Jaksch, Tecelin

Tecelin Jaksch OCist

Tecelin Jaksch OCist

43. Abt des Stiftes Hohenfurt; Administrator des Stiftes Rein

* 23. März 1885 Hackelhöf [Haklovy Dvory]
† 23. Mai 1954 Rein, Steiermark

Tecelin Jaksch, Taufname Josef, wurde am 23. März 1885 in Hackelhöf bei Budweis [České Budějovice] als Sohn des Andreas Jaksch (1844–1911) und seiner Frau Maria Liebel aus Böhmisch-Fellern [České Vrbné] geboren und wuchs mit seinen zwölf Geschwister auf dem elterlichen Bauernhof auf. Das Gebiet um Haklovy Dvory war damals mehrheitlich von Tschechen bewohnt, es gab aber auch deutsche Sprachinseln. Jakschs Muttersprache war Deutsch, er wuchs aber dank vieler tschechischer Nachbarn zweisprachig auf.

Josef Jaksch besuchte die deutsche einklassige Volksschule in Haklovy Dvory und wechselte 1896 auf das deutsche Staatsgymnasium in Budweis, an dem auch Zisterzienser aus dem Stift Hohenfurt unterrichteten. Nach der Reifeprüfung wurde er am St. Bernardstag 1904 (20. August) von Prior Willibald Ladenbauer als Novize eingekleidet. Ein Jahr später, am 21. August 1905, legte Fr. Tecelin (nach dem Vater des hl. Bernhard von Clairvaux) die zeitliche Profess ab und begann im selben Jahr mit dem Theologiestudium in Innsbruck. Mit römischer Dispens legte er am 19. April 1908 fünf Monate vorzeitig vor Abt Bruno Pammer die feierliche Profess ab und wurde am 26. Juli 1908 von Diözesanbischof Franz M. Doppelbauer in Linz zum Priester geweiht. Nach Abschluss des Theologiestudiums übernahm er am 2. September 1909 seine erste Kaplanstelle in der dem Stift Hohenfurt inkorporierten Pfarre Priethal [Přídolí] bei Krumau [Český Krumlov] und wurde zwei Jahre später (26. September 1911) wohl auch wegen seiner tschechischen Sprachkenntnisse nach Payreschau [Boršov] bei Budweis, einer mehrheitlich tschechischsprachigen Pfarre, versetzt. Die zwei letzten beiden Kriegsjahre (24. Mai 1917 bis 1918) war er Feldkurat in der österreichischen Armee in Eger [Cheb] und am Isonzo. 1918 wurde er mit dem „geistlichen Verdienstkreuz II. Kl. am weißroten Bande mit Schwerten“ ausgezeichnet. Nach Kriegsende kehrte er ins Kloster Hohenfurt zurück und übernahm 1919 wieder seine Pfarrstelle in Payreschau, wo er bis zu seiner Abtwahl blieb.

Sechs Monate nach dem plötzlichen Tod des Abtes Bruno Pammer wurde Jaksch am 23. Mai 1925 unter dem Vorsitz des Generalvikars Theobald Scharnagl von Ossegg als Delegat des Generalabtes Dr. Kassian Haid von Mehrerau zum Abt gewählt[1], mit absoluter Mehrheit schon im ersten Wahlgang. Der Regierungskommissar hatte vorher klargestellt, dass er nur einen Abt mit voller Beherrschung der tschechischen Sprache akzeptieren würde, weshalb P. Tecelin der aussichtsreichste Kandidat war. Probleme mit der Inventarisierung des Stiftsvermögens nach dem Tod des Abtes Bruno Pammer führten dennoch dazu, dass die Bestätigung durch die Politische Landesverwaltung in Prag erst am 22. Februar 1926 erfolgte. Die Benediktion des neuen Abtes fand am 4. Juni 1925 durch den Budweiser Diözesanbischof Šimon Bárta im Auftrag des Generalabtes statt. Als Weiheassistenten fungierten Generalvikar Theobald Scharnagl und Abt Benedikt Sobotka OPraem von Schlägl.

Abt Tecelins erste Aufgabe als Abt war die Regelung der durch die tschechoslowakische Bodenreform verursachten und während der halbjährigen Vakanz liegengebliebenen wirtschaftlichen Angelegenheiten. Zwar hatten sich die materiellen Verhältnisse des Stiftes schon in den letzten Regirungsjahren des Abtes Bruno verbessert, zu klären war aber immer noch Fragen, die mit den vom Stift gezeichneten Kriegsanleihen und der Enteignung von Grund und Boden, vor allem der Stiftswälder zusammenhingen. Dem neuen Abt gelang es in relativ kurzer Zeit, beides zuende zu bringen, vor allem konnte er 1928 die Freigabe Stiftswaldungen wieder freibekommen. Einige Meierhöfe (u.a. der Fischerhof) mussten dagegen geopfert werden, die Stiftsherrschaft Komarschitz [Komařice] und das Herrenhaus in Hohenfurt verkauft werden. In das Stiftshaus in Budweis zogen nach dessen Räumung durch die Staatsbahn 1926 die Schüler des 1924 von Abt Bruno Pammer auf Veranlassung des Novizenmeisters Mathäus Quatember gegründeten Stiftsgymnasiums und besuchten seitdem das staatliche Oberrealgymnasium in Budweis, später dann das Jesuitengymnasium in Mariaschein [Bohosudov] bei Teplitz.

