Gebhard Rath
Archivar und Bibliothekar des Stiftes Wilhering; Hauptfigur des Wilheringer Widerstandes gegen das NS-Regime
* 13. April 1902 Gramastetten
† 2. März 1979 Wien
Gebhard Rath, Taufname Florian, legte 1926 seine feierliche Profess in der Zisterzienserabtei Wilhering ab. 1927 zum Priester geweiht, kam er am 3. November d.J. als Kooperator nach Ottensheim. Von 1928 bis 1931 studierte er Geschichtswissenschaft an der Universität Wien und wurde 1931 mit der Dissertation „Die Gründungsurkunden und die Gründungsgeschichte der Cisterce Wilhering“ zum Dr. phil promoviert. Bis 1940 war er Stiftsarchivar und -bibliothekar.
Als Mitglied der Widerstandsorganisation Großösterreichische Freiheitsbewegung. Gruppe Jacob Kastelic, mit deren Aufbau und Leitung in Oberösterreich er beauftragt war, wurde er am 26. Juli 1940 von der Gestapo festgenommen und (wie sein Abt Bernhard Burgstaller und mehrere Mitbrüder) im Frühjahr 1941 in das Gefängnis Anrath bei Krefeld gebracht. Am 1. März 1944 wurde er vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt und blieb er bis Ende April 1945 in Haft, zuletzt im NS-Gefängnis Straubing, wo auch seine Mitbrüder Stephan Plohberger und Theoderich Hofstätter inhaftiert waren (Pater Sylvester Birngruber konnte auf dem Todesmarsch von Straubing nach Dachau flüchten).
Am 22. Mai 1945 nach Gramastetten zurückgekehrt, übte er sein Priesteramt nicht mehr aus und trat am 1. März 1946 aus dem Kloster und dem Zisterzienserorden aus. Am 9. Juli 1946 wurde er zum Staatsarchivar 1. Klasse beim Österreichischen Staatsarchiv ernannt. 1947 wurde er zu dessen stellvertretendem Leiter befördert und 1951 Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, 1955 auch des Allgemeinen Verwaltungsarchivs und war schließlich von 1956 bis zu seiner Pensionierung 1968 Generaldirektor des gesamten Staatsarchivs.
gge, Mai 2020
Daten:
Prof.: 1926; Sac.: 1927.Werke:
(Bearbeiter mit Erich Reiter) Das älteste Traditionsbuch des Klosters Mondsee, hrsg. vom Oberösterreichischen Landesarchiv, Linz 1989 (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 16).Literatur:
Festschrift Gebhard Rath. Anläßlich seines 60. Geburtstages gewidmet vom Österreichischen Staatsarchiv sowie von österreichischen Landes- und Stadtarchivdirektoren. 13. April 1962 (= Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs. Band 14). Staatsarchiv, Wien 1961 · Blaas, Richard: In memoriam Florian Gebhard Rath, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 33 (1980), S. 533–537 · Weinzierl, Erika: Mönche gegen Hitler am Beispiel des Zisterzienserstiftes Wilhering, in: Römische Historische Mitteilungen 28 (1986), S. 365–378 (auch in: Erika Weinzierl: Prüfstand. Österreichische Katholiken und der Nationalsozialismus. Mödling 1988, S. 186–199) · Dessl, Reinhold J.: Widerstand Wilheringer Zisterzienser gegen den Nationalsozialismus. In: Jahresbericht Stiftsgymnasium Wilhering, Band 98, 2007/2008, S. 7–19.Vorlage:Page.name: RATH, Gebhard OCist (1902–1979) – Biographia Cisterciensis