Manse, Angelus

(nicht authentisches) Porträt im Prälatengang des Stiftes Rein

Angelus Manse

20. Abt des Zisterzienserstiftes Rein 1399–1425

* um 1357 Sachsen
† 11. Aug. 1425

Angelus Manse stammte aus Sachsen, seine Herkunft ist mit „nacione Misnensis“ angegeben. Seine Mutter war „Elizabeth de Pyrnis", er kam also wohl aus Pirna in der Diözese bzw. Markgrafschaft Meißen. Urkundlich erscheint er von 1399 bis 1424.

Von ihm sind relativ viele Daten bekannt: 1383 trat er in die Abtei Rein ein, wurde 1385 Novizenmeister, später Oberkellerer und Bursar und 1399 Prior. Seine Wahl zum Abt erfolgte am 7. Juni 1399 unter dem Vorsitz des Vaterabtes Petrus von Ebrach und Konrads von Ebrach, Titularabt von Morimond. 1411 wurde er zum Visitator der ungarischen Klöster bestellt.

In seiner Regierungszeit erhielt die Stiftskirche ihre erste Orgel (1406) und wurde in den Jahren 1406 bis 1409 die Kreuzkapelle errichtet. In der poetischen Würdigung des unter Abt Bartholomäus von Grudenegg (reg. 1559–1577) in Rein tätigen Schulmeisters David Sachsenrhetor (Sachsenreuther) heißt es, er habe sich sehr um die Schule gekümmert („fovit multa commoditate scholam“), indem er für die Schüler Nahrungsmittel besorgte und ihnen Kleidung gegen die grimmige Kälte („contra frigora saeva“) gab.

1414 war er Gesandter Herzog Ernsts „des Eisernen“ beim Konstanzer Konzil (1414–1418), wo er sich zwei Jahre aufhielt. Von Papst Martin V. erhielt er dort mit Bulle vom 5. Februar 1418 die Bestätigung aller Freiheiten, Immunitäten und Exemptionen des Klosters, denen Kaiser Sigismund am 7. Februar noch weitere, sehr weitreichende hinzufügte. Der ebenfalls am Konzil teilnehmende Generalabt Jean de Martigny gab Abt Angelus im Jänner 1418 zwei Gnadenbriefe. In einem davon gestattete er den Ordensmitgliedern in den Kirchengebieten Passau, Salzburg und Aquileia, kunstlos genähte Pelzkleidung gegen die Kälte tragen zu dürfen.

Geplant war, dass Abt Angelus sich 1418, in der Anfangsphase der Melker Reform, gemeinsam mit den Sublazenser Reformmönchen um Nikolaus Seyringer und dem Prior der Kartause Gaming, Leonhard Paetraer, an einer Visitationswelle beteiligte; ob er sich tatsächlich daran beteiligte, ist jedoch nicht belegt. Am 30. Oktober 1415 machte ihn Herzog Ernst zu seinem Hofkaplan und Rat und stellte das Stift Rein unter seinen besonderen Schutz. Er wurde 1424, wie 1407 schon seine erste Ehefrau Margarethe von Stettin mit ihrer Tochter, in der Stiftskirche Rein bestattet.[1].

Von Papst Innozenz VII. wurde Manse als apostolischer Kommissar eingesetzt, um das Kathedralkapitel von Passau zu visitieren. Auch Kaiser Friedrich III., Sohn Herzog Ernsts des Eisernen, ernannte ihn als ersten der Äbte zu seinem Rat und Hofkaplan.

1423 betraute ihn das Generalkapitel mit der (undankbaren) Visitation und Reform der in Österreich und im Salzburger Kirchengebiet liegenden Klöster. Er visitierte auch tatsächlich Zwettl, Lilienfeld und Heiligenkreuz. Da ihn aber in Heiligenkreuz seine Kräfte verließen, übertrug er am 24. Juni 1424 die Visitation der übrigen Zisterzen den Äbten Johannes Spanberg von Heiligenkreuz und Jakob von Säusenstein.[2] Auch die beschwerliche Reise zum Generalkapitel in Cîteaux konnte er nicht mehr antreten und schickte als Vertreter den später in Sittich zum Abt gewählten Oberkellerer Petrus.

Manse war der erste, der einen Äbtekatalog des Stiftes Rein schrieb, in zwei Redaktionen, einer längeren von 1405 und einer kürzeren von 1415, nach den im Kloster vorhandenen Urkunden mit einer chronologischen Zusammenstellung. Ihm verdankt Rein auch das älteste Totenbuch – vollendet am 24. Juni 1390 – und das älteste Reiner Urbar „D“ von 1395, außerdem den Traktat über das Schisma in der Kirche (Hs. 63). Manse ist auch der Verfasser eines salbungsvollen Gebetes für das Wohl des Stiftes, das abschriftlich bis heute erhalten ist, und wahrscheinlich der Schreiber des Horologium sapientiae von Heinrich Seuse (Hs. 56).

Er starb am 11. August 1425, im achtundsechzigsten Lebensjahr, „vom Alter geschwächt und an Kräften ausgezehrt“ („senio confectus et viribus exhaustus“, Nekrolog) . Der Nekrolog bezeichnet ihn in Anspielung an seinen Namen als „…an Frömmigkeit, Gebetseifer, Wissen und Bildung wahrlich engelgleich“.

gge, Dez. 2020

  1. Die zweite Ehefrau des Herzogs, Cimburgis von Masovien, wurde 1429 im Kloster Lilienfeld (Abt Stephan II. Mugel) bestattet
  2. Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und Cisterzienserorden 5 (1884), S. 417

Daten:

Abbas: el. 7. Juni 1399.

Literatur:

Müller, Norbert: Bedeutende Reiner Konventualen, in: Rappold, Paulus (Hg.): Stift Rein 1129–1979. 850 Jahre Kultur und Glaube. Festschrift zum Jubiläum. Rein 1979, S. 411ff. · Wild, Martin: Die Äbte von Rein. In: Stift Rein (1129–1979), Rein 1979, S. 48ff. · Rinner, Werner: Abt Angelus Manse (1357/1399–1425), in: Elisabeth Brenner (Hg.): Stift Rein. Geschichte – Kultur – Glaube. Sammelband der Segmente–Schriften des Reiner Kreises. Kumberg: Sublilium Schaffer, 2018, S. 152ff · Gasparitz, Ambros: Reun im 15. und zu Beginn des 16 Jahrhunderts, in: Mittheilungen des Historischen Vereines für Steiermark Heft 45 (1897), S. 96ff. · Weis, Anton: Abt Angelus von Reun, in: Zapletal, Josef: Ehrenbuch steirischer Priester, 6. Heft, Graz 1891.

Zitierempfehlung: Manse, Angelus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 16.08.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Manse,_Angelus

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