Heun, Alfons

Alfons Heun OCist

Alfons Maria Heun OCist

Abt von Hardehausen und Itatinga

* 17. Juli 1898 Lahr b. Limburg
† 28. Juni 1984 Dernbach, Westerwald

Alfons Heun, Taufname Kilian, geboren 1898 in Lahr bei Limburg als Sohn des Kaufmanns Adam Heun, besuchte als Internatsschüler die Oblatenschule der Zisterzienserabtei Marienstatt, trat am 30. September 1916 in das Noviziat ein und legte am 31. Januar 1920 das Ordensgelübde ab. Am 16. Juni 1924 weihte ihn der Limburger Bischof Augustinus Kilian zum Priester.

1927 wurde Heun als Leiter (1930 Prior) der Gründungskolonie nach Hardehausen in Westfalen (bei Scherfede, Kreis Höxter) geschickt. Dort hatte die Abtei Marienstatt die Gebäude der 1803 säkularisierten alten Zisterzienserabtei Hardehausen einschließlich eines Teils der zugehörigen Ländereien vom preußischen Staat erworben[1]. Am 1. April 1927 zogen die ersten Zisterzienser, fünf Patres und vier Laienbrüder, wieder in Hardehausen ein. Die feierliche Einweihung und Inbesitznahme wurde am 29. Mai 1927 durch Abt Eberhard Hoffmann und Dompropst Linneborn vorgenommen.

Hatten die Zisterzienser unter ihrem Prior Heun während des Pachtverhältnisses noch auf bauliche Maßnahmen verzichtet, begannen sie nach dem Kauf der ehemaligen Staatsdomäne 1930 mit der Wiederherstellung des ursprünglichen Klosterzustandes, u.a. durch den Neubau des Erziehungsheims für Jugendliche (Bernardusheim)[2], dessen Erträge den Kaufkredit finanzieren sollten. Am 25. Oktober 1931 zogen die bis dahin in zwei Kreuzgangflügeln untergebrachten Jugendlichen dorthin um und das Kloster hatte wieder einen separaten Klausurbereich. Verzichtet wurde auf den Neubau einer Klosterkirche; der Konvent begnügte sich mit der Umgestaltung der ehemaligen Sakristei und des alten Kapitelsaals zu einer provisorischen Hauskapelle.

Nachdem Papst Pius XI. das Priorat Hardehausen mit Breve vom 8. September 1931[3] wieder in den Rang einer Abtei erhoben und den Konvent „zum rechtmäßigen Nachfolger der alten, rechtlich noch existierenden Abtei“ erklärt hatte und der Konvent 1933 die Mindestzahl von zwölf ständigen Mitgliedern erreicht hatte, wurde Prior Heun am 10. Oktober 1933 auf dem Generalkapitel in Rom zum Abt ernannt. Die Benediktion spendete ihm Generalabt Franciscus Janssens unter Assistenz der Äbte Dr. Eberhard Hoffmann und Karl Münz (Himmerod) am 10. Dezember 1933 in Marienstatt, am 14. Dezember 1933 wurde er in Hardehausen feierlich installiert.

Die Abtei Hardehausen machte zunächst gute Fortschritte. Es kam zu einer größeren Zahl von Neueintritten, die auch die Profess ablegten. Drei Mönche empfingen die Priesterweihe. Zur Öffentlichkeitsarbeit wurde von 1930 bis 1939 eine Zeitschrift, der St. Bernardus-Bote, mit einer Auflage von durchschnittlich 3.000 Exemplaren herausgegeben. Das kritische Problem aber war, dass die Erträge des Erziehungsheims und der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betriebe aus verschiedenen Gründen hinter den Erwartungen zurückblieben und nicht ausreichten, die vom 1. April 1933 an fälligen Abtragungsleistungen aufzubringen. Zwar konnte Abt Heun in den ersten Jahren noch Aufschub der Ratenzahlungen erreichen, stand aber schon bald einem vom Nationalsozialismus bestimmten Landwirtschaftsministerium gegenüber, das von 1936 an einen zunehmend repressiven Kurs gegen das Kloster einschlug. Da es auch Hypotheken der Abtei Marienstatt und des Generalabtes Franciscus Janssens (in holländischen Gulden) gab, ermittelten der Zoll und eine Sonderstaatsanwaltschaft in Berlin gegen Konvent und Abt wegen des Verdachts auf Devisenvergehen. Es gab Hausdurchsuchungen und mehrere Verhöre; die nationalsozialistische Presse begleitete das Verfahren, das sich jedoch als unbegründet erwies und eingestellt wurde. Nach zweijährigem Auf und Ab – auch ein Rettungsversuch der Abtei Mehrerau war gescheitert – war 1938 das Ende nicht mehr abzuwenden. Die Immobilien mussten auf staatlichen Druck verkauft werden, die Zisterzienser das ehemalige Kloster bis spätestens 30. September 1938 verlassen.

