Schnewly, Johann

Johann Schnewly

Johann Schnewly

22. Abt des Klosters Wettingen 1534–1539

* 1479? Altstetten bei Zürich
† 25. Nov. 1539

Johannes Schnewly (Schnewli) aus Altstetten bei Zürich trat vor 1497 unter Abt Johann Müller in die Zisterzienserabtei Wettingen ein. Nach der Klostertradition soll er durch unvorsichtiges Hantieren mit Feuerwerksraketen den Klosterbrand vom 11. April 1507 verursacht haben und deswegen von den eidgenössischen Schirmorten vom Kloster weggeschickt worden sein. Zur Zeit der Reformation und des Übertritts der meisten Wettinger Koventualen inklusive des Abtes Georg Müller zur reformatorischen Partei am 17. August 1529 war er Beichtiger in Wurmsbach und – wie Willi im Album Wettingense schreibt – „für die Gegenden des oberen Zürichsees eine wahre Säule des katholischen Glaubens“.

Nachdem der Sieg der Katholiken bei Kappel am 11. Oktober 1531 dem Religionskrieg eine Wendung gegeben hatte, wurde er von den siegreichen katholischen Orten, denen die Rettung des Klosters wegen seiner Nähe zu Zürich und Baden von großer Bedeutung war, als Schaffner und Pfleger an die Spitze der wenigen dem katholischen Glauben treu gebliebenen Mitbrüder gestellt. Am St. Katharinatag, 25. November 1531, hielt er wieder den ersten katholischen Gottesdienst in der Klosterkirche. Damals befanden sich Ex-Abt Georg Müller und die anderen Mönche noch im Kloster. Erst Anfang des nächsten Jahres verließen diejenigen, die den Rückweg nicht mehr fanden, nach und nach das Kloster, das ihnen auf Lebenszeit eine Pension in Naturalien verabfolgen musste. „Herr Jorg“, der ehemalige Abt Georg, lebte noch 1542 in Zürich.

Außerordentlich schwierig war die Aufgabe, die Schnewly übernahm, musste er doch das Kloster gleichsam neu gründen, und das unter schwierigsten Umständen. Die geistliche und staatliche Autorität war geschwunden, dazu lag Wettingen mitten in einer durch die Religionswirren in Unruhe gebrachten Umgebung, in der Nähe einer Hochburg der neuen Lehre (Zürich), von der das Kloster in materieller Hinsicht abhängig war.

Schnewlys erste Sorge war darauf gerichtet, Mönche für den nur noch aus ihm und vier (uneinigen) Priestern bestehenden Konvent zu erhalten. Bald traten mehrere junge Männer in das Noviziat ein (denen der Abt von St. Urban im November 1533 die Profess abnahm), dazu kamen lt. Klostertradition einige Konventualen der von Bern aufgehobenen Zisterzienserabtei Frienisberg nach Wettingen[1], wohl auch aus der Mutterabtei Salem, Lützel und Hauterive. Sehr schwierig gestaltete sich die Ordnung der ökonomischen Verhältnisse. Glücklicherweise war nicht nur das Archiv intakt geblieben, sondern es waren auch die meisten Beamten und Bediensteten im Kloster geblieben, mit deren Hilfe es nach und nach gelang, das Chaos zu entwirren. Die Lage erschien Schnewly so aussichtslos, dass er von der Schaffnerei zurücktreten und dem „Herrn Heinrich [Schneider]“ Platz machen wollte. Aber die acht Alten 0rte bestimmten ihn am 28. Juli 1533, sein Amt weiter zu führen, und bedeuteten dem „Herrn Heinrich“, dass er sich dem Schaffner unterordnen solle.

