Keller, Bernhard

Bernhard Keller

Bernhard Keller

29. Abt des Klosters Wettingen 1649–1659

* 25. Mai 1608 Luzern
06. Juli 1660 Würenlos

Bernhard Keller, Taufname Wilhelm, stammte aus einer Luzerner Metzger- und Wirtsfamilie. Sein Vater Johann Keller wurde 1615 mit der neuen Wirtschaft beim Wallfahrtsort Werthenstein belehnt, die nachweislich drei Generationen in der Familie blieb. Seine Mutter hieß Barbara Ratzenhofer. Neben dem Bruder Kaspar, der als Metzgermeister die Wirtschaft weiterführte, wählten mehrere Geschwister den geistlichen Beruf: eine Schwester Benedikta († 1667) war von 1644 bis 1663 Äbtissin des Klosters Hermetschwil OSB, ein Bruder Johann Kanonikus in Luzern und Beromünster. Seine Schwester Franziska Keller war von 1653 bis 1666 Äbtissin des Klosters Rathausen, auch wenn Dominikus Willi sie in seinem Album Wettingense als Nichte bezeichnet. Sein Großneffe Leodegar Keller (1642–1722) erhielt 1719 von Kaiser Karl VI. den Adelsbrief und das Prädikat „Keller von Kellern“.

Wilhelm Keller besuchte von 1617 an das Jesuitengymnasium in Luzern und legte am 20. August 1625 als fr. Bernhard in der Zisterzienserabtei Wettingen die Ordensgelübde ab. Am 25. Mai 1629 wurde er in Luzern zum Subdiakon geweiht und am 5. Juni 1632 zum Priester. Am 30. September 1642 bestellte ihn der päpstliche Nuntius zum Notarius Apostolicus. Vom 12. November 1633 bis 1648 war Keller Pfarrer in Würenlos, vom 20. November 1648 bis zum 26. Juni 1649 Großkellner. Am 26. Juni 1649, dem Tag nach der Beerdigung des Abtes Nikolaus von Flüe wurde er unter dem Vorsitz des Vaterabtes Thomas Schwab von Salem zum Abt gewählt, in der alten Form des Scrutiniums, d.h. durch mündliche Befragung jedes einzelnen Wahlberechtigten.[1]. Skrutatoren waren Abt Dominikus Tschudi OSB von Muri und Abt Edmund Schnyder von St. Urban. Schon am 4. Juli d. J. bestätigte Generalabt Claude Vaussin von Cîteaux die Wahl und bevollmächtigte Abt Edmund Schnyder mit der Benediktion, die dieser am 11. Juli unter Assistenz der Benediktineräbte Bernhard v. Freyburg von Rheinau und Dominicus Tschudi von Muri in der Klosterkirche Wettingen vornahm. An der Zeremonie nahmen auch die Ehrenvertreter der katholische Kantone teil. Die Bestätigung des Nuntius traf erst am 25. November 1650 in Wettingen ein, weil Nuntius Francesco Boccapadulio beanstandete, dass die Wahl ohne seine Mitwirkung zustande gekommen war.

In den ersten Jahren seiner Regierungszeit ließ Abt Bernhard durch Salemer Mönche, die wegen des Dreißigjährigen Krieges in Wettingen Zuflucht gefunden hatten, ein Verzeichnis und Register aller Urkunden des Wettinger Klosterarchivs erstellen. Zur Klärung und Sicherung der Besitzverhältnisse wurden in dieser Zeit auch einige Bereine revidiert und neu gefasst. Dank seines wirtschaftlichen Talents wurden mehrere glückliche An- und Verkäufe getätigt. 1656 verkaufte und kaufte er Silber und ließ daraus eine Monstranz, Bilder und Tafelgeschirr fertigen. Die finanzielle Notlage nach dem Ersten Villmerger Krieg 1656 nötigte den Abt jedoch, einige Konventualen für einige Zeit zu ihren Angehörigen zu schicken. Dieser Religionskampf zwang Abt und Konvent zu Fluchtvorbereitungen, jedoch blieben sie dank der Sicherheitsgarantien der Schirmorte unbehelligt.

Das religiöse Leben in Wettingen bereicherte Abt Bernhard 1651 durch Erwerb der Reliquien der Katakombenheilien Marianus und Getulius und ihre feierliche Translation in die Abteikirche am Sonntag, den 12. Mai 1652. 1652 gründete er eine marianische Bruderschaft und öffnete das Laienschiff der Klosterkirche auch für Frauen. Dazu waren der Umbau der Vorhalle und die Errichtung einer Kanzel im Langhaus notwendig. Erwähnenswert ist auch ein Graduale, das der später ins Kloster Neuburg im Elsass übergetretene Konventuale Bonaventura Zimmermann schrieb. In den 1650-er Jahren kam es mit dem Konstanzer Ordinariat zu Differenzen über die Pfarrkirche Wettingen.

Abt Bernhard resignierte am 13. September 1659 „infolge eingetretener Zerwürfnisse“ (Willi), indem er dem Visitator vor dem versammelten Konvent Stab, Siegel und Schlüssel übergab, und zog sich auf den Klosterhof Würenlos (Bickgut) zurück, wo er schon am 6. Juli 1660 starb, erst 52 Jahre alt. Er liegt im linken Seitenschiff der Klosterkirche vor dem Altar der hl. Marianus und Getulius begraben. Der Konvent bestand bei Abt Bernhards Rücktritt aus 31 Priestern und 7 Konversen. Nachfolger wurde sein gleichaltriger Konprofesse Gerhard Bürgisser.

Abt Bernhard Keller hinterließ ein ausführliches Diarium, das jedoch bei der Säkularisation 1841 in Verlust geraten zu sein scheint.

gge, Juli 2018

  1. Nach dem vom Abt von Muri gesungenen Heilig-Geist-Amt wurden die Wähler einzeln aus dem Chor in die Sakristei gerufen und nannten dort dem Präses kniend den Namen ihres Kandidaten. Danach verfügten sie sich wieder in ihre Chorstalle.

Daten:

Prof.: 20. Aug. 1625; Sac.: 5. Juni 1632; Abbas: el. 26. Juni 1649, ben. 11. Juli 1649, res. 13. Sep. 1659.

Literatur:

Willi, Dominikus: Album Wettingense: Verzeichnis Der Mitglieder Des Exemten Und Konsistorialen Cistercienser-Stiftes B. V. M. de Marisstella Zu Wettingen-Mehrerau 1227–1904. Limburg a. d. Lahn, Limburger Vereinsdruckerei, 1904, Nr. 594 · Ders.: Zur Geschichte des Klosters Wettingen-Mehrerau, in: Cistercienser Chronik 14 (1902), S. 147–148 · Hägler, André und Kottmann, Anton: Wettingen, in: Helvetia Sacra III/3, S. 473f.

Normdaten:

GND: 136514022 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Keller, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 6.12.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Keller,_Bernhard

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