Marneffe, Jean-Marc

Jean-Marie de Marneffe

Jean-Marie de Marneffe OCSO

ehem. Jesuit; Zisterzienser der Abtei Mont-des-Cats, Autor

* 25. Okt. 1931 Lüttich
† 16. Jan. 2010 Lille

Jean-Marie de Marneffe wurde 1931 als siebtes von neun Kindern einer bürgerlichen wallonischen Familie geboren. Sein Vater führte im Zentrum von Lüttich einen Elektrowarenhandel. Er besuchte die Volksschule in Lüttich, absolvierte aber wegen des Zweiten Weltkrieges die Sekundarstufe am Collège Saint-Roch in Ferrières, außerhalb von Lüttich.

Nach dem Ende der Schulzeit trat er am 14. September 1951 in das Noviziat der Jesuiten (Gesellschaft Jesu) in Arlon ein und legte dort am 15. September 1953 seine ersten Ordensgelübde ab. Nach dem Noviziat studierte er klassische Philologie am Juvénat in La Pairelle (Wépion), dann von 1956 bis 1958 Philosophie in Eegenhoven (Louvain). Für die Mission in Belgisch Kongo vorgesehen, bereitete er sich von 1958 bis 1961 in Djuma und Kikwit in Zaire auf sein Apostolat vor, das er nach der Priesterweihe übernehmen sollte. Dort erlebte er die Unabhängigkeit des Kongo mit ihren teilweise gewaltsamen Folgen mit. Besonders prägend war für ihn, zuschauen zu müssen, wie alles, was die Kolonisten gebaut hatten, in wenigen Monaten zerstört wurde, ohne dass die Zerstörer in der Lage gewesen wären, die Verantwortung selber zu übernehmen.

Am 6. August 1964 gemeinsam mit seinem Mitbruder und Weggefährten P. Griffé in der Kirche des Kollegs Saint-Michel in Brüssel zum Priester geweiht, schloss er im Juni 1965 das Theologiestudium ab. Von 1965 bis 1967 war er zwei Jahre lang mobiler Seelorger (d.h. er reiste von Dorf zu Dorf) in Kingungi, westlich von Kikwit, Afrika, und begann im September 1967 das sog. Tertiat am St. Beuno’s College in Tremeirchion, Wales. Der Missionsprokur in Kikwit zugeordnet, war er dort von Juni 1968 bis November 1970 tätig und legte dort am 2. Februar 1970 seine letzten Gelübde in der Gesellschaft Jesu ab. Im November 1970 kehrte er in die Pfarrei Kingungi zurück und nahm im August 1972 den Dienst als Wandervikar wieder auf. Sieben Jahre lang, von August 1972 bis September 1979, bereiste er, begleitet von Sr. Marguerite Balthazar, die für die Seelsorge der Frauen zuständig war, die Dörfer seines Missionsgebietes und von September 1979 bis Juli 1981 die 80 Dörfer des Gebietes um Sia.

Im Februar 1971, während einer Exerzitienzeit, im Laufe einer Meditation über die Heilige Schrift, hatte er ein einschneidendes spirituelles Erlebnis, es „ergriff ihn eine totale innere Umwälzung“, wie er selber sagte, die zu einer Wende in seinem Leben führte. Seitdem wuchs in ihm der Wunsch, in ein Kloster der Kartäuser oder Trappisten zu gehen, um sich besser der Kontemplation widmen zu können. Nach zehn Jahren der Prüfung verließ er mit Zustimmung seiner Vorgesetzten die Gesellschaft Jesu und trat am 14. Oktober 1981 in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz Mont-des-Cats ein.

1987 legte er dort die feierliche Profess ab, verbrachte von Januar 1990 bis Februar 1991 ein Jahr der Verinnerlichung in Cîteaux und war danach Hausgeistlicher der Trappistinnen im Kloster Paix-Dieu in Cabanoule in den Cevennen. Im März 1993 von seinem Abt André Louf zur Unterstützung des neugegründeten Trappistinnenklosters Mvanda (Kikwit, Provinz Bandundu) in der Demokratischen Republik Kongo wieder nach Afrika geschickt, blieb er dort fünf Jahre, bis 1998. Sein praktisches Geschick und seine Qualitäten als Mechaniker und Elektriker leisteten überall große Dienste, auch in den folgenden - durch nachlassende Gesundheit geprägten – Jahren in Mont-des-Cats.

Er starb am 16. Januar 2010, im Alter von 78 Jahren, in einem Krankenhaus in Lille an den Folgen seines Krebsleidens. Er wurde auf dem Klosterfriedhof begraben. Seine Aufzeichnungen über seine spirituelle Reise, geschrieben auf Wunsch seiner Oberen zur Veröffentlichung durch seine Familie, erschienen 2013 unter dem Titel La joie d’un moine (Die Freude eines Mönchs).

gge, Jan. 2022


Daten:

Sac.: 6. Aug. 1964.

Werke:

La joie d’un moine: journal mystique. Fidélité, 2013, ISBN 978-2-87356-570-1.

Literatur:

Radermakers, Jean SJ: Le parcours du père Jean-Marie, in: La joie d’un moine: journal mystique. Fidélité, 2013, ISBN 978-2-87356-570-1, S. IX–XXI.

Zitierempfehlung: Marneffe, Jean-Marc, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 13.01.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Marneffe,_Jean-Marc

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