgesamt erfolgreiches Wirken wurde ab 1796 von den militärischen Auswirkungen der Auseinandersetzungen mit dem revolutionären Frankreich und schließlich von der Säkularisation und der Auflösung seines Klosters überschattet. Das Ende kam auch für Bronnbach mit den Entscheidungen der Reichsdeputation in Regensburg 1802/03. Am 21. Oktober 1802 wurde die Abtei Bronnbach provisorisch, am 26. November 1802 endgültig für den Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rochefort in Besitz genommen. Die Klostergemeinschaft bestand zu diesem Zeitpunkt aus 40 Personen, 36 Geistlichen und vier Laienbrüdern.

Nicht ohne Verbitterung, aber nach weitgehend seinen Wünschen entsprechender Pensionsregelung, verließ Abt Heinrich sein Kloster kurz nach der Auflösung der bis dahin noch bestehenden Klostergemeinschaft zum 16. März 1803. Er entschied sich für Bamberg, seinen Geburtsort und den Wohnort seiner Familie, als künftigen Wohnsitz und lebte in einer repräsentativen Wohnung in der Judengasse in Bamberg als begüterter Geistlicher. Wie schon in seinem Kloster widmete er sich schöngeistigen Angelegenheiten und war als Wohltäter angesehen. Nachdem er viele Jahre an Steinschmerzen gelitten hatte, verstarb er am 25. Juli 1816 im 74. Lebensjahr in Bamberg und wurde in St. Getreu am 28. Juli bestattet, wo sich seine Grabplatte bis heute erhalten hat.

Leonhard Scherg, Aug. 2012

  1. Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal infulierte ihn zugleich mit dem Propst Melchior Zösch vom Kloster Triefenstein am 14. März 1784 (3. Fastensonntag) in der Hofkapelle. Assistenten waren Abt Benedikt Lurz vom Benediktinerkloster Neustadt am Main und Propst Franz Xaver Schreiber von Kloster Heidenfeld.

Daten:

Prof.: 9. Juni 1765; Sac.: 1768; Abbas: el. 5. Aug. 1783, ben. 14. März 1784.

Werke:

Historia Domestica Liberae Abbatiae Bronnbacensis, 1795; hg. von Franz Joseph Mone, Schriften der Alterthums- u. Geschichtsvereine zu Baden und Donaueschingen (SchrBaden). Bd.3,2 (Karlsruhe 1848/49), S. 307—386.

Literatur:

Scherg, Leonhard: Die Zisterzienserabtei Bronnbach im Taubertal 1802/03 - Säkularisation und Auflösung, in: Wertheimer Jahrbuch 2002 (2003), S. 127–203. · Ders.: Letzte Willens-Erklärung : das Testament von Abt Heinrich Göbhardt von Bronnbach, in: Wertheimer Jahrbuch 2003 (2004), S. 153–182.

Normdaten:

GND: 129299332 · BEACON-Findbuch · CERL: cnp00592689

Zitierempfehlung: Göbhardt, Heinrich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.11.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/G%C3%B6bhardt,_Heinrich

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