Gracht, Gedeon

Gedeon van der Gracht

Gedeon van der Gracht

Weihbischof in Lüttich; Kommendatarabt des Klosters Cambron 1551–1554

* 1491 Gent
† 15. Okt. 1554 Cambron, Hennegau

Gedeon van der Gracht, auch Gedeon de Fossez, des Fossés, Defossé oder de Fossa, wurde 1491 als Sohn einer Adelsfamilie in Gent geboren und trat dort in den Konvent der Augustinereremiten ein[1]. Er studierte Theologie in Löwen, war Lektor und mehrmals Prior seines Hauses.

Die ihm angebotene Benediktinerabtei Oudenburg bei Brügge nahm er nicht an, wurde aber, nachdem ihn Bischof Erhard von der Mark von Lüttich zum Weihbischof erwählt hatte, am 10. Januar 1536 mit Legitimitätsdispens zum Bischof von Castoria i.p.i. ernannt. Als solcher, auch als Generalvikar, war er tätig unter den Fürstbischöfen von der Mark, Cornelius von Berghes und Georg von Österreich. Großen Anteil hatte er am Gelingen der Bischofssynode am 7. November 1548 in Lüttich. Die dort verabschiedeten Statuten waren vor allem sein Werk.[2] 1551 war er in Roermond und Venlo in der Bekämpfung der Wiedertäufer tätig und weihte die Kirche der Regularkanoniker in Venray.

Einige Jahre war er Beichtvater der Statthalterin der spanischen Niederlande, Maria von Ungarn, die ihn 1551 in die Zisterzienserabtei Cambron schickte, um dort mit dem Benediktinerabt Louis de Blois vom Kloster Liessies die nach dem Tod des Abtes Jean Dentelin fällige Abtwahl zu leiten. Da sich die Mönche nicht auf einen Kandidaten aus den eigenen Reihen einigen konnten, schlug De Blois der Statthalterin vor, Van der Gracht zum Kommendatarabt zu ernennen, was diese auch tat. Van der Gracht stellte die Disziplin wieder her und kümmerte sich vor allem um die Regulierung der Finanzen. Dem Schaden, den die Überflutung der Polder in Seeländisch-Flandern 1530 verursacht hatte, versuchte er duch die Einführung einer geregelten Verwaltung im Priorat Stoppeldijk entgegenzuwirken. In Cambron ließ er das Gäste- und das Abthaus bauen. Antoine Le Waitte (Historia Camberonensis, Paris 1673) behandelt ihn als regulären Abt, jedoch gehörte Van der Gracht nicht dem Zisterzienserorden an und war dem Konvent aufgedrungen. Er ist daher als Kommendatarabt anzusehen.

Wie schon seinen Vorgängern waren auch Van der Gracht nur wenige Regierungsjahre vergönnt. Das Nekrologium von Cambron verzeichnet seinen Tod am 15. Oktober 1554, das der Abtei Boneffe gedenkt seiner am 28. Mai als Wohltäter. Sein Leichnam wurde im Kapitelsaal beigesetzt. Jongelinus (Notitia Abbatiarum Ordinis Cisterciensis, Köln 1640, IX, S. 41) gibt seine Grabinschrift wieder.

gge, Okt. 2017

  1. Nicht wie bei Le Waitte und Jongelinus zu lesen in den der Karmeliten
  2. Abgedruckt in J. Hartzheim: Concilia Germaniae, Köln 1765, Band VI, 390–398, nach einem Druck Löwen 1549.

Daten:

Ep. tit.: 10. Jan. 1536; Abbas: nom. 1551.

Literatur:

Monnier, Clément: Histoire de l'abbaye de Cambron, in: Annales du Cercle archéologique de Mons XIV (1876), S. 112–114 · Smet, Joseph-Jean de: Cartulaire de l'abbaye de Cambron, in: Monuments pour servir a l'histoire des provinces de Namur, de Hainaut et de Luxembourg, tome deux, première parte. Bruxelles: M. Hayez, 1869, S. X · Fruytier, Amedeus: Nieuw Nederlands Biografisch Woordenboek (NNBW), Deel 3, Leiden 1914, Sp. 487–488.

Zitierempfehlung: Gracht, Gedeon, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 4.10.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gracht,_Gedeon

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