Gallenkamp, Everhard

Everhard Gallenkamp

Everhard Gallenkamp

41. Abt des Klosters Marienfeld 1713–1717

~ 24. Feb. 1665 Münster
† 12. Jan. 1717 Harsewinkel

Heinrich Everhard Gallenkamp wurde am 24. Februar 1665 als Sohn des aus einer Lippstadter Fleischerdynastie stammenden Richters und Gografen Ludwig Gallenkamp (1630–1690) in Münster getauft. Sein Bruder Dr. jur. Paul Heinrich Gallenkamp (1676—1746) war von 1736 bis 1746 als bischöflicher Offizial Vorsitzender des Geistlichen Hofgerichts, ein anderer Bruder Dr. jur. Rhaban Anton Gallenkamp (1669–1743) war Ratsherr und Bürgermeister der Stadt Münster.

Er wurde am 9. Juli 1682 mit drei Mitnovizen in der Zisterzienserabtei Marienfeld eingekleidet und legte am 29. August 1683 die Profess ab. Danach war er mehrere Jahre Grangiar (Gutsverwalter) auf dem Klostergut Urentrup bei Bielefeld und von 1702 bis 1706 Pfarrer in Rulle. Am 26. Oktober 1713 wurde er unter dem Vorsitz des Vaterabtes Laurentius Kremper von Hardehausen zum Abt gewählt und am 27. Dezember von Fürstbischof Franz Arnold von Wolff-Metternich in der Abteikirche benediziert. Assistenten waren die Äbte Gregor Waltmann OSB von Liesborn und Laurentius Kremper.

Abt Everhard führte in seiner kurzen Regierungszeit die von seinem Vorgänger Johannes Rulle begonnenen umfangreichen Bauten fort, die, nicht immer zum Wohlgefallen seiner Zeitgenossen, tief in die vorhandene Bausubstanz eingriffen und das Erscheinungsbild des Klosters bis heute prägen. Das Refektorium und das Dormitorium wurden komplett niedergelegt. Da der nordwestliche Teil des Säulengangs der Klosterkirche einsturzgefährdet war, wurde er ebenfalls abgerissen und auf dem Fundament neu aufgebaut, ebenso das nicht zum Mittelteil passende alte Seitenschiff, so dass der ganze Flügel neu geplant und errichtet wurde. Ende 1714 wurde die unter Abt Heinrich Münsterman (reg. 1498–1537) erbaute Prälatur, die sog. Günne, abgerissen und mit dem Abbruchmaterial eine neue erbaut. Das Tafelbild aus der Abtkapelle nahm der Kurfürst von Brandenburg mit nach Berlin. Noch im selben Jahr ließ Gallenkamp die seit 30 Jahren nicht mehr benutzte Krankenhauskapelle am Fremdenhaus neben der Pforte mit ihrem Glockenturm abreißen. In der Abteikirche musste die große Orgel aus dem oberen südlichen Wandbereich des Hauptschiffes dem für das nächste Jahr geplanten Neubau des Dormitoriums (Schlafhaus) weichen. Die Spuren an der Außenwand sind heute noch zu sehen. Danach konnte schließlich der Neubau des südlichen Klosterflügels vollendet werden.

Schon lange von der Gicht geplagt, starb Abt Everhard am 12. Januar 1717 im Alter von 52 Jahren pestilente febri correptus. Zu seinem Nachfolger wurde Ferdinand Oesterhoff gewählt.

gge, Mai 2018


Daten:

Vest.: 9. Juli 1682; Prof.: 29. Aug. 1683; Abbas: el. 26. Okt. 1713, ben. 27. Dez. 1713.

Literatur:

Germania Sacra, Dritte Folge 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 11. Die Zisterzienserabtei Marienfeld. Bearb. von Wilhelm Kohl. Berlin, New York, De Gruyter, 2010, S. 415–416 · Leidinger, Paul: Die Zisterzienserabtei Marienfeld (1185–1803): Ihre Gründung, Entwicklung und geistig-religiöse Bedeutung, in: Westfälische Zeitschrift 148 (1998), S. 9–78 · Böhmer, Rudolf; Leidinger, Paul: Chroniken und Dokumente zur Geschichte der Zisterzienserabtei Marienfeld 1185–1803. Marienfeld: Selbstverlag der Pfarrgemeinde, 1998 · Deutsches Geschlechterbuch, Band 192, 1986 · Werland, Walter: Marienfelder Chronik: Zur Geschichte der Zisterzienserabtei und der Gemeinde Marienfeld.. Herausgegeben im Auftrag der Gemeinde Marienfeld, Marienfeld 1968, S. 231–233.

Zitierempfehlung: Gallenkamp, Everhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.05.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gallenkamp,_Everhard

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