Haas, Petrus

Petrus Haas

Petrus Haas

Prior der Zisterzienserabtei Schöntal

* 04. Feb. 1608 Neustadt a. d. Saale
† 19. Juli 1644 Bad Schwalbach

Petrus Haas, geboren am 4. Februar 1608 in Neustadt an der Saale, trat 1625 in die Zisterzienserabtei Schöntal an der Jagst ein und legte 1626 die Profess ab. Philosophie und Theologie studierte er in Würzburg. Die Priesterweihe erhielt er am 6. März 1632 gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Mitbruder Christoph Haan, dem späteren Abt, im Exil in Eichstätt.

Seine ersten Klosterjahre fielen in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als das schwedische Heer durch Franken zog. Einen Monat nach der Schlacht bei Breitenfeld drangen die Schweden im Oktober 1631 bis Schöntal vor. Auf Anordnung des damaligen Abtes Sigismund Fichtlin zerstreute sich die Mönchsgemeinschaft. Ein Teil begab sich nach Heilbronn und Wimmental, ein anderer Teil nach Gommersdorf und Schwäbisch Hall.

Für Petrus Haas begann ein unstetes Wanderleben. Mit seinem Begleiter Christoph Haan fand er zunächst im Schöntaler Klosterhof zu Schwäbisch Hall Zuflucht. Später kamen sie auf der Flucht vor den Schweden in die Schweiz (nach Wettingen, wo Christoph Haan 1634 zum Abt von Schöntal gewählt wurde), und fanden endlich beide eine vorläufige Bleibe als Beichtväter bei den Zisterzienserinnen im Kloster Eschenbach im Kanton St. Gallen.

1634 nach Schöntal zurückgekehrt und 1635 Subprior, wurde Haas am 1. November 1636 zum Prior, Novizenmeister, pater spiritualis und Generalconfessarius gewählt. Er starb nach einem heiligmäßigen Leben am 19. Juli 1644 in Bad Schwalbach im Taunus, wohin er sich nach einem Schlaganfall zur Kur begeben hatte, und wurde im benachbarten Kloster Eberbach im Rheingau bestattet.

Die Kanonisierung des Petrus Haas wurde 1720 durch den Schöntaler Abt Benedikt Knittel (1650–1732) betrieben. Am 5. November 1720 wurden mit Erlaubnis des Eberbacher Abtes Michael Schnock seine Gebeine erhoben und nach Schöntal gebracht, wo sie im Kapitelsaal unter dem Kruzifix beigesetzt wurden. In diesem Zusammenhang wurde dort eine zweite Grabplatte mit Memorialinschrift für Haas angefertigt. Die rechte Hand des Verstorbenen verblieb aber auf Veranlassung von Abt Schnock in Eberbach und wurde in der Bernhardskapelle bestattet. Am 30. Mai 1899, zur Zeit des evangelischen Seminars in Schöntal (1810–1975), erfolgte eine erneute Umbettung der Gebeine ins Querschiff der Klosterkirche, am Zugang zum Kreuzgang.

Petrus Haas und Christoph Haan hatten im Schweizer Exil gelobt, eine Rosenkranzbruderschaft zu gründen, wenn sie heil nach Schöntal zurückkämen. Als sich diesem Vorhaben Schwierigkeiten entgegenstellten, soll der verstorbene Petrus Haas Abt Haan im Traum erschienen sein und ihm gesagt haben, er sollte getrost sein (consolare), wenn die Bruderschaft nicht in Schöntal gegründet werden könne, bestünde doch Hoffnung an einem anderen Ort (alias locus spei). Tatsächlich gelang dann die Gründung im benachbarten Bieringen. Diese Klosterlegende wird auf einem Bild im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche dargestellt.[1]

gge, Aug. 2023

  1. Württembergisch Franken: Jahrbuch des Historischen Vereins für Württembergisch Franken, Bände 42–45, Der Verein, 1958; Friedrich Albrecht: Abt Benedikt Knittel und das Kloster Schöntal als literarisches Denkmal. Sonderheft 50/1989. Schiller-Nationalmuseum und Deutsches Literaturarchiv, 1989, S. 18–19; Georg Himmelheber: Die Kunstdenkmäler des ehemaligen Oberamts Künzelsau. München: Deutsche Verlags-Anstalt 1962, S. 305.

Daten:

Prof.: 1626; Sac.: 6. März 1632.

Literatur:

Die Deutschen Inschriften 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 612† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0061200 · Martyrologium Sancrucense, S. 278.

Zitierempfehlung: Haas, Petrus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.08.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Haas,_Petrus

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