Die Hardehausener Zisterzienser ließen sich zunächst in Magdeburg-Neustadt nieder, wo sie bis 1949 die Pfarrei Sr. Agnes betreuten.[4] Abt Heun reiste nach Brasilien, um eine Niederlassungsmöglichkeit im Ausland zu erkunden. Der Kriegsausbruch verhinderte seine Rückkehr. 1939 erhielt er eine Seelsorgerstelle in São José do Rio Pardo, wo er sich um den Bau einer dem hl. Rochus von Montpellier (São Roque) geweihten Kirche kümmerte, die zum Ausgangspunkt des 1943 kanonisch errichteten Zisterzienserklosters Nossa Senhora de São Bernardo wurde. Auf Beschluss der Ordensleitung übergab Heun das Kloster 1949 der italienischen Zisterzienserkongregation San Bernardi in Italia. In Mairinque, São Paulo, wo er seit 1940 Pfarrer war, veranlasste Heun eine umfassende Renovierung der Pfarrkirche. Darüberhinaus konnte er mit Unterstützung des Bischofs von Botucatu, Henrique Golland Trindade OFM, und Abt Athanasius Merkle von Itaporanga, in Itatinga ein neues Kloster gründen (Mosteiro de Nossa Senhora da Assunção de Itatinga). Am 16. August 1951 wurde der Grundstein gelegt und durch Reskript der Religiosenkongregation vom 3. April 1952 die Rechte und Privilegien der Abtei Hardehausen auf Itatinga übertragen.

1955 legte Heun sein Amt nieder und kehrte nach Deutschland zurück. Von 1957 bis 1967 war er Krankenhausseelsorger im Vinzenzkrankenhaus in Kerpen und von 1967 bis 1978 Spiritual der Zisterzienserinnen in Lichtenthal, Baden-Baden. Danach lebte er bis zu seinem Tod wieder in Marienstatt. Er starb im nahegelegenen Krankenhaus Dernbach und wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

gge, Feb. 2008, rev. Sep. 2013, Feb. 2016

  1. Zunächst durch Pacht, 1930 dann durch Kauf der Staatsdomäne
  2. Ein staatliches Erziehungsheim hatte im Kloster Hardehausen bis 1927 bestanden. Seine Weiterführung durch die Zisterzienser sollte zum einen die Pacht bzw. den Kauf finanzieren, war aber andererseits auch eine Bedingung, die den Kauf erst ermöglicht hatte und als Auflage im Kaufvertrag eingetragen.
  3. Acta Apostolicae Sedis XXIV (1932), S. 114f.
  4. Die angebotene Übernahme der Wallfahrt in Bochum-Stiepel hatten sie abgelehnt.

Daten:

Vest.: 30. Sep. 1916; Prof.: 31. Jan. 1920; Sac.: 15. Juni 1924; Abbas: nom. 10. Okt. 1933, res. 13. Okt. 1955.

Werke:

Altar und Leben. Paderborn: Schöningh, 1935 · Schule für den Dienst des Herrn. Kevelaer: Butzon & Bercker, 1963.

Literatur:

100 Jahre Wiederbesiedlung Marienstatt. (= Marienstatter Aufsätze VI), Marienstatt, Buch- und Kunstverlag, 1988, S. 157 · Möhring, Peter: Wiederbegründung und Umsiedlung der Zisterzienserabtei Hardehausen 1927–1952. Westfälische Zeitschrift - Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde 148 (1998) S. 419–449 · Nonn, Heinrich: Er war Ehrenbürger der Gemeinde Lahr, in Waldbrunner Nachrichten 14 (2013), S. 10–11 und 15 (2013), S. 15–17.

Normdaten:

GND: 105810312 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Heun, Alfons, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 24.10.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Heun,_Alfons

Vorlage:Page.name: HEUN, Alfons OCist (1898–1984) – Biographia Cisterciensis