Weidner, Bernhard

Bernhard Weidner

Bernhard Weidner

56. Abt des Stiftes Wilhering 1681–1709

* Mai 1640 Linz
† 27. Mai 1709 Wilhering

Bernhard Weidner war Abt in der Zeit der Türkenkriege und des Spanischen Erbfolgekriegs, von denen das Stift Wilhering aber nur mittelbar betroffen war. Geboren im Mai 1640 in Linz als Sohn des Schusters Georg Weidner († 13. April 1685) und seiner Frau Regina († 10. Feb. 1694, begraben in der Spitalkirche Ottensheim), trat er in das Stift Wilhering ein, wo er 1658 die Profess ablegte.

Das Philosophie- und Theologiestudien absolvierte er unter der Leitung der Jesuiten in Graz. Das Promotionsbuch der Universität Graz verzeichnet 1661 seine Promotion zum Baccalaureus philosophiae und und ein Jahr zum Magister philosophiae. Am 20. August 1664 wurde er zum Priester geweiht. 1666 ins Kloster zurückgekehrt, war er Seelsorger in Ottensheim, dann zwei Jahre Kooperator und seit 1671 Pfarrer in Gramastetten, bis er am 15. März 1681[1], ein halbes Jahr nach dem Tod des Abtes Malachias Braunmüller (8. Dez. 1680), zum 56. Abt von Wilhering gewählt und am 19. März 1681 durch den Heiligenkreuzer Abt Clemens Schaeffer als Generalvikar benediziert wurde. Schaeffer hatte in Vertretung des verhinderten Vaterabtes von Ebrach auch der Wahl vorgestanden. Knapp drei Wochen nach der Benediktion ernannte Kaiser Leopold I. Abt Bernhard zum kaiserlichen Rat (8. April 1681).

Abt Bernhard übernahm ein finanziell gut situiertes Kloster. Trotz der infolge der Kriege dem Prälatenstand aufgebürdeten exorbitant hohen Steuern und Abgaben und der zwei Hungersnöte (1692–1694 und 1698–1702), die das Land Oberösterreich während seiner Regierungszeit heimsuchten, konnte er den Meierhof, die Taverne und das Bräuhaus umbauen, die Abteikirche neu ausgestalten und auch einige Pfarrkirchen mit Glocken ausstatten und neue Pfarrhöfe bauen lassen. Als Klostervorsteher nahm er 29 Neuprofessen in das Stift auf. Rainer Schraml (2004) nennt daher auch den aus 34 Mitgliedern bestehenden Konvent Weidners »wertvollstes Vermächtnis«.

Erhebliche Probleme erwuchsen Abt Bernhard aus der sich immer weiter verschlechternden finanziellen Lage des unter der Leitung des Abtes Amandus Glanz stehenden Tochterklosters Engelszell, das deswegen 1720, lange nach Weidners Amts- und Lebenszeit, unter Administration gestellt werden musste, und dem Tochterkloster Hohenfurt in Böhmen, das Weidners Autorität als Vaterabt nicht länger anerkennen wollte und sich unter die Jurisdiktion des böhmischen Generalvikars gestellt hatte. Dort fanden während Weidners Amtszeit drei Abtwahlen ohne seine Beteiligung statt, nämlich 1688 (Franz Wendschuh), 1690 (Bernhard Hartinger) und 1695 (Stanislaus Preinfalk). Erfolgslos beschwerte sich Weidner beim Generalabt in Cîteaux gegen diese Vorgehensweise. Die Paternitätsrechte über Säusenstein in Niederösterreich, Wilherings drittes Tochterkloster, hatte Wilhering schon 1666 für 60 Jahre an Heiligenkreuz abgetreten. Trotzdem nahm Abt Bernhard dort 1687 an der Wahl des Abtes Malachias Tripodi teil.

Als Mitglied des Prälatenstandes im Land ob der Enns war Abt Bernhard zweimal Deputierter der Stände und von 1696 bis 1706 auch Landtagskommissär. Er starb am 27. Mai 1709, nachdem er schon jahrelang unter einer „üblen Leibs-Indisposition“ gelitten hatte, und wurde in der Grundemannkapelle, einer Nebenkapelle der Stiftskirche, beigesetzt. Dort befindet sich sein monumentales Grabmal noch heute. Zu seinem Nachfolger wurde am 16. Juli 1709 Hilarius Sigmund gewählt.

gge, Okt. 2009, rev. Dez. 2017

  1. lt. Angaben auf der Website des Stiftes Wilhering. Schraml (2004) gibt an, das Datum der Wahl sei nicht genau bekannt.

Daten:

Prof.: 1658; Sac.: 20. Aug. 1664; Abbas: ben. 19. März 1681.

Literatur:

Schraml, Rainer F.: Bernhard Weidner (1640–1709). Ein Linzer Schusterssohn als Abt des Zisterzienserstiftes Wilhering in Oberösterreich., in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2003/2004. Linz, 2004, S. 359–374 [1].

Zitierempfehlung: Weidner, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 1.12.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Weidner,_Bernhard

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