Strachwitz, Josef

Josef von Strachwitz

Josef von Strachwitz

31. Abt des Klosters Rauden 1716–1735

† 11. Juni 1735

Joseph von Strachwitz, Ritter von Göppersdorf, Taufname Philipp, wurde in Bischofswalde als Sproß einer Familie des schlesischen Uradels geboren. Er absolvierte die Humaniora in Neiße und die philosophischen Kurse in Olmütz. Dort verteidigte er auch mit großem Lob seine philosophischen Thesen. 1688 legte er unter Abt Josef Hering in der Zisterzienserabtei Rauden die Profess ab. In Prag studierte er beide Rechte und Medizin. Eben zum Priester geweiht, wurde er Subprior und Novizenmeister. 1699 begleitete er Abt Bernhard Czernek als Sekretär zum Generalkapitel nach Cîteaux und schrieb darüber nach seiner Rückkehr einen 179-seitigen Bericht in lateinischer Sprache. Am 9. Dezember 1700 wurde ihm das Amt des Priors anvertraut, das er 15 Jahre lang verwaltete. Daneben war er auch Inspektor der Hüttenwerke und der Glasfabrik. Am 29. Oktober 1716 unter dem Vorsitz des Generalvikars Ludwig Bauch von Leubus zum Abt gewählt und installiert, legte er am 16. April 1717 in Ratibor vor dem kaiserlichen Landeshauptmann den Treueid ab und wurde schließlich am 22. Juli 1725 vom Breslauer Weihbischof Elias Daniel von Sommerfeld infuliert, da ihm der Kaiserhof trotz mehrfachen Ansuchens die Erlaubnis zu einer Reise nach Cîteaux verweigert hatte.

Gleich im ersten Jahr seiner Regierung hielt Abt Josef auf den Stiftsdörfern wieder die Dingrechte ab, die seit langer Zeit vernachlässigt gewesen waren und dadurch für das Stift zu manchen Nachteil geführt hatten. Am 1. Januar 1718 übernam er die Verwaltung der pilchowitzer Güter von dem Baron Reiswitz. Nachdem am 7. Mai 1720 Graf Gabriel Wyhowski von Wyhowa in Kieferstädtel [Sośnicowice] gestorben und gemäß seiner letztwilligen Verfügung in der Krypta der Stiftskirche neben den verstorbenen Zisterziensern beigesetzt worden war, übernahm Abt Josef (vetrerten durch P. Thaddäus) als vom Grafen bestimmter Kurator die Aufsicht über dessen Güter, wodurch er in Konflikte mit den umliegenden adligen Gutsbesitzern geriet, die ihn der Erbschleicherei bezichtigten. Trotzdem führte er diese Aufgabe unbeirrt aus und das Stift erhielt 1721 die für diese Mühe ausgesetzte Summe von 1800 Gulden. In den Jahren 1722 und 1723 hatte Abt Josef viele Grenzstreitigkeiten mit dem Grafen Wengerski auf Rybnik, dem Grafen Sobeck auf Ratibor und anderen, die er aber alle zum Besten des Stiftes beilegte. Im Streit zwischen Bischof Franz Ludwig von Breslau und Abt Ludwig von Leubus wegen des Zisterzienserinnenklosters Trebnitz fungierte er mit großem Lob als vom Papst delegierter Richter.

Während Abt Josefs Regierungszeit kam es zu mehreren Brandkatastrophen. Am 6. März 1718 legte eine Feuersbrunst in Nieder-Schönwald mehrere Gebäude der Dorfbewohner und das Klostervorwerk mit sämtlichen Getreidevorräten in Asche. Einen noch größeren Brandschaden erlitt das Stift am 3. Januar 1720 in Urbanowitz, wo das Vorwerk und mehrere andere Stiftsgebäude vernichtet wurden. Am 26. September 1724 kam es im Kloster selbst zu einem Brand, während der Prälat auf dem Landtag in Oppeln und viele Klostergeistliche außer Haus waren. Möglicherweise durch Brandstiftung war der hölzerne Kirchturm von innen in Brand geraten. Das Feuer verzehrte das Kirchendach, zwei Kapellendächer und das Dach der erst in diesem Jahr erbauten Marienkapelle, außerdem die komplette Bedachung des Konventgebäudes und aller angrenzenden Gebäude wie Abtei, Gastzimmer und Bäckerei. Sämtliche Glocken zerschmolzen, die Turmuhr verbrannte. Verschont blieben die Sakristei, das Archiv, die Bibliothek und das Refektorium. Zehn Jahre später, im Mai 1734 wurde das Vorwerk Althof mit seinen reichen Gelreidevorräten nach einem Blitzeinschlag durch Feuer vernichtet.

Am 3. Oktober 1718 nahm Abt Josef auf Einladung des Abtes Ludwig von Leubus an der Visitation der Klöster Heinrichau, Kamenz und Himmelwitz teil und wurde am 6. Mai 1719 selbst visitiert. Am 26. Mai 1731 bestattete Abt Josef in Himmelwitz den verstorbenen Abt Eugen Lenga, einen geborenen Raudener, und nahm am 13. September an der Wahl des Nachfolgers Ludwig Herde aus Kosel teil.

Über Abt Ludwig heißt es im Catalogus: „Über diesen Mann könnten ganze Bände des Lobes und der Anerkennung geschrieben werden.“ Trotz seiner vielfachen Inanspruchnahme wandte er seine Hauptsorge der klösterlichen Observanz und der Pflege der brüderlichen Liebe in seinem Konvent zu. Diese dilectio fraterna forderte er, wie der Catalogus sagt, ad unguem (aus äußerste) von allen (ab omnibus). Auch er selbst nahm, falls ihn nicht politische und wirtschaftliche Angelegenheiten fernhielten, regelmäßig am Chordienst teil. Die Stände der Herzogtümer Oppeln und Ratibor schätzten ihn wegen seiner außerordentlichen Klugheit. Im Kloster förderte er die Studien. Seine letzten Lebensjahre waren verbittert durch vielfache Streitigkeiten, namentlich mit dem Pfarrer von Rybnik, der den Raudener Mönchen die Katechese im Stiftsdorf Chwałęcice nicht zugestehen wollte, und mit den Zernitzer Bauern, die nur mit Hilfe militärischer Kräfte beendet werden konnten. Er starb am 11. Juni 1735 nach mehrmonatigem Krankenlager. Ihm folgte Bernhard Thill.

gge, Juni 2018


Daten:

Prof.: 1688; Abbas: el. 29. Okt. 1716, ben. 22. Juli 1725.

Literatur:

Nowack, Alfons: Die Priester der Zisterzienserabtei Rauden OS. 1682–1810 (1856). Breslau: Kommissionsverlag der Ostdeutschen Buchhandlung, 1935 · Potthast, August: Geschichte der Ehemaligen Cistercienserabtei Rauden in Oberschlesien. Leobschütz: R. Bauer, 1858.

Zitierempfehlung: Strachwitz, Josef, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.06.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Strachwitz,_Josef

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