Füglister, Juliana: Unterschied zwischen den Versionen

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Juliana Füglister, Taufname Katharina, von Killwangen AG, trat mit 16 Jahren in das Benediktinerinnenkloster Fahr ein, musste es aber wegen Verbots der Novizinnenaufname wieder verlassen. 1878 trat sie in den Konvent der aus [[Rathausen]] nach Frankreich vertriebenen Zisterzienserinnen in Vézelise ein, wo sie am 13. Juni 1880 die Profess ablegte. Nach dem Tod ihrer Vorgängerin Bernarda Fässler wurde sie am 21. August 1890 unter dem Vorsitz des Superiors Kanonikus Lorrain zur Äbtissin gewählt und am 13. Juli 1891 von Bischof Charles-François Turinaz von Nancy benediziert.
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Juliana Füglister, Taufname Katharina, wurde 1849 als zweites der acht Kinder des Gemeindeammanns Melchior Füglister (1807–1875) und seiner Frau Salomea Widmer (1820–1867) in Killwangen im Aargau geboren. Mit 16 Jahren trat sie in das Benediktinerinnenkloster Fahr ein, musste es aber wegen Verbots der Novizinnenaufname wieder verlassen. Bei den Schwestern hatte sie das Sticken gelernt. Danach half sie bei Hausarbeiten in der Zisterzienserabtei [[Mehrerau]] und fand von dort 1878 zu den aus [[Rathausen]] vertriebenen Zisterzienserinnen  
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in Vézelise, Frankreich, wo sie am 13. Juni 1880 die Profess ablegte. Sie war in der stickerei tätig und versah bis zu ihrer Wahl das Amt der Novizenmeisterin.
  
Während ihrer Amtszeit wurde der Konvent 1894 von Abt [[Wocher, Laurentius|Laurenz Wocher]] von [[Mehrerau]] wieder in die schweizerisch-deutsche Kongregation (Mehrerauer Kongregation) aufgenommen. Wochers Nachfolger [[Stöckli, Augustin|Augustin Stöckli]] überreichte ihr anlässlich seiner Visitation am 26. Juli 1896 das Brustkreuz.
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Nach dem Tod ihrer Vorgängerin [[Fässler, Bernarda|Bernarda Fässler]] wurde sie am 21. August 1890 unter dem Vorsitz des Superiors Kanonikus Augustin Lorrain zur Äbtissin gewählt und am 13. Juli 1891 von Bischof Charles-François Turinaz von Nancy benediziert. Während ihrer Amtszeit wurde der Konvent 1894 von Abt [[Wocher, Laurentius|Laurenz Wocher]] von [[Mehrerau]] wieder in die schweizerisch-deutsche Kongregation (Mehrerauer Kongregation) aufgenommen. Zwei Jahre später erfolgte die erste Visitation durch Wochers Nachfolger [[Stöckli, Augustin|Augustin Stöckli]], der ihr am 26. Juli 1896 das (durch den ehemaligen Zurzacher Pfarrer A. Keller gestiftete) Brustkreuz überreichte.
  
Nachdem die Schwestern aufgrund der klosterfeindlichen Combes-Gesetze vom 20. Juli 1901 als ausländische Genossenschaft Frankreich bis zum 1. Oktober 1901 hatten verlassen mössen, kamen sie über Zwischenstationen in verschieden Schweizer Frauenklöstern auf den Hahnberg in Arbon am Bodensee. 1902 erwarb Äbtissin Juliana das ehemalige Jagdschloss [[Thyrnau]] in Bayern und erhielt am 13. Februar 1902 von Prinzregent Luitpold die Erlaubnis zur Niederlassung mit der Einschränkung, dass das Kloster als Priorat der Jurisdiktion des Bischofs unterstellt würde und keine feierlichen Professen vorgenommen würden. 1910 wurde ein Zellentrakt gebaut, 1912 bis 1914 erfolgte der Bau der Kirche. Ein Kindergarten („Kleinkinderbewahranstalt“) und ein Haushaltungskurs wurden eingerichtet, außerdem die Paramentenstickerei und die Landwirtschaft aufgebaut.  
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Nachdem die Schwestern aufgrund der klosterfeindlichen Combes-Gesetze vom 20. Juli 1901 als ausländische Genossenschaft Frankreich bis zum 1. Oktober 1901 hatten verlassen mössen, kamen sie über Zwischenstationen in verschieden Schweizer Frauenklöstern auf den Hahnberg in Arbon am Bodensee. 1902 erwarb Äbtissin Juliana – nachdem das ehemalige Benediktinerkloster Niederaltaich nicht erschwinglich gewesen war – das ehemalige Jagdschloss [[Rathausen-Thyrnau|Thyrnau]] in Bayern und erhielt am 13. Februar 1902 von Prinzregent Luitpold die Erlaubnis zur Niederlassung mit der Einschränkung, dass das Kloster als Priorat der Jurisdiktion des Bischofs unterstellt würde und keine feierlichen Professen vorgenommen würden. 1910 wurde ein Zellentrakt gebaut, 1912 bis 1914 erfolgte der Bau der Kirche, die Bischof von Ow-Felldorf am 22. April 1914 konsekrierte. Ein Kindergarten („Kleinkinderbewahranstalt“) und ein Haushaltungskurs wurden eingerichtet, außerdem die Paramentenstickerei und die Landwirtschaft aufgebaut.  
  