Einer der Gründe für Schnewlys mangelnde Akzeptanz war, dass er nicht die Autorität und Gewalt eines regulären Abtes hatte. Er selbst scheint, wohl aus Bescheidenheit, wie Willi meint, keine Schritte zur Erlangung der Abtwürde getan zu haben. Um so mehr arbeiteten die Äbte von Salem und St. Urban und alle, denen das Wohlergehen des Klosters am Herzen lag, dafür. Die Sache gelangte schließlich an die Tagsatzung, die jedoch noch im Juli 1533 die Wahl verschob. Erst am 15. Januar 1534 beschloss sie: „Weil im Kloster Wettingen kein Abt ist und den Schaffner niemand respektiert, […] so haben die VI Orte (Zürich und Bern beteiligten sich an dieser rein katholischen Sache nicht) für nötig erachtet, einen Abt zu ernennen. Demnach wird Johann Schnewly, der bisherige Schaffner, als der Geeignetste vorgeschlagen.“[2] Die Wahl selbst wird nicht erwähnt, sie fällt zwischen den 4. März und Juni 1534, als Schnewly als Abt vor der Tagsatzung die Jahresrechnung ablegte. Am 7. Mai 1635 erhielt er durch den Konstanzer Weihbischof in Wettingen die Benediktion.

Die Neuordnung der Wirtschaft war schwierig, weil das Kloster für die lebenslangen Pensionen der apostasierten Konventualen aufzukommen hatte, sofern sie nicht eine andere Pfründe bekamen, und ihm die Wettinger Kollaturen (Patronatsrechte), besonders im Kanton Zürich, Ärger bereiteten. Er war deshalb bestrebt, die Apostaten als Prädikanten auf Pfarrstellen zu setzen, die er mangels eigener Geistlicher nicht besetzen konnte. Um die Finanzlage zu verbessern und die Schulden abzutragen, versuchte er 1537, den Wettingerhof samt dessen Besitzungen in Basel zu verkaufen, erhielt aber die Genehmigung der Schirmorte nicht. Die anfänglich guten Beziehungen zwischen ihm und den acht Schirmorten verschlechterte sich zusehends (Helvetia Sacra, S. 463.).

Abt Schnewly starb am 25. November 1539, genau acht Jahre, nachdem er das Kloster wieder eröffnet hatte, und wurde in der St. Bernhardskapelle der Klosterkirche beigesetzt. Nach seinem Tod zählte der Konvent nur sechs Priester. Die Verwaltung des Klosters wurde von den acht alten Orten zunächst dem Prior überlassen. Im April 1540 aber wählten die Orte den Prior des Wilhelmiterklosters Sion bei Klingnau, Johann Nöthlich, zum Abt.

gge, April 2020

  1. Namentlich bekannt ist jedoch nur einer, P. Christian Danner, der längere Zeit Beichtiger in Magdenau war und am 7. Marz 1546 in Wettingen starb.
  2. Eidgenössische Abschiede 1. c. S. 129 und 201.

Daten:

Abbas: nom. 1534, ben. 7. Mai 1635.

Literatur:

Willi, Dominikus: Album Wettingense: Verzeichnis der Mitglieder des exemten und konsistorialen Cistercienser-Stiftes B.V.M. de Marisstella zu Wettingen-Mehrerau 1227–1904. Limburg: Kommissions-Verlag der Limburger Volksdruckerei, 1904, 2., verbesserte Auflage, S. 67, Nr. 463 · Ders.: Zur Geschichte des Klosters Wettingen-Mehrerau: Wahl, Benediction und Tod der Äbte, in: Cistercienser Chronik , in: Cistercienser Chronik 14 (1902), S. 1–9, 34–40, 65–73, 97–111, 144–155, 175–185, 210–218, 241–248 (hier: S. 97–99) · Ders.: Wettingen-Mehrerau, in Brunner, Sebastian (Hg.):, Ein Cistercienserbuch. Würzburg, [1881], S. 457ff. (hier: S. 474) · Helvetia Sacra III/3, 462–463.

Zitierempfehlung: Schnewly, Johann, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 16.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schnewly,_Johann

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