Wazanini, Thomas

Thomas Wazanini

Thomas Wazanini

Zisterzienser der Abtei Langheim; Pädagoge, Schulinspektor

* 13. April 1773 Scheßlitz
† 25. Okt. 1814 Freising

Thomas Wazanini wurde am 15. April 1773 (nicht 1772, wie Jaeck angibt) in Scheßlitz als ältester Sohn armer Eltern geboren, die sich ihren Lebensunterhalt durch Landkrämerei verdienten. Sein Vater Daniele Wazanini (er starb früh und hinterließ die Witwe mit vier Kindern) war in Italien geboren, wohl auch die Mutter Isabella, geborene Tiranco[1]. Im Studienjahr 1789/90 als Poeta an der Universität Bamberg immatrikuliert, musste Wazanini wegen Krankheit sein Studium unterbrechen. 1791/92 wurde er erneut eingeschrieben.

Wenige Tage nach seinem 23. Geburtstag, am 20. April 1796, trat er in die Zisterzienserabtei Langheim ein, wo er mit sieben Mitnovizen ein umfassendes Studium absolvierte; Jaeck nennt als Lehrer die Konventualen Placidus Geyer (Experimentalphysik), Anton Schliermann (Theologie), Norbert Benkert (Moraltheologie, Kasuistik und Pastoraltheologie), Wunibald Jüngling (Natur- und Staatsrecht) und Nivard Rather (römisches und deutsches Privatrecht und bürgerlichen Prozess).

Der Klosterbrand im Mai 1802 unterbrach die Ausbildung der Novizen. Als die in Bamberg lebende Gräfin von Rotenhan einen Hofmeister (Hauslehrer) für ihren Sohn Karl Julius Heinrich (1791–1847) suchte, benannte Abt Candidus Hemmerlein im April 1803 – drei Monate vor der Säkularisation Langheims – Thomas Wazanini mit dieser Aufgabe, der den Posten auch noch nach der Klosteraufhebung behielt.

Nach viereinhalb Jahren aus dem gräflichen Dienst ausgeschieden, schrieb er sich am 30. November 1807 an der Universität Erlangen ein, einer damals noch ausländischen Hochschule, denn das Fürstentum Bayreuth fiel erst 1810 an Bayern. Bereits am 8. Juni 1808 erwarb er dort den Grad eines Doktors der Philosophie, nachdem er die wirtschaftswissenschaftliche Studie »Organism des Individual-, National- und Staatskredits. Beytrag zur Beförderung vaterländischer Industrie« (Erlangen 1808) vorgelegt hatte. Überdies publizierte er Beiträge in Harls »Kameralkorrespondenten« und anderen gelehrten Zeitschriften.

Noch im Jahr seiner Promotion ernannte der König von Bayern Wazanini zum Progymnasiallehrer in Neuburg a. d. Donau. Im Herbst 1810 wurde er zum Klassenprofessor am Gymnasium bei St. Anna in Augsburg befördert und 1812 zum ersten Inspektor des unmittelbar zuvor von München nach Freising verlegten Schullehrerseminars berufen. Er starb, nur zwei Jahre im Amt und erst 41 Jahre alt, am 25. Oktober 1814 in Freising, wie Jaeck sagt an einer „Leberverhärtung“.

Der Bibliothekar Joachim Heinrich Jaeck, 1796 zugleich mit Thomas Wazanini in die Abtei Langheim eingetreten, veröffentlichte im Jahr nach Wazaninis Tod eine Gedenkschrift auf den Verstorbenen in der Galerie der vorzüglichsten Staatsmänner und Gelehrten deutscher Nation, die der Nürnberger Verleger Johann Philipp Moser herausgab. 1816 erschien das Lebensbild im selben Verlag als Separatdruck.

gge, Sep. 2023

  1. Archiv des Erzbistums Bamberg (AEB), Pfarrmatrikel Scheßlitz, Bd. 6, S. 228.

Daten:

Vest.: 12. Mai 1796; Prof.: sol. 14. Mai 1797.

Werke:

Organism des Individual-, National- und Staatskredits. Beytrag zur Beförderung vaterländischer Industrie. Erlangen 1808.

Literatur:

Jäck, Joachim Heinrich: Biographie des verstorbenen Oberinspektors Herrn Dr. Thomas Wazanini, am königl. baier. Schullehrers-Seminar zu Freysingen. Nürnberg, 1816 … Dippold, Günter: Thomas Wazanini (1773–1814): Mönch und Erzieher, in: Der Vergangenheit auf der Spur: Lebensbilder aus dem Bamberger Land. Bamberg, 2014, S. 68–70. ISBN: 978-3-00-045254-3 · Baumgärtel-Fleischmann, Renate: Bamberg wird bayerisch: die Säkularisation des Hochstifts Bamberg 1802/03. Bamberg: Historisches Museum, 2003, S. 139–140 (G.D.)

Zitierempfehlung: Wazanini, Thomas, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Wazanini,_Thomas

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