Hermann von Rein

Hermann von Rein

Hermann von Rein

Hermann de Runa, Hermannus Runensis

Zisterzienser der Abtei Rein; Prediger

fl. 2. Hälfte 12. Jhdt.

Hermann war in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Mönch und Priester im Zisterzienserstift Rein. Er dürfte der zweiten oder dritten Mõnchsgeneration nach der Gründung der Abtei 1129 angehört haben. Über ihn ist kaum etwas bekannt. Spekuliert wird u. a., ob er vielleicht Abt war zwischen dem 1165 gestorbenen oder resignierten Gründerabt Gerlach und dem 1189 verstorbenen Abt Ortwin, der in einem Nekrolog (irrtümlich?) als dritter Abt bezeichnet wird. Wahrscheinlich ist, dass er der geistliche Leiter der Mönchgemeinschaft im Zeitraum von 1165 bis 1184 war, für den das Verbrüderungsbuch des Chorherrenstiftes Seckau keinen Abt, sondern nur einen „Hermannus presbyter“ anführt.

Hermann zählt zu den großen Predigern des Hochmittelalters. Seine lateinischen Predigten, Sermones Festivales, 108 an der Zahl, wurden zu den Festtagen im Kapitelsaal des Klosters gehalten und vermutlich um 1173 von einem professionellen Schreiber des Reiner Skriptoriums im großen Pergamentkodex 94 aufgezeichnet.

Die Predigten zeigen Hermann als einen Mann von hoher Bildung, belesen in den wichtigsten theologischen Schriften seiner Zeit, wie denen des Zisterziensers Bernhard von Clairvaux, von dessen Sermones er viele Stellen wörtlich übernimmt, aber auch in denen antiker Autoren wie des römischen Philosophen Seneca. Hermann schrieb Predigten zu den Herrenfesten, über die Jungfrau Maria und über die Heiligen. Eine für den Adventsbeginn gehaltene Predigt trägt die Jahreszahl 1172. Randnotizen in der Predigthandschrift zeigen, dass Hermanns Predigten bis ins 17. Jahrhundert hinein verwendet wurden. Da auch die Handschrift 52 von Lilienfeld einst Predigten eines Mönches Hermann enthielt, ist davon auszugehen, dass die Predigten auch in anderen Zisterzienserklöstern verwendet wurden.

Im 20. Jahrhundert wurden die Predigten von dem niederländischen Zisterzienser Edmund Mikkers OCSO transliteriert und sowohl in einer Studienausgabe als auch in einer ledergebundenen Prachtausgabe publiziert. Eine französische Übersetzung wurde 2015 von Pierre-Yves Emery von der Communauté de Taizé herausgegeben. Eine deutsche Übersetzung steht noch aus.

gge, Dez. 2020


Werke:

Sermones Hermanni de festis Domini, de b. Virgine et de Sanctis, Codex lat. Runensis 94 · Mikkers, Edmundus; Theuws, Josephus; Demeulenaere, Roland (Hrsg.): Hermanni de Runa 0.Cist, Sermones Festivales (= Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis ; 64). Turnhout: Brepols, 1986. ISBN 978-2-503-03641-0 · Emery, Pierre-Yves: Hermann de Reun: Sermons (= Corpus Christianorum in Translation ; 25). Turnhout: Brepols, 2015. ISBN 978-2-503-55145-6

Literatur:

Grill, Leopold: Hermann von Rein, in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 650 · Rinner, Werner: Hermann von Rein – Sermones Festivales, in: Elisabeth Brenner (Hg.): Stift Rein. Geschichte – Kultur – Glaube. Sammelband der Segmente–Schriften des Reiner Kreises. Kumberg: Sublilium Schaffer, 2018, S. 219ff. · Müller, Norbert: Bedeutende Reiner Konventualen, in: Rappold, Paulus (Hg.): Stift Rein 1129-1979. 850 Jahre Kultur und Glaube. Festschrift zum Jubiläum. Rein 1979, S. 411ff.

Normdaten:

GND: 100966993 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Hermann von Rein, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.12.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hermann_von_Rein

Vorlage:Page.name: HERMANN von Rein OCist – Biographia Cisterciensis