Laurentius Wocher OCist
4. Abt von Wettingen-Mehrerau
* 15. April 1856 Bregenz
† 24. April 1895 Mehrerau
Laurenz Wocher, Taufname Anton, wurde als Sproß eines alteingesessenen und weitverzweigten Geschlechts in Bregenz geboren, als Sohn des Josef Wocher und der Maria Seraphina Haag. Er besuchte das k.k. Staatsgymnasium Brixen und trat im Herbst 1875 in Mehrerau ein. Da dort Priestermangel herrschte, musste Wocher schon im Noviziat das Studium aufnehmen. Am 15. Oktober 1876 legte er seine Profess in die Hände des Abtes Martin Reimann ab und wurde am 2. November 1879 von Generalvikar Johann Amberg von Feldkirch zum Priester geweiht. Sofort danach begann er, am Kollegium der Abtei zu unterrichten.
Wegen seiner Neigung zu historischen Forschungen, die er schon als Student gezeigt hatte, machte ihn Abt Maurus Kalkum 1881 zum Archivar des Klosters und im folgenden Jahr zum Bibliothekar, außerdem verschaffte er ihm den Titel eines Apostolischen Notars. Wocher vermehrte die Bibliothek um 10.000 Bände (die von ihm eingeführte Systematik gilt noch heute) und beschäftigte sich auch sehr mit der Wappenkunde (Heraldik). Da er aber nicht nur Bücherwurm war, sondern auch andere Fähigkeiten hatte, machte ihn Abt Maurus im September 1890 zu seinem Großkellner (Cellerar) und Sekretär. In dieser Funktion überwachte und plante Wocher die Arbeiten zur Errichtung der beiden Klosterflügel.
Am 31. Januar 1893 zum Abt gewählt und am 16. Juni 1893 präkonisiert, unternahm Wocher mehrere Visitationsreisen, um die Klöster seiner Kongregation kennenzulernen, wozu er bis dahin niemals Zeit gehabt hatte. Er veranlasste eine Überarbeitung der 1735 zum letzten Mal bestätigten Konstitutionen der ehemals oberdeutschen, jetzt schweizerisch-deutschen Kongregation, die am 8. März 1895 vom Generalabt Leopold Wackarž bestätigt wurden. Außerdem setzte er eine Kommission zur Herausgabe eines Manuale Rituum ein.
Die übermäßige Beanspruchung als Lehrer, Verwalter, Bauleiter und Abt zehrte an der Gesundheit des für sein rastloses Schaffen bekannten Wocher, so dass er schon nach siebenundzwanzig Monaten Regierung – 39-jährig – an einem Hirnschlag starb.
Schon gleich nach seiner Wahl hatte sich Abt Laurenz mit der Wiederbesiedlung des ehemaligen Klosters Sittich im Kronland Krain befasst und unternahm noch im September 1893 eine Reise dorthin. Sein früher Tod vereitelte zunächst die Wiederbegründung, die erst seinem Nachfolger Augustin Stöckli gelang (1898).
gge, Feb. 2008
Daten:
Prof.: 15. Okt. 1876; Sac.: 2. Nov. 1879; Abbas: el. 31. Jan. 1893, praec. 16. Juni 1893, ben. 9. Juli 1893 (Fbf. Aichner von Brixen).Literatur:
Nachruf in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 16 (1895) 365 · Mehrerauer Grüße NF 1 (Sommer 1954) S. 63ff. · Erinnerungen an den Hochwürdigsten Herrn Laurentius Wocher, Abt. des exemten und consistorialen Stiftes Wettingen, Prior von Mehrerau Generalvicar der schweizer.-dt. Cistercienser-Congregation. Bregenz : J. N. Teutsch, 1895 (Sonderdruck aus der Cistercienser Chronik).Vorlage:Page.name: WOCHER, Laurenz OCist (1856–1895) – Biographia Cisterciensis