Le Waitte, Antoine

Antoine Le Waitte

Antoine Le Waitte

Abt von Moulins 1650–1662 und Cambron 1662–1677; Theologe und Autor

* 29. Sep. 1600 Braine-le-Comte, Hainaut, Belgien
04. Okt. 1677 Ath, Hainaut, Belgien

Der am 29. September 1600 in Braine-le-Comte im Hennegau geborene Antoine Le Waitte gehörte zu einer angesehenen Familie. Sein Vater Lucas Le Waitte[1] war Mitglied im Rat des Hennegaus und Bürgermeister von Braine. Seine Mutter hieß Jeanne Laurent. Er hatte zwei Brüder: Jean, Vorsitzender des königlichen Rates in Mons, und Arnould, Subprior in Villers und dann Beichtvater in der Zisterzienserinnenabtei Notre-Dame de l'Olive in Morlanwelz, wo er auch starb.

Antoine Le Waitte studierte Philosophie in Löwen und trat am 25. Juni 1619, im Todesjahr seines Vaters, in die Zisterzienserabtei Cambron ein, legte 1620 die Ordensprofess ab und studierte zunächst Theologie am Hausstudium bei P. Martinus de Bus (Martinus Busaeus), dessen Leben und Werk er im Anhang zu Band 2 seiner Geschichte der Abtei Cambron beschrieb.[2] Abt Jean Farinart sandte ihn dann zum Weiterstudium an die Universität Douai, wo Carolus de Visch von der Dünenabtei sein Mitstudent war. Seine wichtigsten Lehrer dort waren der spätere Erzbischof von Cambrai, Gaspard Nemius (1587–1667), den er in seiner Geschichte von Cambron besonders hervorhebt, und der ebenfalls aus Braine stammende Franciscus Sylvius (François Dubois, 1581–1648).

Nach Bakkalaureat (De Deo homine Christo, De Dei-pará Virgine, 9. Mai 1625) und der Priesterweihe durch Erzbischof Franciscus van der Burch feierte er am Sonntag der Fronleichnamsoktav 1630 seine erste Messe. Nach Cambron zurückgekehrt, übernahm er die Leitung der Bibliothek, deren Räume auf seine Initiative hin ausgebaut wurden und deren Bestände er bedeutend erweiterte, v.a. um Werke klassischer Autoren wie Plato, Plutarch, Cicero und Seneca.

1638 wurde er geistlicher Direktor der Zisterzienserinnen der Abtei Beaupré bei Grimminge (Grammont). Nach vierzehn Monaten wurde er 1639 als Prior (25. April 1639) und Lektor der Theologie nach Cambron zurückberufen. Der 35. Abt von Cambron, Jean Coene, hatte am 13. Oktober 1649 Le Waitte auf dem Sterbebett zu seinem Nachfolger benannt. Der wurde auch mit Mehrheit gewählt, jedoch bestätigte ihn Erzherzog Leopold, Statthalter der spanischen Niederlande, nicht, sondern erhob Jacques Séjournet zur äbtlichen Würde. Le Waitte wurde stattdessen im folgenden Jahr (12. April 1650) an die Spitze der Abtei Moulins im Bistum Namur gestellt. Die mit der Ernennung nicht einverstandenen Mönche wählten zwar am 4. Mai 1650 ihren Prior Pierre de Loyer aus Dinant zum Abt, mussten jedoch nach Intervention der Regierungskommissare die Einsetzung Le Waittes am 9. August 1650 akzeptieren. Als Abt von Moulins war Le Waitte mehrmals Abgeordneter der Ständeversammlung von Namur und erwarb sich als Prälat großes Ansehen.

1662 als Nachfolger des verstorbenen Séjournet doch noch zum Abt von Cambron ernannt, musste er während dieser Zeit die Eroberung der spanischen Niederlande durch die Franzosen miterleben, die auch die Abtei und ihre Güter in schwere Mitleidenschaft zog. Trotzdem fand er neben der Verwaltung der Abtei die Muße, gelehrte theologische Werke in neulateinischer Sprache über Thomas von Aquin und Bernhard von Clairvaux sowie eine Geschichte des Klosters Cambron in zwei Bänden zu verfassen. Außerdem hinterließ er einen umfangreichen Briefwechsel (Register Amplissimus ac R. D. Antonii Le Waitte abbatis Camberonensis epistolarum Centuria, Manuskript, Bibliothèque de Mons).

1666 ließ er eine (heute noch vorhandene) Kapelle in Form eines Oktogons zu Ehren „Unserer Lieben Frau vom Kirschbaum“ (Notre-Dame du Cerisier) errichten und erfüllte damit ein 1650 nach einer Pestepidemie von den Mönchen von Cambron gegebenes Versprechen. Gleichzeitig dankte er damit seiner eigenen Rettung aus Lebensgefahr, nachdem er während seiner Zeit als Abt von Moulins einmal bei der Überquerung der Maas in einem Boot nur mit knapper Not vor dem Ertrinken gerettet worden war.

Antoine Le Waitte starb am 4. Oktober 1677 im Kreise einiger Mönche im Exil in Ath, wohin er sich vor den spanischen Truppen hatte flüchten müssen (die Abtei wurde Ende September zum drittenmal verwüstet). Er wurde in der Abteikirche bestattet. Seinen Grabstein hatte er schon vorher anfertigen lassen.

gge, Sep. 2017

  1. Nach Le Glay Philippe Le Waitte.
  2. Martini Busaei, viri venerabilis monachi camberonensis ordinis cisterciensis, vitae historia, in: Historiae camberonensis pars altera, sive Camberona coenobium ejusque abbates a Fastrado, Bernardi discipulo et successore, ad usque modernum XXXVII., authore Reverendissimo Dom. Antonio Le Waitte, Abate Camberonensi Ord. Cistercii. Parisiis : Ex typographia cramosiana, 1673, S. 632–682.

Daten:

Vest.: 24. Nov. 1619; Prof.: 19. Nov. 1620; Sac.: 1625; Dev.: Deum videre, vivere.

Werke:

Dominus Thomas Aquinas, Salomoni. Paris: André Cramoisy, 1669 · Dominus Thomae Aquinatis principatus theologicus ad ritum priscum scriptus. Paris: André Cramoisy, 1670 · Dominus Bernardus, priscorum patrum ultimus, sanctissimus ac sapientissimus doctor laudatus, et DD. Samuelis et Davidis prophetarum comparatione illustratus. Paris: André Cramoisy, 1672 · Historiae camberonensis. 2 Bde. Paris: André Cramoisy, 1672–1673.

Literatur:

Emile Brouette, Anselme Dimier und Eugène Manning (Hrsgg.): Dictionnaire des auteurs cisterciens. Rochefort, Belgien: Abbaye Notre-Dame de Saint-Remy, 1975–1978, S. 452–453 · Berlière, Ursmer: Monasticon belge, tome I: Provinces de Namur et de Hainaut, Maredsous, 1890, p. 85–86, 355 · Dujardin, C.: Biographie brainoise, in: Annales du Cercle archéologique d'Enghien Bd. 5 (1898) S. 54–81, hier: 73–80 · Monnier, Clément: Histoire de l'abbaye de Cambron, in Annales du Cercle archéologique de Mons, tome XVII, 1876, p. 141–149 · Le Glay: Biographie Belge 13: Antoine Le Waitte, in: Archives historiques et littéraire du Nord de la France, et de Midi de la Belgique, Band 4. Valenciennes, 1835, S. 181–188.

Normdaten:

GND: 139412727 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Le Waitte, Antoine, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 14.09.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Le_Waitte,_Antoine

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