Bernhard II. Schwindel OCist
37. Abt des Neuklosters in Wiener Neustadt 1839–1856; Bienenforscher
* 12. Juli 1787 Neudörfl, Burgenland [Lajta-Szent-Miklós, Ungarn]
† 9. Dez. 1856 Wien
Bernhard Schwindel, Taufname Joseph, wurde am 12. Juli 1787 als Sohn eines Jägers im damals im westungarischen Komitat Sopron (Ödenburg) gelegenen Lajta-Szent-Miklós, dem heutigen Neudörfl im Burgenland (Österreich), geboren. Er absolvierte die Humaniora in Ödenburg (Sopron) und die philosphischen Klassen in Steinamanger (Szombathely). 1805 in das Zisterzienserstift Neukloster in Wiener Neustadt (Niederösterreich) eingetreten, studierte er von 1806 bis 1808 Theologie im Stift Heiligenkreuz, legte 1808 die Profess ab und wurde am 10. Juni 1810 zum Priester geweiht.
Von 1810 bis 1811 war der Neugeweihte Professor der Grammatikal-, dann bis 1826 der Humanitätsklassen des Ordensgymnasiums im Neukloster, von 1826 bis 1830 Gymnasialpräfekt. Daneben war Schwindel auch ein eifriger Prediger und Bibliothekar, außerdem zeitweilig Novizenmeister (1812) und Subprior (1813). 1830 wurde er Pfarradministrator in St. Lorenzen am Steinfelde, der einträglichsten Pfarre des Stiftes, und als solcher am 9. Oktober 1839 zum 37. Abt des Neuklosters gewählt.
In dieser Funktion war er kaiserlich-königlicher Rat, Mitglied des Prälatenstandes im niederösterreichischen Landtag (in verschiedenen Kommissionen tätig; ab 1847 Verordneter), Ausschußmitglied und Ehrenbürger von Wiener Neustadt (1847), Kaplan des uniformierten Bürgerkorps und Mitglied einer großen Zahl wissenschaftlicher, gemeinnütziger und wohltätiger Vereinigungen. Als Leiter der Wanderversammlung der Bienenforscher in Wien 1853, war Schwindel der Begründer des Imkereivereinswesens in Niederösterreich.
Bernhard Schwindel war eine vielseitig gebildete und anerkannte Persönlichkeit. Er hatte eine Ausgabe des Horaz für höhere Schulen besorgt (1825) und die Stiftsbücherei mit belletristischen Werken bereichert. Er veröffentlichte eine Geschichte des Neuklosters (1835) und fertigte einen Katalog aller Akten des Stiftsarchivs in zwei Bänden an (1852). Seiner Initiative ist auch die Erweiterung des Neuklosterer Gymnasiums zum Obergymnasium (Eröffnung der 7. Klasse 1851, der 8. Klasse 1852) zu verdanken.
Als Ökonom eifrig und höchst interessiert, aber unbegabt, führte Schwindel das Neukloster durch seine fahrlässige Wirtschaftsführung (Strommer) in eine Schuldenkrise, die schließlich 1880/81 zur Vereinigung des Neuklosters mit Heiligenkreuz und damit zum Verlust der Selbständigkeit führte. Zwar verschaffte Abt Schwindel dem Stift 1844 noch eine glänzende Festfeier zum vierhundertjährigen Bestehen, doch trat nach seinem Tod 1856 das ganze Ausmaß der finanziellen Katastrophe zutage. Eine Hoffnung für die Rettung des Hauses scheint für die Konventualen noch die Neuwahl des Abtes Benedikt Steiger am 13. Oktober 1857 gewesen zu sein, die Erwartung, dass der Erwählte mit dem Vermögens seiner Eltern materielle Hilfe bringen könnte, erfüllte sich jedoch nicht.
Abt Bernhard Schwindel starb am 9. Dezember 1856 in Wien und wurde in Wiener Neustadt bestattet.
gge, Nov. 2015
Daten:
Prof.: 1808; Sac.: 10. Juni 1810; Abbas: el. 9. Okt. 1839.Werke:
Qu. Horatii Flacci Opera, 1825 · Geschichte des Cisterzienser-Stiftes Neukloster zu heiligsten Dreyfaltigkeit, in Wienerisch-Neustadt, in: Topographie des Erzherzogthums Österreich oder Darstellung der Entstehung der Städte, Märkte, Dörfer und ihrer Schicksale 1/9, 1835 · Katalog über alle Acten des Archives im Stifte Neukloster, 2 Teile, 1852, Hs. · außerdem zahlreiche Predigten, Gelegenheitsreden usw., alle im Archiv des Neuklosters, Wiener Neustadt, NÖ.Daten:
ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 63 (Alberich Strommer) · Kluge, Benedikt, in: Sebastian Brunner, Ein Cisterzienserbuch, Würzburg 1881, S. 271f. · Ders., in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte ... (= Xenia Bernardina 3), 1891, S. 128, 131f.Vorlage:Page.name: SCHWINDEL, Bernhard (Joseph) OCist (1787–1856) – Biographia Cisterciensis