Himmerod

Himmerod

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Kloster Himmerod
Abbatia Claustri B.M.V.
Ort: Großlittgen, Krs. Bernkastel-Wittlich, Eifel
Observanz: Zisterzienser OCist
gegründet: 1134/35 bzw. 1922
aufgehoben: 1802 bzw. 2017
Primarabtei: Clairvaux
Mutterabtei: Clairvaux (1134–1802), Marienstatt (1922–2017)
Tochterklöster: Heisterbach (1188/89), Itaporanga (1936)
Web: www.abtei-himmerod.de

Himmerod, lat. Abbatia Claustri B.M.V., ehemalige Zisterzienserabtei in Großlittgen in der Eifel, Verbandsgemeinde Manderscheid, Landkreis Bernkastel-Wittlich; gegründet 1134/35, aufgehoben 1802; wiederbegründet 1922 als Tochter von Marienstatt, aufgehoben 2017.

Geschichte

Gegründet 1134/35 auf Ansuchen des Trierer Erzbischofs Adalbero durch Bernhard von Clairvaux, war Himmerod das 14. Tochterkloster von Clairvaux und die erste – und neben Kloster Eberbach einzige – Bernhardsgründung in Deutschland. Der Gründerkonvent mit Abt Randulf und zwölf Mönchen wohnte vorübergehend auf dem kleinen Gut Haymenrode, einer Rodung des erzstifterischen Bauern Haimo (Hermo), in der Nahe des heutigen Altenhofes. Die zur Neugründung eines Klosters erforderlichen Bauten wurden als Notbauten errichtet. Am 20. Januar 1136 erfolgte die Übersiedlung in die erste hölzerne Klosteranlage, deren Standort im Tal der Salm der hl. Bernhard persönlich ausgesucht hatte, 1138 ihre Einweihung.

1178 weihte Erzbischof Arnold von Trier die von Achard von Clairvaux erbaute romanische Klosterkirche. 1179 starb mit dem 1699 seliggesprochenen und heute noch verehrten Priestermönch David von Himmerod das letzte Mitglied des Gründungskonvents. Nachdem schon 1153/56 das Kloster Châtillon im Bistum Verdun, eine Tochtergründung des Klosters Trois-Fontaines, von Himmeroder Mönchen besiedelt worden war, konnte 1188/89 mit Heisterbach das erste eigene (und im Mittelalter einzige) Tochterkloster gegründet werden, dessen Prior Cäsarius in seinen Werken auch das Leben in Himmerod beschreibt.

Der weitreichende, durch Schenkungen, Rodungen und Zukäufe erworbene Besitz der Abtei wurde in bis zu 40 Höfen verwaltet. Bedeutenden Weinbau gab es an Rhein und Mosel; eigene Schiffe verfrachteten den Wein bis in die Niederlande. Die eifrige Kopiertätigkeit im Skriptorium ließ den Bibliotheksbestand 1453 auf 2000 Bände anwachsen, von denen heute noch 145 erhalten und nachweisbar sind (Berlin, Trier, Koblenz, Paris, London. Der letzte nicht infulierte Abt Jakob aus Hillesheim ließ 1506 einen geräumigen Bibliotheksbau errichten. Die jungen Mönche studierten nun auch an auswärtigen Ordenskollegien (Paris, Köln, Heidelberg). Eine enge Beziehung entwickelte sich zur Universität Trier, an der viele Himmeroder Mönche ihren philosophischen und theologischen Studienabschluss erwarben.

Eine zweite Blütezeit erlebte die Abtei unter Abt Robert Bootz (reg. 1685–1730), einem Historiker und Bücherfreund, der 1687 zum Generalvikar des Ordens in Niederdeutschland bestimmt und 1706 zum Rektor der Universität Trier gewählt wurde. Er führte auch die von seinem Vorgänger Matthias Glabus begonnene Bautätigkeit weiter (Neubau des Krankenhauses, Restauration der St. Michaelskapelle, Vollendung des 1640 begonnenen Konventneubaus). Die barocke Abteikirche ließ Abt Leopold Camp (reg. 1731–1750) 1739 nach Plänen des sächsischen Baumeisters Christian Kretschmar errichten, erlebte ihre Weihe am 10. Oktober 1751 aber nicht mehr.