Im Kloster ließ Abt Tecelin umfangreiche Renovierungen durch- und Neuerungen einführen. 1927 schaffte er als Ersatz für die im Krieg abgelieferten Glocken ein neues Geläute an, ließ die Stiftskirche und das Winterrefektorium renovieren und 1928 zwischen dem Stift und der Stadt einen Kindergarten mit Arbeitsschule bauen. Die Betreuung der Kinder übernahmen die Kreuzschwestern, die Abt Tecelin zu diesem Zweck aus Eger berief. 1929 folgten, nachdem ein Sturm in den Stiftswaldungen (4. Juni 1929) verkaufbares Holz im Überfluss geliefert hatte, ein neues Stiftsspital (eine Pension für ehemalige Stiftsangestellte) und die Neuausstattung der Brauerei. Im Frühjahr 1930 wurde der Innenausbau in Angriff genommen, Der untere Konventgang wurde renoviert und neue Krankenzimmer eingerichtet. Dann folgte ein Neubau der Küche mit moderner Austattung (1931), ein neuer Innenausbau des Refektoriums (1933) und die Renovierung des Rekreationszimmers (1933). Außerhalb Hohenfurts ließ er 1930 ein Heim für die katholischen Arbeiter errichten und fast alle der Seelsorge des Stiftes anvertrauten Kirchen und Pfarrhäuser renovieren.

Der Personalstand des Stiftes Hohenfurt nahm in den ersten 15 Jahren der Regierungszeit des Abtes Tecelin deutlich zu. 1941 gehörten zum Kloster 70 Mönche, womit es die höchste Mitgliederzahl seiner Geschichte erreicht hatte. Wie vorher schon der gleichaltrige Abt Alois Wiesinger in Schlierbach führte Abt Tecelin in Hohenfurt 1926 das Laienbrüderinstitut wieder ein, das vor Kriegsbeginn zehn Mitglieder hatte. Das nicht weit von Hohenfurt gelegene, in der Zeit des Josefinismus aufgehobene und mit Ausnahme der Kirche verfallene Zisterzienserkloster Goldenkron [Zlatá Koruna] bei Krumau versuchte Abt Tecelin wieder bewohnbar zu machen, vielleicht, wie P. [[Noschitzka, Canisius|Canisius Noschitzka vermutet, um dort ein Kloster für tschechische Mönche einzurichten. 1942 wurde der Umbau des Konventtraktes abgeschlossen, doch machten die Ereignisse der nächsten Jahre allen Plänen ein Ende.


Am 15. Nov. 1938 ernannte ihn der Budweiser Bischof Šimon Bárta zum Kommissar für den abgetrennten Teil der Diözese. Wegen seiner tschechenfreundlichen Haltung verhaftete ihn die Gestapo schon wenige Tage später (21. Nov.) und inhaftierte ihn für ein halbes Jahr in Linz und Krumau [Český Krumlov]. Nach seiner Entlassung aus der Diözese ausgewiesen, lebte Jaksch bis zum Ende des Krieges im Zisterzienserinnenkloster Porta Coeli bei Brünn, auf dem Gebiet des Protektorats. Bei Kriegsende im Mai 1945 rettete er das Leben tschechischer Geiseln, die von zurückweichenden SS-Einheiten festgehalten wurden. Am 18. Juni 1945 kehrte er nach Hohenfurt zurück. 1948 zur Ausreise nach Österreich gezwungen, ging Abt Tecelin in das Zisterzienserstift Rein bei Graz, wo sich ein großer Teil der deutschsprachigen Hohenfurter Mönche versammelt hatte; 1949 wurde er dort Administrator. Am 4. Mai 1950 wurde das Kloster Hohenfurt von der kommunistischen Regierung der Tschechoslowakei aufgehoben.

gge, Feb. 2010, rev. April 2017

  1. Wahlzeugen waren Abt Gabriel Fazeny von Wilhering und Josef Vlasak, Großmeister des Kreuzherrenordens in Prag.

Daten:

Vest.: 20. Aug. 1904; Prof.: 21. Aug. 1905, 19. April 1908; Sac.: 26. Juli 1908; Abbas: el. 23. Mai 1925, ben. 4. Juni 1925; Abbas-Admin.: inst. 20. Nov. 1949.

Literatur:

Kohout, Jiří: Tecelin Jaksch (1885–1954): Abt von Hohenfurt in bewegten Zeiten, in: Analecta Cisterciensia 57 (2007/8), S. 99–194 · Noschitzka, Canisius: Tecelin Jaksch, letzter Abt des Zisterzienserstiftes Hohenfurt im Böhmerwald, in: Glaube und Heimat. Monatsschrift der Heimatvertriebenen des Böhmerwaldes. Mai 1984, S. 4–6.

Zitierempfehlung: Jaksch, Tecelin, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.04.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Jaksch,_Tecelin

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