Agricola, Joseph

Joseph Agricola

Joseph Agricola

Prior und Chronist der Zisterzienserabtei Ebrach

* 8. Aug. 1618 Saargemünd, Lothringen
† 5. Nov. 1680 Himmelspforten, Würzburg

Joseph Bauer, latinisiert Agricola, Taufname Johann Jacob, wurde am 8. August 1618 in Saargemünd geboren, wo sein gleichnamiger Vater Hans Jacob Bauer 1620/21 Magistrat war.[1]

1637 in die Zisterzienserabtei Bildhausen (bei Bad Kissingen) eingetreten, wurde er 1638 als Novize eingekleidet und legte am 22. April 1639 die Profess ab. Gleich darauf wurde er zum Subprior ernannt. Im Oktober 1645 wurde er hospitanti causa nach Ebrach (bei Bamberg) abgeordnet, um zu helfen, die durch den Dreißigjährigen Krieg zerrüttete Ordnung wiederherzustellen. Dort wirkte er als Novizenmeister und Subprior. Am 19. März 1647 erneuerte er dort unter Abt Petrus Scherenberger seine Gelübde und wurde damit Professmönch in Ebrach.

Von 1647 bis 1649 unterrichtete Agricola den Novizen Alberich Degen (1625–1686), der später Abt des Klosters Ebrach wurde und den er sehr schätzte. 1646 und 1650 bis 1651 verwaltete er die Pfarrei Burgwindheim bei Bamberg, wo er die Corpus-Christi-Bruderschaft gründete. Viermal übte er das Amt des Priors im Kloster Ebrach aus und wurde Offizial bzw. Vikar des Bischofs von Würzburg und dessen Kanzleidirektor. Er war ein Sammler von alten Handschriften, Büchern und Antiquitäten. Er starb am 5. November 1680 im Zisterzienserinnenkloster Himmelspforten bei Würzburg, wo er als Spiritual oder Beichtvater eingesetzt gewesen war, und wurde auch dort begraben.

Agricola setzte die von Alberich Degen begonnene Chronik (Chronica Alberici) fort und nannte diese gründlich überarbeitete Fortsetzung Auctarium. Von seinen Werken von untergeordneter Bedeutung sind zu erwähnen: das Compendium de jure abbatum, ein Abriss der Rechte der Äbte, verfasst 1640 und handschriftlich erhalten, die deutsche Übersetzung des Speculum examinatorium subregula S. Benedicti von Franziskus Krafft, die 1650 in Bamberg gedruckt wurde, die Broschüre über die Bruderschaft des hl. Leibes Christi, ebenfalls 1650 in Bamberg gedruckt, und die deutsche Übersetzung der Vitae sanctarum virginum von Chrysostomus Henriquez für die Nonnen von Himmelspforten. Er stellte außerdem einen Katalog der Äbtissinnen von Himmelspforten zusammen und verfasste eine ausführliche Geschichte dieses Klosters.

Mit seinem Auctarium wollte Agricola kein historisches Werk schaffen, sondern – wie er selbst sagt[2] – lediglich den zukünftigen Historikern des Klosters Ebrach Material zur Verfügung stellen. Wenn auch die Kapitel ohne Ordnung aufeinander folgen, sich wiederholen und manchmal keine Verbindung haben mit der Geschichte von Ebrach, findet man dennoch die wichtigsten Dokumente zusammengestellt. Als der spätere Abt Wilhelm Sölner im 18. Jahrhundert seine Brevis Notitia monasterii B. V. M Ebracensis schrieb, bezog er sich immer wieder auf die Chronik des Agricola und verlieh ihm den Titel: Rerum (Ebracensium) industrius scrutator et scriptor.

gge, Aug. 2023

  1. Der Vater starb am 7. September 1625 in Neunkirchen (Neunkirch-lès-Sarreguemines) und wurde in der Pfarrkirche bestattet. Die Mutter starb am 9. Oktober 1637 und wurde in der Heiligkreuzkapelle Saargemünd „vor der Stadt“ beigesetzt.
  2. Continuatio Chronici, 1.1, S. 351

Daten:

Vest.: 1638; Prof.: 22. April 1639 (Bildhausen), 19. März 1647 (Ebrach).

Werke:

Katalog der Äbtissinnen von Kloster Himmelspforten bis 1666, Staatsarchiv Würzburg, M. ch. f. 339, 5r–41v. · Auctuarium seu continuatio Chronici celeberrimi apud Ostrafrancos Monasterie B. Mariae de Ebraco, a Rmo Dmo Alberico, Abbate XXIX. B.M. compilati. Nunc vero ex diversis authoribus, archivis, literis et doçumentis, quoad ampliorem materiam, tametsi rudi minerva non tamen exigua opera P. Joseph p.t. prioris continuati et aucti, Anno Domini MDCLX (4 Bände; Manuskript im Staatsarchiv Bamberg, Abschrift im Staatsarchiv Würzburg)

Literatur:

Weigand, Wigand: Geschichte der fränkischen Cistercienserabtei Ebrach. Landshut, Krüll, 1834 · Kengel, Rainer: P. Joseph Agricola, der Geschichtsschreiber Ebrachs im 17. Jahrhundert, in: 90. Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg. Bamberg, 1950, S. 332–338 · Joseph Agricola, de Sarreguemines (1618–1680), chroniqueur du couvent d’Ebrach près de Bamberg, dans: Les Cahiers lorrains 1972, N.S. XXIV, S. 1–6 · Jäger, Johannes: Series abbatum et religiosorum exempti monasterii Ebracensis, Ord. Cisterc., a tempore 1126 beati Adami I abbatis, usque ad annum 1803, in: Cistercienser Chronik 14 (1902), S. 237.

Zitierempfehlung: Agricola, Joseph, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.10.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Agricola,_Joseph

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