Mit dem Erlass des Säkularisationsgesetzes für die vier rheinischen Departements vom 9. Juni 1802 war für die Himmeroder Mönche das Ende gekommen; am 26. Juli 1802 verließen sie ihre Abtei, die in den folgenden Jahren v.a. als Steinbruch genutzt wurde. Nur die Mühle und das Pförtnerhaus blieben verschont.

Wiederbegründung

1919 kauften sieben deutsche Trappisten auf Initiative von Anastasius Plein aus der bosnischen Abtei Mariastern, denen wegen der politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg die Rückkehr in ihr Heimatkloster verwehrt war, die übriggebliebenen Gebäude. Nachdem 1922 auf Wunsch des Trierer Domkapitels die Abtei Marienstatt im Westerwald die Funktion der Mutterabtei übernommen hatte, wurde das Kloster in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs dienten die Gebäude als Lazarett. Abt Vitus Recke ließ von 1952 an die Abteikirche nach dem barocken Bauplan wiedererrichten. Sie wurde am 15. Oktober 1960 durch Bischof Matthias Wehr von Trier geweiht.

Zum Kloster gehörten ein Museum (in der alten Mühle) mit wechselnden Kunstausstellungen, eine Buch- und Kunsthandlung, eine Gaststätte, ein Gäste- und Exerzitienhaus, eine Fischzucht und eine Käserei. Bekannt ist die 1962 von der Bonner Orgelmanufaktur Klais erbaute Orgel in der Abteikirche. Die Abtei hat außerdem einen eigenen Buchverlag (Himmerod Drucke). Vierteljährlich erschien die Zeitschrift Unsere Liebe Frau von Himmerod, monatlich der Himmeroder Rundbrief (Redaktion: P. Stephan Reimund Senge).

Aufhebung

Kloster Himmerod gehörte zur Mehrerauer Kongregation. Der Konvent bestand zuletzt nur noch aus sechs Mönchen. Letzter Abt war Johannes Müller. Da die Gemeinschaft zuletzt nicht mehr in der Lage war, das gemeinschaftliche Leben weiterzuführen, beschloss das Kapitel der Kongregation von Mehrerau im Oktober 2017 einstimmig die Aufhebung der Abtei. Abt Johannes und die verbleibenden Mönche verlegten ihre Stabilitas in andere Klöster oder verließen den Orden. Der Immobilienbesitz der Abtei ging statutengemäß an die Diözese Trier.

Himmeroder Denkschrift

Vom 5. bis 9. Oktober 1950 tagten in Himmerod ehemalige deutsche Wehrmachtsoffiziere, um im Auftrag der Bundesregierung die deutsche Wiederbewaffnung vorzubereiten. Das Ergebnis der Tagung war die sog. »Himmeroder Denkschrift«.

Tochterklöster

Die einzige Tochter der alten Abtei Himmerod war das 1188/89 gegründete Kloster Heisterbach im Siebengebirge, das 1803 aufgehoben wurde und heute eine Ruine ist. Einzige Tochtergründung des neuen Klosters Himmerod ist die 1936 angesichts der nationalsozialistischen Repressalien begründete Abtei Heiligkreuz (Mosteiro Cisterciense de Santa Cruz) in Itaporanga bei São Paulo in Brasilien. Sie wurde 1950 zur Abtei erhoben.

Äbte

siehe Äbteliste Himmerod

gge, Okt. 2017


Literatur:

Schneider, Ambrosius: Himmerod 1922–1972. Himmerod: Selbstverlag der Abtei, 1972 · Ders.: Die Cistercienserabtei Himmerod im Spätmittelalter. Himmerod: Selbstverlag der Abtei, 1954 · Ders.: Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Aufklärung 1511–1802, Köln: Wienand, 1976, ISBN 3-87909-068-8.

Zitierempfehlung: Himmerod, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Himmerod

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