Michl, Joseph

Joseph Michl

Joseph Michl

Abt des Klosters Gotteszell 1760–1776

* 11. April 1709 Deggendorf
† 27. Nov. 1776 Gotteszell

Joseph Michl war ein Sohn des Deggendorfer Gerichts- und Kastenamtsgegenschreibers Bernhard Michl († 1749). Er trat in das Zisterzienserkloster Gotteszell ein und wurde, 51-jährig, am 28. April 1760 zum Abt gewählt. Zu dieser Zeit gehörte er seit 31 Jahren dem Konvent an. Mit ihm begann nach einer Blütezeit unter den Äbten Wilhelm Pertl (reg. 1689–1716) und Wilhelm Grafsturm (1716–1760) der langsame, aber unaufhaltsame wirtschaftliche Niedergang des Klosters Gotteszell.

1760 wurde dem Kloster die unter Abt Gerhard Hörger übernommene Seelsorge in Achslach wieder entzogen, 1774 auch die Pfarrei Eisenstein; ein Gesuch an den Kurfürsten Maximilian um Belassung war ohne Erfolg geblieben. Damit fielen zwei wichtige Einnahmequellen für das schon bei Abt Josephs Amtsantritt verschuldete Kloster weg. Der regelmäßige Eintritt neuer Religiosen hielt zunächst noch an, ebbte dann aber wegen der von der Landesregierung durch das Generalmandat vom 2. November 1769 und schon früher in den Weg gelegten Hindernisse zweitweise ab und stieg in den Jahren 1774/75 wieder an. Deutlich zeigt das Mitgliederverzeichnis aus dem Jahr 1765 die Herkunft der Religiosen aus allen Teilen des damaligen Kurbayern und der Oberpfalz.

In seinen ersten Regierungsjahren hatte Abt Joseph noch für sein Kloster wichtige Rechtsangelegenheiten auszufechten, u.a. zur Regelung von Erbansprüchen. Eine davon bescherte dem Kloster, wenn auch erst nach Abt Josefs Tod, einen Barbetrag von 7.089 fl und ungefähr denselben Betrag in Schuldurkunden, was dem Kloster ermöglichte, einen großen Teil seiner Schuldenlast abzutragen. Trotzdem hatte Abt Joseph, abgesehen von dem übernommenen Schuldenstand, in den wirtschaftlichen Verhältnissen mit mancherlei Missgeschick zu kämpfen. 1762 war ein besonders schlechtes Wirtschaftsjahr mit Viehseuchen, großer Dürre und Überschwemmungen, die den geringen Heuwuchs wegschwemmten; darüberhinaus brannten in Suhl fünf Bauernhöfe ab. Auf ein deswegen von Abt Josef eingereichtes Gesuch wurde dem Kloster immerhin ein Zehntel der einige Jahre zuvor neu eingeführten Dezimationsabgabe erlassen. Eine weitere Eingabe 1722 blieb jedoch ohne Erfolg, für das Jahr 1773 erhielt das Kloster dann Steuerfreiheit.

1776 erhielt der Kalvarienberg eine Verschönerung durch Aufstellung der drei noch erhaltenen Steinkreuze. Im selben Jahr, am 27. November 1776, starb Abt Joseph und wurde in der Abteikirche bestattet. Eine Gedenktafel am rechtsseitigen Mittelpfeiler der Klosterkirche erinnert an ihn. Nachfolger wurde im Januar 1777 Nivard Leeb.

gge, Sep. 2019, rev. Dez. 2019


Daten:

Prof. 21. Nov. 1728; Prim.: 2. Juli 1731; Abbas: el. 28. April 1760.

Literatur:

Lindner, Pirmin: Monasticon metropolis Salzburgensis antiquae : Verzeichnisse aller Aebte und Pröpste der Klöster der alten Kirchenprovinz Salzburg. Salzburg : Pustet, 1908 · Eberl, Anton: Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Gotteszell im Bayerischen Wald. Deggendorf : Nothhaft, 1935; erweiterte Neuauflage 2019, bes. S. 87–91 · Leichenrede bey dem Hintritt des Hochwürdigen H. H. Joseph (Michl), würdigsten Abtes in dem Cisterzienser-Kloster Gotteszell. Straubing 1776.

Zitierempfehlung: Michl, Joseph, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.12.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Michl,_Joseph

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