Bruno Pammer OCist
42. Abt von Hohenfurt 1902–1924
* 30. Jan. 1866 Rosenberg [Rožmberk]
† 22. Nov. 1924 Kolín
Bruno Pammer, Taufname Josef, wurde 1866 in Rosenberg a.d. Moldau als jüngstes der neun Kinder des Leinwebers Joseph Pammer und seiner Frau Anna, geborene Burok, geboren. Nach dem Abschluss der Volksschule in Rosenberg besuchte er bis zur Matura am 29. Juni 1884 das Staatsgymnasium in Linz und trat am 2. August 1884 in das Noviziat des Stiftes Hohenfurt ein.
Nach dem Noviziat studierte er vier Jahre Theologie im bischöflichen Klerikerseminar in Budweis/České Budějovice, legte am 27. Mai 1888 die Profess in die Hände des Abtes Leopold Wackarž ab und wurde am 22. Juli vom Budweiser Bischof Dr. Martin Říha (1839–1907) zum Priester geweiht. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums war er Kaplan in der Stiftspfarre Rosenberg, Novizenmeister und Sakristan im Kloster, dann Pfarrer in Kappeln und Cellerar. Seit 21. Februar 1900, erst 34jährig, Prior leitete er de facto die Abtei, da Abt Leopold wegen seines hohen Alters dazu kaum noch in der Lage war. Nach Wackarž' Tod 1901 wurde Pammer zu seinem Nachfolger gewählt (14. Mai 1902) und am 8. Juni 1902 von Bischof Dr. Martin Říha infuliert. Seit dem 1. September 1905 war er auch Vaterabt und Visitator des Frauenklosters Porta Coeli.
Abt Bruno war der vorletzte Abt vor der (zweiten) Aufhebung des Stiftes Hohenfurth 1950. Unter seiner Leitung wurden im Kloster umfangreiche Renovierungen durchgeführt; er ließ die Stiftskirche und den Kreuzgang renovieren und an Stelle des alten Konversentraktes eine Beicht- und Grabkapelle im Stil der Wiener Secession erbauen. 1904 wurde im Kloster das erste elektrische Licht verlegt. Das Kraftwerk wurde auf Klosterbesitz, in Horní Mlýn bei Herbertov, errichtet. Es lieferte auch den Strom für die ebenfalls vom Kloster mitbetriebene und mitfinanzierte elektrische Kleineisenbahn, die die Gegend an das Eisenbahnnetz anschloss (»Elektrische Lokalbahn von Vyšší Brod«, Inbetriebnahme am 17. Dezember 1911). 1908 wurde er böhmischer Landtagsabgeordneter und 1909 Mitglied des österreichischen Herrenhauses.
In Pammers Regierungszeit fielen auch der 1. Weltkrieg, der daraus folgende Zerfall der Habsburgermonarchie und die Gründung der ersten tschechoslowakischen Republik, auf deren Staatsgebiet die Abtei dann lag. Der im Rahmen der deutschen christlich-sozialen Bewegung politisch tätige Pammer stand im Gegensatz zu seinen Mönchen der neuen Regierung in Prag ablehnend gegenüber. 1918 organisierte er eine Widerstandsbewegung gegen die tschechoslowakische Regierung, wodurch er das Stift 1919 und 1922 in die Gefahr der Aufhebung brachte. Ihm selbst drohte mehrmals die Verhaftung unter dem Verdacht des Separatismus.
Die finanzielle Lage des Klosters war wegen der durch die Kriegsanleihen verursachten Schulden sehr angespannt. Auch die ungelösten Fragen der Bodenreform, die dem Kloster spürbare Verluste an Grundeigentum brachten, und die Nachwuchsprobleme (mehrere Mönche hatten die Abtei verlassen) belasteten Pammers Amtszeit.
Zusätzlich zu seinen Aufgaben als Abt war Pammer auch für den Zisterzienserorden tätig, zuerst als Assistent der österreichischen Ordensprovinz (21. Okt. 1915), zu der seine Abtei gehörte, und später als Generalvikar und Visitator der am 27. Januar 1923 neugegründeten böhmischen Ordensprovinz. In dieser Funktion hatte er – als Begleiter des Generalabtes Kassian Haid oder alleine – mehrere Visitationsreisen durchzuführen, die ihn auch außerhalb seiner eigenen Kongregation führten. 1905 gab er im Auftrag des Generalkapitels der Zisterzienser in Stams, Tirol, das Caeremoniale Cisterciense heraus.
Abt Pammer starb am 22. November 1924 in Kolin/Kolín, Böhmen, während einer Zugfahrt zur Beisetzung der Äbtissin M. Laurentia Anna Richter von Porta Coeli an Herzversagen.
gge, März 2007
Daten:
Vest.: 2. Aug. 1884; Prof.: 3. Aug. 1885, 27. Mai 1888; Sac.: 22. Juli 1888; Prim.: 5. Aug. 1888; Abbas: el. 14. Mai 1902, inst. 7. Juni 1902 (GV Abt Theobald Grasböck), ben. 8. Juni 1902 (Bf. Dr. Martin Říha).Auszeichnungen:
bischöflicher Konsistorialrat ehrenhalber 6. Juni 1902.Literatur:
Kohout, Thadäus: Die Lebensbeschreibung des letzen Abtes von Hohenfurth/Vyšši Brod: Tezelin Jaksch (1885–1954)] · ÖBL 1815–1950, Bd. 7 (Lfg. 34), S. 308 · Cistercienser Chronik 14 (1902) 218–220 · Cistercienser Chronik 37 (1924) 18–23 (Nachruf wohl von Valentin Schmidt nach Aufzeichnungen von Willibald Ladenbauer) · Kaindl, Dominik: Geschichte des Zisterzienserstiftes Hohenfurt in Böhmen. Hohenfurt, 1930, S. 127–135.Vorlage:Page.name: PAMMER, Bruno (Josef) OCist (1866–1924) – Biographia Ciserciensis