Rottaler, Sebastian

Sebastian Rottaler

Sebastian Rottaler

38. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1542–1543

† 28. Sep. 1556 Türnitz

Der wahrscheinlich aus Tulln an der Donau stammende Sebastian Rottaler wurde im Mai 1542 zum Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld gewählt, dem er zehn Monate lang vorstand.

Es war eine Zeit des disziplinarischen Niedergangs im Stift, der schließlich auch den Behörden bekannt wurde und den Kaiser veranlasste, mit Datum 9. Februar 1543 Abt Hieronymus Feigl von Heiligenkreuz mit einer Untersuchung der Zustände zu beauftragen, besonders der Hauswirtschaft und des Lebenswandels des Abtes, dem seit längerem unziemlicher Umgang mit Frauen nachgesagt wurde. Auch soll er mit einer namhaften Summe Bargeld und Gegenständen aus Stiftsbesitz aus dem Kloster geflohen sein. Er wurde jedoch auf der Flucht von mehreren Personen überrascht und mit seiner Beute wieder in das Stift zurückgebracht. Als Entschuldigung gab er an, er habe die Gegenstände für das Kloster erworben. Aber auch der Konvent schien in keinem guten Ruf gestanden zu haben, viele wollten das Kloster und den Orden verlassen. Auch hätten sie die Zustände des Hauses nicht an die Behörden gemeldet.

Das Ergebnis der Untersuchungen Feigls ist nicht überliefert, möglicherweise wurde sie wegen des unmittelbar nach dem kaiserlichen Erlass vom 9. Februar vor zahlreichen Anwesenden spontan erklärten Rücktritts des Abtes Sebastian gar nicht mehr durchgeführt. Dass die Vorwürfe nicht ganz unbegründet waren – auch Lilienfeld blieb vom allgemeinen Zeitgeist nicht verschont – geht daraus hervor, dass bei der auf Drängen des Konvents gestatteten Abtwahl sehr darauf geachtet wurde, keinen weiteren Fehlgriff zu begehen. Andererseits sprechen verschiedene Quellen auch von Verleumdung.

Der resignierte Abt Sebastian erscheint später wieder unter den Mitgliedern des Konventes und wurde 1550 von Abt Georg Reichard wieder ganz in die Klostergemeinschaft aufgenommen. Am 23. Juni 1554 wird er sogar als Prior bei einem Gültentausch genannt. Anschließend war er bis zu seinem Tod am 28. September 1556 Pfarrer in Türnitz.

Sein Vater Hieronymus Rottaler aus Tulln ist am 7. September 1536 im Nekrolog eingetragen.

gge, Nov. 2020


Daten:

Abbas: el. Mai 1542, res. Feb. 1543.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902. Zur Erinnerung an die Feier des 700jährigen Jubiläums dieses Cistercienserstiftes. Wien, 1902, S. 210f. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 160–161 · Zeißberg, Heinrich von: Das Todtenbuch des Cistercienser-Stiftes Lilienfeld in Österreich unter der Enns (= Fontes rerum Austriacarum, 2. Abteilung. Nr. 41,1). Wien: Gerold, 1878, S. 148.

Zitierempfehlung: Rottaler, Sebastian, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 20.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Rottaler,_Sebastian

Vorlage:Page.name: ROTTALER, Sebastian OCist († 1556) – Biographia Cisterciensis