Ostelart, Robert

Robert d’Ostelart

Robert d’Ostelart

33. Abt des Klosters Cambron 1573–1613

01. Dez. 1613

Robert d’Ostelart wurde als ältestes der dreizehn Kinder des Robert d’Ostelart und seiner Frau Waudru d’Aix in Ath geboren. Seine Eltern hatten ihr Gut Grands-Sarts bei Ath wegen der umherziehenden Kriegsvölker zeitweise verlassen und in den Stadtmauern Zuflucht gefunden. Der spätere Abt besuchte dort das Kolleg und trat dann in die Zisterzienserabtei Cambron ein. Nach der Priesterweihe erhielt er von Abt Guillaume Delcourt die Aufsicht über die Finanzen des Klosters, die er mit Klugheit und Bestimmtheit führte. Als der Abt 1572 vor den Auswirkungen des Achtzigjährigen Krieges nach Ath flüchten musste und die Klosterarchive gefährdet waren, gelang es ihm, die Bestände nach Ath zu retten.

1573 im Alter von 27 Jahren[1] selbst zum Abt gewählt, wurde Robert d’Ostelart von Erzbischof Louis de Berlaimont von Cambrai benediziert. Das Angebot des Erzbischofs, Suffragan seiner Diözese zu werden, lehnte er mehrmals ab, musste aber das Amt des Generalvikars seines Ordens in Belgien annehmen, das ihm von Nicolas Boucherat, Abt von Cîteaux, auferlegt wurde. Schon im nächsten Jahr, 1574, ließ Abt Robert die Galerie an der Prälatur, vom Turm bis zur Eisenbrücke, bauen. 1576 ließ er den von seinem Vorgänger Jean Willem errichteten repräsentativen Gartenpavillon La Plaisance abreißen.

Ein für die Geschichte der Abtei bedeutendes Vorkommnis ereignete sich im Kriegsjahr 1581. Ein Trupp aufständischer Geusen versuchte gewaltsam, in das nur von zehn oder zwanzig Soldaten und Bauern bewachte Kloster einzudringen. Die um ihr Leben fürchtenden Mönche flüchteten sich in die Kirche und flehten zu Unserer Lieben Frau von Cambron um Rettung. Kaum hatten sie ihr Gebet beendet, hörte der Angriff, der schon drei Stunden dauerte, auf, nachdem sechs königliche Reiter aus Lens in den Kampf eingegriffen hatten. Einer der Anführer der Geusen trat später zur königlichen Seite über, weil ihm, wie er sagte, die in weiße Mäntel gekleideten Reiter wie eine Gruppe Engel in göttlichem Auftrag erschienen seien. Dieser plötzliche und unerwartete Beistand wurde als himmlische Intervention auf die Fürsprache der Gottesmutter angesehen. Abt Robert sang ein Te Deum und begründete zum Andenken eine jeden Mittwoch nach Ostern stattfindende Dankprozession (procession des Gueux) und ein jährliches Tischwein-Stipendium für die Mönche. König Philipp II. von Spanien bedankte sich später brieflich bei Abt Robert für dessen unerschütterliche Treue zur königlichen Sache.

Die durch den Krieg verursachte Erhöhung der Getreidepreise führte dazu, dass die Abtei, die die ausgegebenen Almosen nicht verringern wollte, zur Deckung der Kosten 1588 ein Darlehen über 50.000 Gulden aufnehmen musste. Mit Zustimmung des Abtes von Clairvaux wurde das Gut Bermeries verpfändet. Im Juli 1589 musste Abt Robert die Tilgung aussetzen, um 160 Livres für den Kauf des Grundstückes für das Seminar in Douai und 650 Gulden Unterhaltszuschuss an das königliche Kolleg in Löwen zahlen zu können. In Anerkennung des letzteren Dienstes gewährte Guilelmus Estius (Willem van Est), Präfekt und Professor der Theologie, der Abtei Cambron das Recht, zweihundert Jahre lang zwei theologische Studienplätze am Kolleg zu besetzen. Am Kolleg in Ath ließ Abt Robert die Kapelle vergrößern und zwei Räume erbauen, einen Wohnraum für die Schüler und einen Unterrichtsraum. Der Kirche St-Julien in Ath schenkte er zwei Reliquien in silbernen Behältern.

Abt Robert d’Ostelart stand in hohem Ansehen bei bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Der Staatsrat Christophe d’Assonleville war in Ath häufig sein Gast. Graf Philippe de Lalaing und Charles de Croy, Herzog von Aerschot, Grands-Baillis des Hennegau, und Alessandro Farnese, Herzog von Parma und Generalgouverneur der spanischen Niederlande, ehrten ihm mit ihrer Freundschaft. Letzterer betraute ihn als Kommissar mit dem Vorsitz bei den Abtwahlen in St-Ghislain, Vicogne (Mai 1591), St. Pierre de Gent (1592) und Marquette (Mai 1596). 1598 taufte Abt Robert im Château La Hamaide den Sohn des Grafen von Egmont, der den Namen Charles-Chretien erhielt. Am 14. Oktober desselben Jahres assistierte er in Douai bei den akademischen Prüfungen seines späteren Nachfolgers Jean Farinart, der zum Doktor der Theologie promoviert wurde, und konzelebrierte am 29. desselben Monats in Mons bei den Exequien für den verstorbenen König Philipp II.

Alt geworden und an Gicht leidend legte er sein Amt als Generalvikar des Zisterzienserordens in Belgien nieder. Gerne hätte er Jean Farinart als Koadjutor die Amtsgeschäfte übergeben, scheiterte jedoch am Widerstand einiger Mönche, die sich deswegen an den Erzherzog-Statthalter wandten. Da er nicht mehr gehfähig war und zur Messe und zum Offizium getragen werden musste, erlaubte ihm der Erzbischof mit Datum 12. April 1611, die Messe mit einem Tragaltar auf seinem Krankenlager zu feiern. Er starb am 1. Dezember 1613 im Alter von fast achtzig Jahren, kurz vor seinem Professjubiläum und wurde im Chor der Abteikirche begraben.

Während Abt Roberts Regierungszeit lebte auch der spätere Abt von Nizelles und Orval, Bernard de Montgaillard, auf Vermittlung des Kardinals Robert Bellarmin in Cambron. Ein anderer Religiose von Cambron, Jean d'Assignies, der 1619 Abt von Nizelles wurde, brillierte ebenfalls zu dieser Zeit als Verfasser asketischer Werke.

gge, Sep. 2017

  1. Nach Gallia Christiana, nach dem Manuskript von Cambron im Alter von 35 Jahren.

Daten:

Abbas: el. 1573; Dev.: Concede rationi.

Literatur:

Monnier, Clément: Histoire de l'abbaye de Cambron, in: Annales du Cercle archéologique de Mons XIV (1876), S. 117–126, 287 · Smet, Joseph-Jean de: Cartulaire de l'abbaye de Cambron, in: Monuments pour servir a l'histoire des provinces de Namur, de Hainaut et de Luxembourg, tome deux, première parte. Bruxelles: M. Hayez, 1869, S. XII–XIII.

Zitierempfehlung: Ostelart, Robert, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.10.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Ostelart,_Robert

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