Äbtissin Juliana Füglister starb am 24. Juni 1919, 70 Jahre alt. Dem Konvent gehörten zu diesem Zeitpunkt 32 Chorfrauen und 24 Laienschwestern an.
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Äbtissin Juliana Füglister starb am 24. Juni 1919, 70 Jahre alt, nachdem sie schon länger an einer Herzschwäche gelitten hatte. Die Beerdigung leitete Bischof Sigismund Felix von Ow-Felldorf, das Requiem feierte Dompropst Dr. Franz Pichler. Während ihrer Amtszeit hatte sie 52 Professen entgegennehmen können, hatte aber auch viele Todesfälle, v.a. junger Schwestern, zu beklagen. Zum Zeitpunkt ihres Todes bestanden die Konvente aus 32 Chorfrauen und 24 Laienschwestern.
  
 
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Aktuelle Version vom 14. Juli 2018, 12:08 Uhr

Juliana Füglister

Juliana Füglister OCist

43. Äbtissin von Rathausen, 1. Priorin von Thyrnau 1890–1919

* 18. März 1849 Killwangen AG
† 24. Juni 1919

Juliana Füglister, Taufname Katharina, wurde 1849 als zweites der acht Kinder des Gemeindeammanns Melchior Füglister (1807–1875) und seiner Frau Salomea Widmer (1820–1867) in Killwangen im Aargau geboren. Mit 16 Jahren trat sie in das Benediktinerinnenkloster Fahr ein, musste es aber wegen Verbots der Novizinnenaufname wieder verlassen. Bei den Schwestern hatte sie das Sticken gelernt. Danach half sie bei Hausarbeiten in der Zisterzienserabtei Mehrerau und fand von dort 1878 zu den aus Rathausen vertriebenen Zisterzienserinnen in Vézelise, Frankreich, wo sie am 13. Juni 1880 die Profess ablegte. Sie war in der stickerei tätig und versah bis zu ihrer Wahl das Amt der Novizenmeisterin.

Nach dem Tod ihrer Vorgängerin Bernarda Fässler wurde sie am 21. August 1890 unter dem Vorsitz des Superiors Kanonikus Augustin Lorrain zur Äbtissin gewählt und am 13. Juli 1891 von Bischof Charles-François Turinaz von Nancy benediziert. Während ihrer Amtszeit wurde der Konvent 1894 von Abt Laurenz Wocher von Mehrerau wieder in die schweizerisch-deutsche Kongregation (Mehrerauer Kongregation) aufgenommen. Zwei Jahre später erfolgte die erste Visitation durch Wochers Nachfolger Augustin Stöckli, der ihr am 26. Juli 1896 das (durch den ehemaligen Zurzacher Pfarrer A. Keller gestiftete) Brustkreuz überreichte.

Nachdem die Schwestern aufgrund der klosterfeindlichen Combes-Gesetze vom 20. Juli 1901 als ausländische Genossenschaft Frankreich bis zum 1. Oktober 1901 hatten verlassen mössen, kamen sie über Zwischenstationen in verschieden Schweizer Frauenklöstern auf den Hahnberg in Arbon am Bodensee. 1902 erwarb Äbtissin Juliana – nachdem das ehemalige Benediktinerkloster Niederaltaich nicht erschwinglich gewesen war – das ehemalige Jagdschloss Thyrnau in Bayern und erhielt am 13. Februar 1902 von Prinzregent Luitpold die Erlaubnis zur Niederlassung mit der Einschränkung, dass das Kloster als Priorat der Jurisdiktion des Bischofs unterstellt würde und keine feierlichen Professen vorgenommen würden. 1910 wurde ein Zellentrakt gebaut, 1912 bis 1914 erfolgte der Bau der Kirche, die Bischof von Ow-Felldorf am 22. April 1914 konsekrierte. Ein Kindergarten („Kleinkinderbewahranstalt“) und ein Haushaltungskurs wurden eingerichtet, außerdem die Paramentenstickerei und die Landwirtschaft aufgebaut.

Äbtissin Juliana Füglister starb am 24. Juni 1919, 70 Jahre alt, nachdem sie schon länger an einer Herzschwäche gelitten hatte. Die Beerdigung leitete Bischof Sigismund Felix von Ow-Felldorf, das Requiem feierte Dompropst Dr. Franz Pichler. Während ihrer Amtszeit hatte sie 52 Professen entgegennehmen können, hatte aber auch viele Todesfälle, v.a. junger Schwestern, zu beklagen. Zum Zeitpunkt ihres Todes bestanden die Konvente aus 32 Chorfrauen und 24 Laienschwestern.

gge, Mai 2018


Daten:

Vest.: 8. Juni 1879; Prof.: 13. Juni 1880; Abbatissa: el. 21. Aug. 1890, ben. 13. Juli 1891.

Literatur:

750 Jahre Zisterzienserinnenabtei Rathausen-Thyrnau 1245–1995, [Thyrnau]: Abtei Thyrnau, 1995 · Verzeichnis aller Schwestern der Zisterzienserinnenabtei Rathausen-Thyrnau 1245–1995. [Thyrnau]: Abtei Thyrnau, 1995 · Zisterzienserinnenkloster Rathausen, in: Helvetia Sacra III/3, S. 890–891 · Haid, Kassian: Die Reihe der Äbtissinnen von Rathausen 1245–1945: zum Siebenjahrhundert-Jubiläum des Klosters Rathausen 1245–1945, in: Der Geschichtsfreund: Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz, Bd. 99 (1946), S. 193–229.

Zitierempfehlung: Füglister, Juliana, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 14.07.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/F%C3%BCglister,_Juliana

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