Pfluger, Friedrich

Friedrich Pfluger

Friedrich Pfluger

48. und letzter Abt der Zisterzienserabtei St. Urban 1813–1848

~ 05. März 1772 Solothurn
† 29. Jan. 1848 St. Urban

Friedrich Pfluger, Taufname Urs Josef Friedrich, wurde als jüngstes von neun Kindern des Zimmermeisters Urs Jakob Pfluger (1729–1800) und dessen Ehefrau Anna Maria Kieffer (1730–1790‎) in Solothurn geboren. Er besuchte das von ehemaligen Jesuiten geführte Gymnasium in Solothurn und trat 1791 auf Einladung des Abtes Ambros Glutz-Ruchti und dem Wunsch seiner Mutter folgend in das Noviziat der Abtei St. Urban ein. Am 1. Januar 1792 legte er die Profess ab und wurde am 27. August 1797 zum Priester geweiht. Außer Philosophie und Theologie hatte er auch Physik und Mathematik studiert.

1801, in der Zeit der Helvetik, wählten ihn seine Mitbrüder zum Großkellner (Cellerar) der verwaisten Abtei (Abt Ambros hatte sich nach Deutschland abgesetzt). Pfluger arbeitete sich in die Klosterökonomie ein, die er während der weitgehenden Abwesenheit des Abtes leitete. Von 1809 bis 1813, während der von der Regierung verbannte Abt Ambros in Wolfertswil im Exil lebte, war er auch Leiter der provisorischen Verwaltungskommission. Am 12. April 1807 wurde er zum öffentlichen Notar bestellt und nach dem Amtsverzicht des Abtes Ambros Glutz am 10. Februar 1813 zum Abt gewählt. Die Benediktion erhielt er am 14. Februar 1813.

Abt Friedrich trat ein schweres Erbe an. Wo immer möglich, war er auf Ausgleich zwischen Konservativen und Liberalen bedacht, nicht selten aber auch überfordert (Häflinger, S. 83). Bestrebt, über die Gewinnung geeigneten Nachwuchses das religiöse Leben im Kloster zu heben, war eine seiner ersten Amtshandlungen, bei der Regierung um die Wiederzulassung der lange versagten Novizenaufnahme nachzusuchen, die ihm 1814 auch gestattet wurde. Die in früheren Jahre üblichen hohen materiellen Hürden für Eintrittskandidaten setzte er herab.

1821 ließ Abt Friedrich in St. Urban ein Gymnasium für ca. 20 Schüler einrichten, das zwar 1827 vom Erziehungsrat des Kantons eine „rühmliche Belobigung“ erhielt, 1833 aber für ein Jahr geschlossen wurde, weil es „dem Geist der in den Wissenschaften vorgerückten Zeit nicht mehr entspreche“. Nach der Wiedereröffnung stand die Schule unter der Direktion des Paters Augustin Arnold, der sie 1836 ohne Rücksprache mit Abt und Konvent eigenmächtig aufhob. Da die neue klerikal-konservative Luzerner Regierung nach dem politischen Umschwung 1841 Bedarf an neuem Lehrpersonal hatte, eröffnete St. Urban durch Vertrag mit dem Erziehungsrat am 4. Oktober d.J. wieder ein Lehrerseminar, das aber nur bis 1847 Bestand hatte. Für die wissenschaftliche Ausbildung der jungen Mönche an der Hauslehranstalt schaffte Abt Friedrich eine ausgewählte Bücher- und physikalische Instrumentensammlung an. Auch förderte er das Urkundenstudium (u.a. durch Ankauf der Urkunden des bekannten sog. Gatterer-Apparats 1839) und ließ den Bestand der Münzsammlung verdoppeln, für die er selbst einen Katalog anfertigte. Für die musikalische Ausbildung (Abt Friedrich war selbst Violinist) sorgte der Klosterkapellmeister P. Leopold Nägeli (1804–1874), nach der Aufhebung Stiftsorganist in Luzern.

Langwierige Streitigkeiten mit der Regierung gab es über die Frage, wer die Kosten für den Wiederaufbau der 1807 durch Blitzeinschlag abgebrannten Pfarrkirche in Pfaffnau zu tragen habe. Schließlich wurde St. Urban als Patronatsherrin gerichtlich dazu verpflichtet. Einen ähnlichen Streit gab es beim Neubau der Pfarrkirche in Knutwil. In beiden Fällen erlitt das Kloster einen beträchtlichen Imageschaden, der noch bei der Aufhebung 1848 spürbar war.

In die Kriegsjahren 1813 bis 1815 hatte die Abtei erneut unter Einquartierungen schweizerischer und österreichischer Soldaten zu leiden. 1815 befand sich der schweizerische Munitionspark im Kloster. Der Bundesvertrag 1815 garantierte zwar die Weiterexistenz der Klöster, unterwarf sie aber hohen Steuern, die der Kanton Luzern 1819 einforderte. In den 1830er Jahren wurde die Abtei vom Grossen Rat gedrängt, die (unrentablen) Güter im Thurgau zu veräußern. 1838 musste die Herrschaft Liebenfels versteigert und der beträchtliche Erlös in niedrigverzinslichen Staatsanleihen angelegt werden. Weitere Zwangsveräußerungen verhinderte der Regierungswechsel 1841.

Abt Friedrich Pfluger starb nach dem Sonderbundskrieg am 29. Januar 1848. Nach seinem Tod verhinderte die Regierung eine Neuwahl und hob die Abtei St. Urban mit Grossratsbeschluss vom 24. April 1848 auf.

gge, Dez. 2018


Daten:

Prof.: 1. Jan. 1792, Sac.: 27. Aug. 1797; Abbas: el. 10. Feb. 1813, ben. 14. Feb. 1813.

Werke:

Aufzeichnungen des Abtes Friedrich Pfluger von St. Urban aus den Jahren 1813–1833, hrsg. von Gregror Müller, in: Cistercienser Chronik 26 (1914), S. 161–169, 203–209.

Literatur:

Effinger, Konrad: Züge aus dem Leben des hochw. Herrn Prälaten Fridericus, des letzten Abtes des siebenhundertjährigen Gotteshauses St. Urban. Solothurn: Joseph Tschan. 1849 · Helvetia Sacra III/3, S. 423–424 (Hans Wicki) · Häfliger, Alois (Hrsg.): Sankt Urban 1194–1994. Ein ehemaliges Zisterzienserkloster. Bern: Benteli, 1994.

Zitierempfehlung: Pfluger, Friedrich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Pfluger,_Friedrich

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