Van den Broeck, Hélène

Hélène Van den Broeck

Hélène van den Broeck

2. Oberin des Trappistinnenklosters Darfeld/Ölenberg 1808–1826

* 06. Aug. 1767 Brüssel, Belgien
† 12. Mai 1826 Ölenberg, Reiningue, Elsass

Hélène van den Broeck, Taufname Cecile Thérèse, geboren am 6. August 1767 in Brüssel, war Kapuzinerin bis zur Auflösung der Klöster während der Französischen Revolution. Sie trat am 11. September 1806 in Darfeld-Rosenthal ein (Notre-Dame-de-La-Miséricorde), legte 1807 die Profess ab und wurde nach dem Tod ihrer Vorgängerin Edmond-Paul de Barth († 28. Aug. 1808) zur Oberin des Frauenkonvents ernannt, eine Bürde, die ihr sehr schwer fiel. Mehrfach sagte sie: „Hätte ich gewusst, dass man mich zur Oberin von La Trappe machen würde, wäre ich niemals gekommen.“ (Kervingant 244). Charakterlich war Hélène van den Broeck das genaue Gegenteil ihrer strengen und nüchternen Vorgängern M. Edmond-Paul. Ein im Abteiarchiv Altbronn erhaltenes Dokument beschreibt sie als barmherzig und mit großem Einfühlungsvermögen begabt. Ihren Schwestern war sie eher liebende Mutter als strenge Vorgesetzte (Kervingant 244).

Nach der Auflösung der beiden Trappistenklöster in Darfeld durch Napoleon 1811 ging sie auf Geheiß des Abtes Eugène Bonhomme de Laprade mit dem Großteil der Schwestern (24), deutscher oder flämischer Herkunft, nach Köln, wo sie in Zivil im Haus einer frommen Witwe namens Hirn lebten und in einer Tuchfabrik arbeiteten.[1] Die französischen und wallonischen Schwestern (10) wurden unter der Führung der Subpriorin Elisabeth Piette nach Borsut in Belgien geschickt. Sieben Kranke blieben unter der Leitung von Sr. Agnès Thuilliez in Darfeld zurück.

Nach Napoleons Sturz und der Wiederzulassung der Trappisten kehrten die 22 Schwestern im Mai 1814 wieder nach Darfeld zurück (vier waren in Köln gestorben) und nahmen das monastische Leben in vollem Umfang wieder auf, übernahmen aber unter der Führung Laprades die (älteren und milderen) Konstitutionen des Abtes Rancé (1626–1700) statt der überstrengen ihres ehemaligen Abtes Augustin de Lestrange. 1818 wurde die Schwesterngemeinde per römischem Dekret zum Priorat erhoben und Mutter Hélène 1819 kanonisch zur Priorin gewählt. 1818 mussten einige Schwestern wegen Platzmangel nach Bergerbusch bei Aachen ausweichen (Notre-Dame-du-Mont-Sion), wo auch das Noviziat eingerichtet wurde; andere Schwestern gingen wieder nach Köln (Stintzi 247). Priorin Hélène blieb mit dem Großteil des Konvents in Rosenthal.

Nachdem Westfalen durch den Wiener Kongress 1815 an Preußen gefallen war, wurde das Leben für die Mönche und Nonnen in Darfeld immer schwieriger. Die Aufnahme von Novizen war von der Regierung verboten, trotzdem hatte M. Hélène noch 1824 acht Postulantinnen aufgenommen. Petrus Klausener, Superior seit dem Tod des Abtes Laprade 1816, hatte daher eine neue Niederlassungsmöglichkeit für beide Gemeinschaften (Männer und Frauen) im Ausland gesucht und im ehemaligen Augustiner-Chorherren-Kloster Ölenberg im Elsass gefunden. Dorthin zogen beide Konvente 1825 um[2]. Die 34 Frauen[3] (inkl. der Außenstellen) reisten unter der Führung von M. Hélène, die durch mehrere Reisen nach Ölenberg den Umzug vorbereitet hatte. Auch die Rückgabe der – 1827 abgerissenen – Klosteranlage auf dem Rosenthal an den Grundeigentümer, den Erbdrosten zu Vischering, hatte sie abzuwickeln.

In Ölenberg bezogen die Nonnen und Laienschwestern die alte Jesuitenresidenz, einen Gebäudekomplex, der baulich vollständig von dem der Männer getrennt war. Das Leben dort war arm und dürftig, die Räume klein und eng. Die beiden aus Darfeld mitgebrachten Glocken wurden im Turm aufgehängt und eine provisorische Kapelle im 2. Stock eingerichtet. Für eine eigene Schwesternkirche fehlte das Geld. Trotzdem meldeten sich, wie in allen trappistischen Neu- und Wiedergründungen in Frankreich, zahlreiche Eintrittswillige. 1827 wurde das Kloster Abtei und 1895 nach Altbronn (Ergersheim) verlegt (seit Dez. 2009 Abbaye Notre-Dame-de-Baumgarten in Bernardvillé).

Hélène Van den Broeck starb schon wenige Monate nach der Ankunft in Ölenberg, am 12. Mai 1826, nach langen Jahren der Krankheit (Wassersucht) und wurde auf dem kleinen Klosterfriedhof der Nonnen in Ölenberg begraben. Ihre Nachfolgerin Stanislaus Schey wurde am 8. Juli 1827 zur Äbtissin gewählt.

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  1. In Köln überließ eine Wohltäterin, die heute nur noch unter dem Namen Sr. Eleonore bekannt ist, den Schwestern ein bedeutendes Vermögen, das später zum Ankauf des Klosters Ölenberg verwendet wurde (Knoll 180, Stintzi 246).
  2. Nach anderen Angaben zogen die Nonnen erst im Januar 1826 um. Das genaue Abreisedatum lässt sich heute nicht mehr ermitteln.
  3. 12 Chorfrauen und 22 Laienschwestern

Daten:

Vest.: 11. Sep. 1806, Prof.: 1807.

Literatur:

Kervingant, Marie: Monastic Odyssey. Kalamazoo, Mich.: Cistercian Publications, 1999, S. 240–245, 346, 357–365, 426 (Des moniales face à la Révolution française : aux origines des Cisterciennes-Trappistines. Paris: Beauchesne, 1989, S. 207, 208, 211, 300, 309, 311, 313) · Knoll, Wilhelm: 30 Jahre Trappistenniederlassung in Darfeld, Aachen 2012, S. 171, 179f., 205, 221–223, 247 · Stintzi, Paul: Oelenberg. 900 Jahre Geschichte der Abtei (1046–1954), (Alsatica Monastica 4), Westmalle 1962, S. 244–249.

Zitierempfehlung: Van den Broeck, Hélène, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 19.12.2015, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Van_den_Broeck,_H%C3%A9l%C3%A8ne

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