Wyart, Sébastien

Dom Sébastien Wyart OCR

Sébastien Wyart OCSO

Abt von Mont-des-Cats, Sept-Fons und Cîteaux; erster Generalabt des Ordens der Zisterzienser der strengeren Observanz (Trappisten) 1892–1904

* 12. Okt. 1839 Bouchain, Nordfrankreich
† 18. Aug. 1904 Rom, Italien

Sébastien Wyart hatte viele Jahre seines Lebens in Rom verbracht und daher ausgezeichnete Verbindungen zu Papst Pius IX., dem er als Zuavenoffizier gedient hatte, Leo XIII. und Pius X. Er war die treibende Kraft hinter der 1892 vollzogenen Loslösung der Trappisten vom Zisterzienserorden der gewöhnlichen Observanz und wurde daher auch zum ersten Generalabt des neuen Ordens gewählt.

Schwankend zwischen der eigenen Neigung zur militärischen und dem Wunsch der Eltern[1] zur geistlichen Laufbahn, hatte Henri Wyart nach der Seminarzeit in Cambrai zunächst am Kolleg in Turcoing unterrichtet, war dann aber 1860, dem Ruf Pius IX. folgend, in die päpstliche Armee eingetreten. Er nahm an mehreren Gefechten gegen die piemontesischen Truppen teil, wurde bei Castelfidardo verwundet und stieg langsam bis zum Hauptmann auf. Nach der Kapitulation Roms und der Auflösung des päpstlichen Truppen 1870 kämpfte er, wie die meisten aus Frankreich stammenden päpstlichen Zuaven, als Soldat seines Heimatlandes im Deutsch-Französischen Krieg und wurde für seine Tapferkeit mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Nach der Niederlage Frankreichs 1871 wechselte Wyart die Offiziersuniform gegen den Mönchshabit und trat als Novize in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz Mont-des-Cats (Ste.-Marie-du-Mont) in Nordfrankreich ein (5. Feb. 1872). Nach seiner Profess wurde er zum Studium der Theologie nach Rom geschickt (1875–1880), was damals nicht üblich war im Orden, wurde – immer noch zweifelnd – am Karsamstag 1877 auf Wunsch und im Beisein Pius' IX. zum Priester geweiht und im Mai 1880 zum Doktor der Theologie promoviert.

Wegen der klosterfeindlichen Gesetzgebung in Frankreich eilig in sein Kloster zurückgerufen und ausgesandt, für den Konvent ein Exil im Ausland zu finden, gründete P. Sébastien in den Niederlanden das Kloster Koningshoeven, wurde aber schon bald wieder als Prior nach Mont-des-Cats zurückbeordert und 1883 zum Abt gewählt. Im folgenden Jahre kam er wieder nach Rom, um auf den Wunsch Leos XIII. das Kloster zu den Katakomben des hl. Calixtus zu gründen (später nach Frattocchie verlegt). 1887 auf den Abtstuhl von Sept-Fons berufen, war er damit auch Vorsteher (Generalvikar) der gleichnamigen Kongregation.

Als das Generalkapitel der Trappisten im Oktober 1892 schließlich die schon lange in der Luft liegende Ablösung der Kongregationen von Westmalle, Sept-Fons und Melleray von der gewöhnlichen Observanz beschloss, wurde Wyart, der durch seine guten Verbindungen nach Rom die Trennung maßgeblich vorangetrieben hatte (Eberl, Zisterzienser, 2002), zum ersten Generalabt des neuen Ordens der reformierten Zisterzienser gewählt.

Auch in seiner neuen Funktion blieb Wyart, obwohl in Rom residierend, Abt von Sept-Fons, bis es 1898 gelang, die infolge der französischen Revolution 1790 aufgehobene Zisterziensergründungsabtei Cîteaux wieder für den Orden zu gewinnen und der hl. Stuhl ihn 1899 zu deren Abt ernannte.

Als Generalabt gelang es Sébastien Wyart, die ehemaligen Kongregationen zu einem gemeinsamen Orden zu formen. Als Student hatte er den Wert einer fundierten wissenschaftlichen Ausbildung schätzen gelernt, die zu seiner Zeit noch eine Ausnahme bei den reformierten Zisterziensern war, und gründete nun ein eigenes Studienhaus in Rom, in dem die Studenten während ihres Studiums wohnen konnten.

Sébastien Wyart genoss das Vertrauen Leos XIII. und Pius' X. und wurde, über seine Leitungsfunktion im Orden hinaus, mit wichtigen Missionen betraut, u.a. 1897 von Leo XIII. mit einer Vertrauensmission zu den französischen Bischöfen. Schon lange an Diabetes erkrankt, starb er am 18. August 1904 in Rom und wurde in der Abtei Trefontane beigesetzt. Sein Nachfolger als Generalabt wurde Augustin Marre, Abt von Igny und Weihbischof in Reims.

Stationen

Lebensdaten Sébastien Wyart ocso
24. Aug. 1860 – 20. Sept. 1870 Soldat der päpstl. Armee
30. Jan. 1883 – 15. Juni 1889 Abt von Mont-de-Cats
28. Okt. 1887 – 14. Juni 1899 Abt von Sept-Fons
Okt. 1892 – 18. Aug. 1904 Generalabt OCSO
1899 – 18. Aug. 1904 Abt von Cîteaux
31. Dez. 1892 – 1900 Apost. Administrator von Tre Fontane

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  1. Théodore Joseph Wyart, Grundschullehrer in Bouchain, und Claire Placidie Destecque.

Daten:

Vest.: 11. Febr. 1872; Prof.: 12. Feb. 1874, 25. Dez. 1880; Sac.: 31. März 1877 (Lateranbasilika, Kard. Monaco della Valletta); Abbas: el. 30. Jan. 1883.

Bibliographie:

J. Berchmann: † Rvdssms. D. Sebastian Wyart O. Zist. reform. In: StMBO XXV (1904), S. 908–912 [Nekrolog]. · Obrecht, Edmond: Théophile-Louis-Henri Wyart. In: The Catholic Encyclopedia. Bd. 15., New York : Robert Appleton, 1912 · Fichaux, [Louis-Alexandre]: Dom Sébastien Wyart. Abbé Général de l'Ordre Cistercien réformé. Auparavant Capitaine Adjudant-Major aux Zouaves Pontificaux. Paris : Lethilleux, ²1911

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Zitierempfehlung: Wyart, Sébastien, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.08.2015, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Wyart,_S%C3%A9bastien